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Es werden Posts vom 2015 angezeigt.

Auf Nimmerwiedersehen 2015 - Das Jahr ist voll!

Es ist wieder soweit! Die Brauseboys setzen zum 10. Mal an zu ihrer rituellen Jahresbilanz und schauen  zurück  auf  2015 –  ein  Jahr  zum  Davonlaufen. Kann  man  darüber  einen unterhaltsamen Rückblick machen? Die Brauseboys sind sich sicher: „Wir schaffen das!“ – Ein   Abend   zwischen   Homs   und   Heidenau,   Amok   und   Abgasbetrug,   Grexit   und Willkommenskultur,   zwischen   Masern,   Grippe,   Dresden   und   anderen   ansteckenden Krankheiten.  Satire  vom  Blatt,  Liedgut  vom  Klavier  und  Bilder  von  der Wand  von  der Weddinger Vorlese-Boygroup. Der Vorverkauf läuft, erste Termine sind bereits ausverkauft.

Brauseboys am 10.12 mit Gregor Mothes

Bewegungsdrang (von Frank Sorge) Das Baby hat Bewegungsdrang, entdeckt zuerst den Rückwärtsgang. Es schiebt sich dabei, Trauerspiel, immer weiter weg vom Ziel. Doch bleibt die Laune angeregt, denn Fakt ist ja, es wird bewegt. Kommt es an der Wand ans End', wird sich gar' einmal vorgestemmt. Mir macht diese Ansicht klar, schon nach einem halben Jahr ist allzumenschlich alles da.

Brauseboys am 3.12.: Offene Türen

Notizen für ein Väterhilfswerk (von Frank Sorge) Endlich also kann ich erzählen, wie das als Vater so ist: Ich stehe früh auf, trinke fast keinen Alkohol, der Tabakverbrauch ist minimal, ich nehme 'dönerarme' Kost zu mir, ich nehme ab. Ich hatte damit gerechnet, dass ich z.B. das Rauchen zeitweilig einstelle, um die Gesundheit der Kinder nicht durch Passivqualm zu gefährden. Aber dass ich sogar anfangen werde, Zigaretten wegen mir selbst wegzulassen, das war eine Überraschung.  Die Zwillinge hatten mich schon nach wenigen Wochen gut erzogen, nach fast einem halben Jahr fühle ich mich gesund wie nie. Abgesehen von den Gelenkschmerzen, der Übermüdung, den ständigen Erkältungen und der notorischen Abgespanntheit. Wie sie das machen, weiß ich nicht, vielleicht reicht es schon, dass sie sich freuen, mich zu sehen. Oder es reicht schon, dass ich mich freue, sie zu sehen. Dabei hilft es natürlich, wenn man als Vater nicht unter der Erde liegt. Was aber nicht geht, so sehr ich

Brauseboys am 26.11. im Mastul: Ja, du

Nee, du (von Frank Sorge) Nach dem ersten Schreck erschien es mir doch nicht so abwegig, Xavier Naidoo zum Eurovision zu schicken. Eindeutig vorbei ist jetzt die Chance, die trüben Gesichter des Naidoo-Teams in Stockholm zu sehen, wenn Ungarn noch einen verschwörerischen Trostpunkt spendet und den deutschen Titel damit von Platz 24 auf Platz 23 hievt. Auch nicht ganz reizlos hätte es im Vorfeld sein können, ein Lied für ihn auszuwählen. Der Schwarm hätte es schon gerichtet, das 'passende' Lied zu finden, im Zweifel genau das, das er selbst auf keinen Fall ausgewählt hätte. Ich könnte mir da so Lieder vorstellen wie "Screaming when i'm singing", "I'll never sing again" oder, etwas weniger negativ, "Dancing like a frog" oder "Buddelbibu - der Plumpssack bist du." Womöglich hätte das einen ganz eigenen Unterhaltungswert gehabt. (Und hier zum selben Vorgang Heiko Werning: Heim ins Reich - Warum die Ausladung Xavier Naidoos no

Brauseboys am 19.11. im Mastul: Winterquartiere

Erzieherische Maßnahme (von Frank Sorge) Ich sitze ohne die Kinder bei der Kinderärztin, um ein Rezept abzuholen. Das Wartezimmer direkt am Empfang ist voller Mütter mit Nachwuchs, ich werde zum Warten in den Flur geschickt. Da falle ich als Mann nicht so auf. Ohne Kinder bei der Kinderärztin zu sitzen, fühlt sich merkwürdig an. Wie Bahnfahren ohne Fahrkarte, ein Termin bei der Auto-Werkstatt ohne Führerschein. Es wuseln aber genug Kinder umher, denen das egal ist, es herrscht Vätermangel. Plötzlich wird es warm an meiner Seite, ich drehe den Kopf und sehe einen kleinen Jungen neben mir sitzen, der sich vertraulich anlehnt und mich kurz adoptiert. 'Hammed' ruft eine Mutter und er verschwindet. Der Geräuschpegel im Wartezimmer nebenan schwillt langsam an, ich kann mich im Flur kaum noch auf das Warten konzentrieren. Immer dichter wird das Gewühl aus Geplapper, Geschrei und Getobe, neue Patienten treffen ein. Der Dampfkessel läuft über und die Sprechstundenhilfe meldet

Brauseboys am 12.11.: Nach Feierabend

Arbeit durch Freude (von Frank Sorge) Nach der Sanierung und dem Einzug der Arbeitsagentur in den Rathausturm am Leopoldplatz, hat der Wedding endlich die Kathedrale, die er verdient. Der staunende Kunde betritt sonnendurchflutete Gänge, die mit Geräuschen des Waldes bespielt werden, ihm werden probiotische Erfrischungen gereicht. Arbeitsbischof Schmidtski erläutert den neuen Ansatz im Problemkiez: “Wir haben festgestellt, dass der Übergang in die vermittelte Arbeit zu schroff war. Jetzt, da die Arbeitslosenzahlen einen historischen Tiefstand erreicht haben, konnten wir uns die Zeit nehmen, auch einmal unsere Abläufe zu optimieren.” Es wäre nicht leicht, Abschied von der Untätigkeit zu nehmen, die Jobcenter hätten dies lange unterschätzt. Viele ihrer Kunden wären auf der neuen Arbeit nicht zurechtgekommen, oft wären sie als ehemalige Arbeitslose identifiziert und mit Vorurteilen konfrontiert worden. Daher gäbe man Neuankömmlingen jetzt ohne jedes Entgeld einen frischen Haarsc

Brauseboys am 05.11.: Technologische Innovation

Technologische Innovation (Robert Rescue) Was den Routenplanern für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin noch fehlt - ein Hinweis, welche Sorte von Fahrgästen auf der gewählten Route mitfährt. 12 grölende Junggesellen mit Strohhüten, die untalentiert und besoffen »Eisgekühlter Bommerlunder« singen. Schreckliche 11 Stationen lang.

Brauseboys am 29.10.: Es liegt was in der Luft

Es liegt was in der Luft (Robert Rescue) Sie spricht ein unverständliches Sächsisch. Er trägt einen Tuareg Turban und einen chilenischen Wollumhang. Draußen sind es 27 Grad. Er macht nicht den Eindruck, als kümmere ihn das Wetter. Sie fragen, ob es was zu kiffen gibt. Die Tresenschicht baut einen Joint. Eigentlich will ich nach Hause gehen, aber etwas macht mich misstrauisch. Es liegt was in der Luft. Nach dem Joint wankt er nach draußen und vollzieht auf dem Bürgersteig irgendwelche Dinge, die man vielleicht als Aktionskunst bezeichnen könnte. Er läuft dreimal hin - und her, spreizt die Arme, als wolle er zum Flug ansetzen und drei Mal legt er sich auf die Fresse. Ich schaue von meinem Tresenplatz gespannt zu und frage mich, was als nächstes kommt. Dann geht er zur Toilette. Plötzlich ruft er: „Da ist ja mein Eimer. Endlich finde ich ihn wieder.“ Ich wuchte mich vom Hocker und gehe ihm nach. Ich sehe, wie er versucht, vom Putzeimer den Aufsatz abzureißen. „Das ist der Eimer,

Brauseboys am 22.10.: Auf alles gefasst sein

Auf alles gefasst sein (Robert Rescue) Jedes Mal, wenn ich einkaufe und die Waren einpacke, überkommt mich die Furcht, Opfer einer Geiselnahme zu werden. Ich wäre nicht darauf vorbereitet. Mental schon, aber nicht zeitlich. Meine Einkäufe erledige ich stets vor einem anderen Termin, meist einem Auftrittstermin, und wenn ich den verpasse, verdiene ich kein Geld. Wie würde ich mich verhalten? Ich glaube, ich würde all meinen Mut zusammennehmen, auf den Mann mit der Pistole zugehen, mich wutentbrannt vor ihm aufbauen und brüllen: „Meine Güte, kannst du nicht in fünf Minuten wiederkommen, wenn ich weg bin?“

Brauseboys am 15.10.: Öffentlicher Nahverkehr

Risiko im öffentlichen Nahverkehr (Robert Rescue) Einen Moment lang war ich perplex, als Silke an der Station Osloer Straße in die Tram stieg. Ich hatte gerade Streit mit ihr und wollte ungern die drei Stationen in Richtung Stammkneipe mit ihr gemeinsam verbringen. Sie bemerkte mich nicht und setzte sich vorne hin. Ich drehte ihr den Rücken zu. Zwei Stationen später stiegen Kontrolleure zu. Verdammter Mist, um die Uhrzeit. Sie kamen auf mich zu, ich saß in der Falle. Dann kam mir die rettende Idee. „Silke“, rief ich laut. Sie drehte den Kopf, stand auf und kam auf mich zu. Als sie mich erreichte, sagte ich zu den Kontrolleuren: „Monatskarte.“ Dafür musste ich ihr mindestens ein Bier ausgegeben. Vielleicht auch zwei.

Brauseboys am 08.10.: Der Weddinger - bewehrt mit Zement

Der Weddinger - bewehrt mit Zement  (Robert Rescue) ... Es ist Wochenende, wie immer, wenn man Zahnschmerzen hat und fürs erste verspricht Nelkenöl eine Linderung. Ich presse mir ein Wattestäbchen auf den Zahn, der, so wie er im Spiegel aussieht, eigentlich schon tot sein müsste und spüre, wie der Schmerz nachlässt. Ich schmecke das Nelkenöl in der Mundhöhle. Es ist eine widerliche erste Hilfe. Man kann danach trinken oder essen, was man will, alles schmeckt nach Nelke. Stundenlang ...

Brauseboys am 01.10.:  Der goldene Herbst

Die schlimmste Zeit meines Lebens (Robert Rescue) Zwischen Wedding und Gesundbrunnen befanden sich in der S-Bahn so viele Leute, das ich mich nicht bewegen konnte. Womöglich war das die erste S-Bahn, die an diesem Tag fuhr, was die vielen Leute erklären würde. So eingeklemmt gelangte ich nicht an meinen MP-3 Player, wo gerade das schlimmste Lied lief, das ich kannte. Ich hatte vergessen, es aus dem Mix zu löschen. Es waren die schlimmsten drei Minuten und 21 Sekunden meines Lebens.

Brauseboys am 24.9.: Der letzte Schluck Mampe

Leute dissen im La Rosa (Robert Rescue) Ein junger Mann kommt herein. Er trägt eine von diesen modernen Herrenhandtäschchen. „Ich hätte gerne eine Pizza Tolu.“ „Tolu?“, fragt der Mann hinter dem Tresen. „Ja, eine Pizza Tolu oder Todu oder Bolu.“ „Bolu ist auf der anderen Seite“, erwidert der Pizzaverkäufer. „Der türkische Markt. Da gibt es aber keine Pizza.“ „Ich möchte eine Pizza mit Thunfisch“, sagt der junge Mann jetzt irritiert. Der Verkäufer schaut zu mir und zeigt auf den nun nervösen Kunden. „Der meint Tonno, oder?“ „Oblo tassak“, sage ich plötzlich in einer Fantasiesprache. „Grog od tu spell, par dus krom balak asopen pele? Bele tok nadu bast fart? (Warum, so frage ich mich, hat der junge Mann mit seinem modernen Herrenhandtäschchen nicht auf die große Speisekarte hinter dir geschaut? Kann seine Generation das nicht mehr?“) Der Verkäufer nickt zustimmend. „Sie wollen also eine Pizza Tonno?“, fragt er. „Ja, irgendwie so“, antwortet der junge Mann und

Brauseboys am 17.9.: Die Gunst des Publikums

Die Menschheit muss untergehen, sie muss einfach (Robert Rescue) Vor mir im Einkaufscenter steuern zwei ältere Männer die Rolltreppe an. Sie haben Einkaufswagen bei sich, die jeweils mit acht Kisten Bier beladen sind. Ich steuere die Treppe an und denke mir noch, die wollen doch nicht etwa die Rolltreppe benutzen, da stellt sich der vordere samt Wagen auf die Stufen. Als diese sich zu senken beginnen, rutscht die oberste Kiste weg. Er versucht sie aufzuhalten, aber da kippt der ganze Wagen nach vorne. Weitere Kästen setzen sich in Bewegung, das Unglück nimmt seinen Lauf. Gefolgt von einem lauten Bersten der Flaschen überschlagen sich Mann und Wagen mehrere Male, bis beide schließlich unten ankommen. Selten habe ich so viel Glas scheppern gehört. Mitleid empfinde ich für ihn nicht, er hätte es besser wissen müssen. Sein Kumpel ruft von oben: „Das kannst du doch nicht machen“, aber dieser Ratschlag kommt etwas zu spät. Übrig bleiben eine halbe Kiste Bier, ein Depp mit Kopfverletzun

Brauseboys am 20.8.: Ein Linktipp

Neueröffnung (Robert Rescue) Eigentlich hätte man es sich denken können. Es gibt im Internet eine Seite, wo man die Neueröffnung von Läden aller Art melden kann, nämlich bei www.neueröffnung.info . Der User »Bonner« hat bereits über 100 Neueröffnungen im gesamten Bundesgebiet gemeldet und belegt damit den Top-Platz. Hat der zu viel Zeit und ein spezielles Hobby? Für jede Meldung bekommt man Punkte und einen Euro. Ein zeitaufwändiger, aber vielleicht interessanter Job. Nur auf Partys davon erzählen sollte man wohl nicht.  Wer Interesse hat, kann sich benachrichtigen lassen, wenn es weitere Neueröffnungen in beispielsweise Wolfratshausen zu vermelden gibt. Leute, die sich dafür begeistern können, finden sich bestimmt, und sei es der User »Bonner«.

Brauseboys am 13.8.: Hipster vor Glastonne

Hipster vor Glastonne (Robert Rescue) Ein Hipster steht vor mir an den Altglastonnen. Er hält eine durchsichtige Plastikflasche in der Hand und will sie irgendwo reintun, zögert aber. Sein Arm wandert von links nach rechts, dann wieder zurück und schließlich verschwindet die Flasche in der grünen Tonne. Doppelt doof, würde ich sagen.

Brauseboys am 06.8.: Fifty Shades of Earl Grey

Neulich am U-Bahnhof Kottbusser Tor (Robert Rescue) Am Bahnsteig lief ein Mann mit einem altmodischen CD-Player den Bahnsteig rauf und runter und redete mit dem Gerät. Anfangs dachte ich noch, er würde einen Song einüben, weil er zu dem Gedudel sprach. Vielleicht irgendwas mit Hip Hop, versuchte ich mir das seltsame Szenario akzeptabel zu reden. Aber wie ich ihn so beobachtete, wurde mir klar, dass ich mich irrte. Er führte eine Unterhaltung mit dem Gerät. Das kann auf Dauer nicht gut sein, dachte ich mir und stieg in die U-Bahn ein. Eine Weile später war ich froh, wieder im Wedding zu sein. Hier gibt es auch verrückte Typen, aber nicht von diesem Kaliber.

Brauseboys am 30.7.: Mit Gottes Beistand

Bus fahren in Dubrovnik (Robert Rescue) In Reiseführern findet sich zu nahezu jeder Stadt der Welt ein Hinweis auf eine wichtige Verhaltensweise. In Rom beispielsweise sollen vor allem deutsche Touristen die Spaghetti nicht mit einem Löffel essen, denn das gilt bei den Römern als verachtenswerte, teutonische Angewohnheit. Im türkischen Antalya soll man sich in der Öffentlichkeit nicht die Nase putzen, das verträgt sich nicht mit der Religion oder der Kultur oder beidem. Für das kroatische Dubrovnik weisen die Reiseführer in aller Deutlichkeit auf eines hin - man gibt dem Busfahrer das Fahrtgeld (15 Kuna) passend, sonst nimmt er einen nicht mit oder Schlimmeres.

Brauseboys am 23.7.: Der Superdöner

Der Superdöner (Robert Rescue) Lange schon rege ich mich darüber auf, wie viel Beilage die Verkäufer in den Döner packen. Gerade die Tomatenscheiben fallen mir beim Bezahlen schon runter und nehmen ein paar Zwiebeln mit. Vielleicht überfordert es die Döneristen, dass man den draußen essen will. Eines Tages wird der Tag des Superdöner kommen. Ich werde vor dem Geschäft stehen mit dem Döner und wenn ich dann reinbeiße, wird das Gemüse und das Fleisch links und rechts herunterfallen und meine Zähne treffen auf die nackte Brottasche.

Brauseboys am 16.7.: Weltsicht

Weltsicht (von Robert Rescue) »Hey, du Arsch, so kannst du fahren, wo du herkommst, aber nicht in Berlin«, rufen zwei angetrunkene Typen einem rechtsabbiegenden Auto hinterher, das an ihnen vorbeirast, als sie bei Grün die Straße überqueren wollen. Das Fahrzeug hat ein Berliner Kennzeichen. Korrekt müsste es also heißen: »Hey, du Arsch, so kannst du fahren, wo du herkommst, aber nicht im Wedding.«

Brauseboys am 9.7.: Kühle Texte

Bei der Kinderärztin (von Frank Sorge) Wie es mit den Zwillingen läuft, will die Kinderärztin wissen. Wir erzählen ein wenig, es ist nichts Schlimmes, dann fügt sie an: "Ach, Sie sehen selbst ja auch sehr entspannt aus". "Müde", denke ich, " wir sehen bestimmt einfach nur elend müde aus." "Das überträgt sich ja von den Eltern auf die Kinder", führt die Ärztin aus. "Nein", denke ich, "würde sich unsere Müdigkeit auf sie übertragen, wären wir ja nicht so müde." Das wäre so paradox wie herrlich. Denn wenn sich die Kinder von unserer Müdigkeit anstecken ließen, wären wir bald in Folge ausgeschlafen und hellwach, was sich auf die Kinder übertragen würde, womit wir danach wieder müde gespielt werden. Was sich dann wieder übertragen soll? So ganz leuchtet mir die These des Übertragens nicht ein - das Schreien haben sie jedenfalls nicht von uns. Dafür sind wir, naja, zu entspannt.

Brauseboys am 2.7.: Die Latte hochlegen

Donnerstag, 02.7. / 20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zwölf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. Iris Schwarz Mädchen aus Berlin

Brauseboys am 25.6.: Brausetalk Wedding

Ungewohnte Nähe (Robert Rescue) Neuerdings erlebe ich so eine komische Freundlichkeit und Nähe, wenn ich beim Saray einen Döner bestelle. Einer der Spießschergen scheint mich in sein Herz geschlossen zu haben. »Wie geht es dir, mein Freund«, fragt er nach. »Kommst du von der Arbeit?« Beim ersten Mal habe ich geschwiegen und ihn irritiert angeschaut. Beim zweiten Mal habe ich mir gedacht, der Chef habe eine Freundlichkeitsoffensive gestartet und der eine sei der einzige, der versucht, sie umzusetzen. »Geht so«, habe ich wortkarg geantwortet und mir gedacht, ich müsse mal eine Weile mit dem Döner aussetzen, so lange, bis er mich nicht mehr kennt. Das geht schließlich zu weit mit dieser Freundlichkeit. Vor kurzem war ich bei der Stehpizzeria »La Rosa«. Plötzlich sprach mich der Pizzaknecht an: »Seit ich vor drei Monaten mit dem Rauchen aufgehört habe, bin ich dicker geworden.« Ich war vollkommen überfordert von seiner Anbiederung. War ich sein Onkel oder Bruder? Ich quälte mich zu ei

Brauseboys am 18.6.: Brausetalk Wedding

Zuviel Polizeiticker gelesen (Robert Rescue) Mir klaut einer bei Aldi den Pfandbon, als dieser vom Automaten ausgegeben wird. Der Dieb läuft augenblicklich zur Kasse, drängelt sich vor und will ihn einlösen. Ich rufe in Richtung Kasse: »Hilfe, der hat mir den Pfandbon gestohlen.« Die Kassiererin reagiert geistesgegenwärtig und verweigert die Auszahlung. Der Täter flüchtet ohne Beute.

Brauseboys am 11.6.: Brausetalk Wedding

Typ im Spätkauf (Robert Rescue) Ein junger Mann, der gerade eine 16-Rollen-Packung Klopapier in einer Drogerie eingekauft hat, stellt sich vor den Tresen und fragt: „Habt ihr zufällig ein oder zwei Euro Münzen übrig, die ihr nicht mehr braucht?“ „Nee, haben wir leider nicht“, sagt der Besitzer sofort und deutlich erkennbar am Rande der Höflichkeit. „Ist Monatsanfang, wisst ihr“, sagt der Typ und geht wieder raus. Hat er da was verwechselt? Heißt es nicht Monatsende? Und warum legt er die Latte so hoch, anstatt nach 10 oder 20 Cent Münzen zu fragen?

Wedding-Wochen im Juni: Mit Brause-Talk

Der Brausetalk - die Weddinger Live-Talkshow! Neben den angemessen übertriebenen Glorifizierungen des Kiezes bringen wir fundierte Gespräche über seine Gegenwart, Zukunft und Eigenheiten auf die Bühne. Ob Gewerbetreibende, Filmemacher, Künstler, Politiker, Engagierte - alle stehen Rede und Antwort - das sind die neuen Weddingwochen der Vorlesebühne. Garniert wird das natürlich mit Texten von Paul Bokowski, Frank Sorge, Robert Rescue, Volker Surmann und Heiko Werning. Und der Brause-Showband der Woche. Donnerstag, 4.6.: Mit den Talkgästen: Ralf Wieland (SPD), Mike Menke (Kinderschutzbund), Martin Nudow (Regisseur), Hinark Husen (Ex-Brauseboys & Kita-Erzieher). Musik: Primaterz Donnerstag, 11.6.: Mit den Talkgästen: Axel Voelcker (Magazin „Der Wedding“), Julia Boeck (taz), Matthias, Hera & Thorgen (Nussbreite), Gerhild Komander (Stadthistorikerin). Musik: Whisky & Rhymes Donnerstag, 18.6.: Mit den Talkgästen: Daniel Gollasch (Grüne), Martin Helmbrecht (Regis

Brauseboys am 04.6.: Brausetalk Wedding

Der Tankgutschein (von Robert Rescue) »Sie bekommen noch einen Tankgutschein über 5 Euro«, sagt die Kassiererin im REAL zu mir. »Der Drucker für den Gutschein ist aber gerade defekt. Gehen Sie bitte in den nächsten zwei, drei Tagen mit dem Kassenbon zum Serviceschalter. Da bekommen Sie dann den Gutschein. Ich notiere das Mal.« Sie schreibt »TK offen« auf das Papier und unterschreibt. »Danke«, sage ich und schiebe meinen Wagen weiter. Ich bin erstaunt über ihre Beflissenheit, dabei weiß sie gar nicht, ob ich den Gutschein überhaupt gebrauchen kann. Ich habe kein Auto und kenne in meinem Umfeld niemanden, der regelmäßig ein solches benutzt. Für wie viel kann man mit 5 Euro tanken? Bei Payback- oder Treuepunkten wird immer nachgefragt, ob man die sammelt. Warum nicht auch bei dem Tankgutschein? Ist irgendetwas an mir, was Frau Bratsch so sicher sein lässt, dass ich mit dem Gutschein etwas anfangen kann? Normalerweise schmeiße ich den Kassenbon gleich weg, aber diesmal entscheide ich

Eurovision-Songtextkritik: Israel & Fazit

Israel - Goldjunge Kleine Jungs, die etwas Schreckliches machen - damit ist man vom norwegischen Beitrag aus direkt dann schon beim Beitrag von Israel.  Der Sänger Nadav ist zarte sechszehn Jahre, sieht aber auf dem Foto satte zehn Jahre älter aus. Das ist diese moderne Ernährung, sie werden so schnell groß. Bevor man sich aber fragt, ob alles an ihm so ausgewachsen ist wie das Äußere, singt er auch schon: “Mama!” Und jedes Interesse an der Nummer erlahmt. Wäre er sechs Jahre alt, da würde der Ruf nach Mama noch gehen, okay, aber sechszehn sein und nach Mami schreien, da vergrault man sich rundherum jede Zielgruppe. Selbst die angesprochenen Mütter, die einhellig reagieren würden: “Such dir endlich ne Freundin!”. Aber genau darum geht es ja. Mama, wieder hat mir jemand das Herz gebrochen. Sag ihr, ich glaube, ich kann es nicht mehr ertragen. Mama, wieder hat mir jemand das Herz gebrochen, und um den Schmerz zu lindern, muss ich jetzt schnell auf die Tanzfläche.

Eurovision-Songtextkritik: Norwegen

Norwegen - Ein Monster wie ich Man weiß ja, worauf man sich mit dem Eurovision einlässt. Etiketten wie “Gnadenloser Trash” kommen ja nicht von irgendwoher. Es gibt peinliche Auftritte, es gibt schamlosen Schwachsinn und sicher liegt man nicht falsch, wenn man genau hier den Unterhaltungswert vermutet. Immer wieder ist ein Beitrag aber auch so bekloppt, dass er in keine Schublade der Glitterkommode passt. Dieses Mal kommt er von den Norwegern. Ein Duett im Pärchen, er erzählt, was los ist: Liebling, ich erzähle dir die Wahrheit, ich habe in meiner Jugend etwas Schreckliches getan. Hab den Verstand verloren, die Kontrolle verloren. Ich war nur ein kleiner Junge, ich wusste noch nichts, ich lasse dich lieber gehen… Wie genau kann man auf die Idee kommen, das Bekenntnis zu einer vermutlich grauenhaften Tat zum Liedthema zu machen? Damit man sich dabei auch bloß nichts konkret Schreckliches vorstellt, sondern die Phantasie des Schreckens voll entfalten kann, erzählt er

Eurovision-Songtextkritik: Australien

Australien - Heute Nacht nochmal Eine wichtige Neuerung in diesem Jahr ist die Aufnahme Australiens in den Kreis der trällernden Europäer. Der Teilnehmerkreis ist schon etwas weiter gefasst als das politisch-geographische Europa, manch einer mag aber denken: Australien, das geht zu weit. Oder: Australien, das ist zu weit. Warum also dürfen die dann teilnehmen? Die Antwort ist einfach: Weil sie es doch so gerne wollen. Viele Fans down under schauen den Eurovision, nicht nur wegen der eigenen europäischen Vorfahren. Man muss über Australier wissen: Sie lassen nie eine Gelegenheit zum feiern aus - im Gegenteil, sie konstruieren gerne und ausufernd Gelegenheiten zum feiern, damit es immer eine Gelegenheit zum feiern gibt. So zeltete ich einmal Mitte Juni am Ayers Rock neben einer australischen Jugendgruppe. Am 24.6. feierten sie in der Wüste “Christmas in Summer”, mit Weihnachtsmann, bunten Schirmen in Getränken, Tanz und Gaudi. Ich fragte einen der Betreuer, was es damit auf sich h

Eurovision-Songtextkritik 2015: Ungarn

Ungarn - Kriege für nichts Bei “Ein bisschen Frieden” damals, da ging das noch mit den politischen Aussagen. In den Achtzigern hat man auf Friedenslieder noch gehört. Eine Frau, eine Gitarre, eine Botschaft. Den ungarischen Beitrag in diesem Jahr singt eine Frau, begleitet von einer Gitarre, vielleicht ist die Zeit wieder reif. Im Verlauf des offiziellen Videos singen nach und nach irgendwelche Leute auf der Straße mit, bis sie am Schluss alle in Eintracht das Friedenslied “Kriege für nichts” schmettern: Weißt du, dass unsere Erde vor die Hunde geht, all die Kriege für nichts, es hört nie auf. Jeder verdient eine Chance, all die Seelen, all die Seelen, kannst du sie schreien hören? Das ist harter Tobak für das Wohlstandsohr, schreiende Seelen der Verdammten. Jahrelang hat man sich durch Ablenkungen bunte Ohrstöpsel zugelegt gegen derlei Klagen, und die Sängerin Boggie versucht, sie zu durchstoßen. Dass du in Frieden lebst, heißt nicht, dass es in Ordnung ist, a

Judith Stadlin

Judith von der Lesebühne Satz & Pfeffer scheut auch den langen Weg aus der Schweiz nicht, um uns ins La Luz neue Geschichten und ausgefeilte Sprachspielereien mitzubringen. Sehr zu unserer Freude.

Sebastian Nitsch & Querflötist

Sebastian Nitsch besuchte uns im La Luz und brachte einen freundlichen Querflötisten zur Unterstützung mit, dessen Name zwar genannt und beklatscht - aber von mir sträflicherweise nicht notiert worden ist, um ihn hier nennen zu können.

Eurovision-Songtextkritik 2015: Griechenland

Griechenland - ein letzter Atemzug In den letzten Jahren sprühten die griechischen Beiträgen vor Lebensfreude und Hoffnung. Zu Beginn der Schuldenkrise 2010 hieß es noch “Brennt alles nieder”, von Kellnertypen in weißen Hemden gesungen - dann folgte eine hedonistische Phase mit “Schau, wie ich tanze”, “Aphrodisiakum” und “ Alkohol ist gratis ”, im letzten Jahr mit “Steh auf” ein missglückter Versuch, den katergeplagten Kopf mit Balla-balla-Techno wieder frei zu bekommen. Statt “Steh auf” gewann aber “Steh auf wie ein Phönix”, so mythologisch beklaut von den Österreichern scheint jetzt der musikalische Wille Griechenlands endgültig gebrochen. Maria Elena Kyriakou singt “Ein letzter Atemzug”. Meine Seele, ich glaube ich bin ein Niemand, du hast mich getötet und ich bin am Ende, ohne eine Waffe ist mein Licht ausgeblasen, ich fühle mich betrogen und kann keinen Mut mehr fassen, bin ohne Glaube. Wie konntest du mich verlassen? Ein typisches Griechenland-Gefühl dieser T

Brauseboys am 21.5.: Da kommt was

Foto: Yola Sornsakrin Donnerstag, 21.5. / 20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zwölf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Judith Stadlin (von der Schweizer Lesebühne Satz & Pfeffer) Sebastian Nitsch (Frisch gekrönter Prix-Pantheon-Preisträger. Glückwunsch!)

Eurovision-Songtextkritik: Zypern - Was ich hätte tun sollen

Ein zwanzigjähriger Zypriote hat eine dickrandige Brille auf und einen Plan. Alles singen die immergleichen Liebeslieder, da muss man doch mal ein 'anderes' Liebeslied dagegensetzen. Wo es nicht immer nur um das gleiche Zeug geht, den Flug zum Himmel, die Augen als Sterne. Es braucht da mal eine originelle Wendung, eine Pointe - dann zerplatzen all diese albernen Liebeslieder vor dem einen komischen Lied. So der Plan, den er im Kurzinterview durchscheinen lässt. Er will uns ultimativ überraschen: Heute regnet es, mir ist kalt, und ich  bin neben der Spur, ohne dich. Mein Kopf dreht sich wie verrückt zu der Zeit zurück, als wir… alles mögliche am Laufen hatten. Nicht schon wieder, denke ich, sagt doch einfach mal, was ihr gemacht habt. Wart ihr ein Eis essen, spazieren, im Supermarkt einkaufen, in der Kiste, beim Tierarzt? Jetzt liegt meine Welt in Scherben, wie schnell sich das Leben ändern kann. Ich hab immer alles für dich getan, gab dir mein Herz, du gabst mi

Bird's Free Funk

Bird's Free Funk tragen ihren Jazz gerne von Hannover in den Wedding, so auch an diesem Donnerstag zum traditionellen 'Himmelfahrtskommando". Die gemeinsamen Darbietungen unseres Schlussliedes sind legendär, so auch dieses Mal. Dank an Charlotte, Till und Johannes.

Felix Römer

Der Slam-Veteran und ehemalige Mitweddinger Felix Römer besuchte uns mal wieder, worüber wir uns sehr freuten. Die dicke Lippe hatte er aber wohl schon am Vortag riskiert.

Brauseboys am 14.5.: So wird das

Wie war das? (von Frank Sorge) Papa, wie war das 2015? Ach, da war noch alles anders. Man ist zum Beispiel zurückgetreten, wenn man eine Wahl gewonnen hat. Wirklich? Ja, erst Andreas Kümmert, der eigentlich zum Eurovision sollte, dann der Bremer Bürgermeister... Was ist Bremen? Das war mal eine schöne Stadt, gar nicht weit weg von dem Strand, wo wir immer Urlaub machen. Und was war noch anders? Na, wenn man gestreikt hat gegen die Kommunen, dann so, dass die Kommunen dabei Geld einsparen. Früher gab es noch so Kindergärten, aber dann kam ja auch schon die Revolution. Der große Claus? Ja, genau, der Vorstand des Revolutionsrats hat damals mit den Lokführern um bessere Arbeitsbedingungen gekämpft.  Was waren Lokführer? Raumschiffkapitäne. Und was war Arbeit? Was ganz Unangenehmes, da reden wir mal drüber, wenn du etwas älter bist.

Lea & Saskia

Lea Streisand und SIR (Saskia Inken Rutner) überstrahlen unser Rampenlicht.

Brauseboys am 7.5.: Statt Bahnfahren

(Foto: Yola Sornsakrin) Donnerstag, 7.5. / 20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zwölf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Lea Streisand Saskia Inken Rutner ( SIR )

Eurovision-Songtextkritik 2015: Dänemark

Nachdem für mich und gefälligst für alle Finnlands Punkband als vorzeitiger Sieger des ESC gelten muss, gibt es ja noch die anderen Teilnehmer, die man wenigstens noch einmal sehen möchte, wenn sie sich schon so viel Mühe gemacht haben. Beim Durchgucken der weiteren Lieder muss ich mich korrigieren, das meiste will ich doch nicht sehen. Aber ich muss ja. Dänemark - So wie du bist Man muss die Band aus Dänemark für ihren Bandnamen loben: Anti Social Media, das klingt unangepasst und orginell. Leider ist es das einzige am Beitrag, was unangepasst und originell klingt. In der Selbstbeschreibung nennen sie die Beatles als Vorbild, sie wären vom warmen Sound der Sixties inspiriert. Leider aber klingen sie nicht wie die Beatles oder irgendeine Band aus den Sechzigern, sie klingen ungefähr so wie die Flippers. Auch beim Text erwarte ich nichts, meine Erwartungen werden nicht enttäuscht. “So wie du bist” heißt das Lied und beginnt so: Der Sommer ist da, der Winter vorbei, endlic

Karl

Karl Neukauf ist häufiger schon bei uns Gast gewesen, dennoch versetzen ihn die Osram-Höfe immer wieder sichtbar ins Erstaunen. Sein neues Album "Papperlapapp" ist soeben erschienen.

Robert Klages

Robert Klages war das erste Mal bei uns im Wedding, um Geschichten vorzulesen. In Kreuzberg veranstaltet er die Lesebühne Sprechstunde:Nebensatz zu verschiedensten Themen.

Brauseboys am 30.4.: Lesung in den Mai

(Foto: Yola Sornsakrin) Donnerstag, 30.4. / 20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zwölf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. Robert Klages Karl Neukauf

Eurovision 2015 - Die Sieger stehen fest

Jedes Jahr zur gleichen Zeit machen sich Hundertschaften von Hupfdohlen und Schnuckelhasen bereit für ihren großen Auftritt beim Eurovision Song Contest. Außerdem surft ein Weddinger Vorleser auf die Homepage des Wettbewerbs , um die diesjährigen Liedtexte zu lesen, downzuloaden, zu übersetzen, zu kritisieren. Dieses Mal stehen überraschend schon die Sieger fest: Finnland. Finnland - Ich muss immer Es lohnt sich vermutlich schon gar nicht mehr, überhaupt noch Wetten abzuschließen. Die Gewinner sind eine vierköpfige Punkband aus Finnland: Pertti Kurikan Nimipäivät (Pertti Kurikkas Namenstag). Die Besonderheit der Band, die es seit 2009 gibt, liegt in den Behinderungen ihrer Mitglieder. Drei haben das Down-Syndrom, einer ist Autist. Trotz dieser Schwierigkeiten bieten sie nicht nur den bestmöglichen, kontrapunktischen Punk-Sound zum Wettbewerb, sie haben auch den besten Songtext in der Tasche.  "Aina mun pitää" - Ich muss immer. Ich muss immer aufräumen Ich muss

Jan und Micha vor Kulisse

An diesem Donnerstag hatten wir eine Fremdkulisse im Hintergrund, eine italienische Szene am See. Die Gelegenheit nutze der Verfasser dieser Zeilen, um unsere Gäste  Jan Papke und Michael Bittner malerisch davorzustellen.

Brauseboys am 23.4.: Blühende Fantasien

Zärtlichkeiten mit Fremden (von Frank Sorge) Nach einer Pause im Geburtsvorbereitungskurs kommen wir in einen abgedunkelten Raum zurück, in dem alle auf ausgerollten Plastikmatten sitzen. Die Atemübungen nahen. Es gibt kein Entrinnen mehr - werden wir keuchen müssen, werden wir Urschreie ausstoßen müssen, wir wissen es nicht. Nur, dass es peinlich wird, da sind wir uns sicher. Es muss. Wenige Minuten später liegen wir herum und atmen, Wehen wegatmen, für Entspannung sorgen. Wir flüstern uns ins Ohr, wir streicheln Rücken und Arme. Zwölf fremde Paare, deren Ergebnis intensiver Geschlechtstätigkeit miteinander zunehmend im Weg ist, machen es in einem Raum. Zärtlichkeiten mit Fremden, die Bäuche verhindern Schlimmeres. Stelle mir vor, wie Geburtsvorbereitungskurse unter Hippies in den Sechzigern und Siebzigern ausgesehen haben könnten: “Fühlen Sie mal den Bauch meiner Frau”, “Fühlen Sie mal den Bauch meines Mannes” oder “Wer möchte noch eine Dammmassage? Ich bin da grad so gut d

Hans Solo

Hans Solo hat es geschafft, bei Google-Suchen zu einem gewissen Weltraumepos ganz weit vorne mitverlinkt zu sein. Verirrte Nachwuchsjedis und zielgerichtete Netzwanderer werden auf seiner Seite mit vielfältigem Musikgut belohnt, wie auch unsere Zuschauer im La Luz.

Chio

Chio Schuhmacher kennen wir vor allem singend , jetzt aber zum wiederholten Male auch formidabel vorlesend.

Brauseboys am 16.4.: Mit frischer Tinte

Vorbereitung (von Frank Sorge) Eltern, die noch nicht wissen, was ihnen blüht, eint die spezielle Mischung aus Vorfreude und Angst im Gesicht. Sie können noch nicht sagen, wie es ihnen ergehen wird. Sie ahnen, dass sie auf dreißig Kilometer Dauerlauf vorbereitet sind, aber es mindestens fünfzig werden, und sich nach diesen die Strecke noch auf hunderte Kilometer ausdehnen wird. Tausende? Wir kommen ein paar Minuten zu spät in den Geburtsvorbereitungskurs und platzen in die Vorstellungsrunde wie eine Fruchtblase. Platsch, da sind wir - alles ganz natürlich. Wir greifen Stühle und reihen uns ein, ein zukünftiger Vater nennt seinen Vornamen, dass es sein erstes Kind wäre und erläutert, dass er keine speziellen Vorstellungen zum Geburtsvorbereitungskurs mitgebracht hat. Er scheint einem Muster zu folgen, das irgendwo vor ihm gestartet wurde, und das auch die nächsten streng erfüllen. Man muss also den Vornamen sagen, erschließe ich mir, dann, dass es die erste Geburt ist, dann, d

Ich habe einen Beruf, ich bin sensibel

Den folgenden Text habe ich am 2.4. bei den Brauseboys uraufgeführt, er ist zum mündlichen Vortrag verfasst. Aber da die Realität ihn gerade akut einzuholen droht und einzelne Politiker allen Ernstes Berufsverbote für Depressive fordern, habe ich mich zur Veröffentlichung entschieden. Guten Tag.  Meine Name ist Volker Surmann, und ich war im Jahre 2005 mal wegen einer depressiven Episode in therapeutischer Behandlung. Eigentlich dürfte ich gar nicht vor Ihnen stehen. Denn Bühnenkünstler wurde mit dem Gesetz zum Schutze der Zivilbevölkerung (GzSZ) vom Sommer 2015 als sensibler Beruf eingestuft. Ich könnte ja jeden Moment eine Waffe ziehen und Sie alle niedermetzeln. BUH! Nach §7, Absatz 2 GzSZ dürfen Bühnenkünstler mit indizierten Vorerkrankungen nur noch vor Publiken bis maximal 9 Personen auftreten, darunter keine Kinder, Pflegebedürftige sowie Haustiere mit bis zu vier Beinen. Bevor ich weiterspreche, müsste also die deutliche Mehrheit von Ihnen den Saal ve