Entschleunigung (von Frank Sorge) "Biste ooch so fertig, Ralle?" "Fertig? Nee, wieso? Ist doch erst elfe." "Ich meine wegen die Lage, oder die Lagen, wat weeß ick, is doch eene Katastrophe nach die nächste. Machste dir keene Sorgen?" "Im Nahbereich? Nee, im Gegenteil, ick bin direkt erleichtert." "Dein Rezept für jute Laune musste mir ooch irgendwann mal verraten." "Überleg doch mal, hätteste letztet Jahr noch jedacht, dat wir hier wieder normal in Seestern sitzen? Hat bestimmt jeder jedacht, jetzt jeht dit Ding pleite und kommt ne Kita rin." "Pleite? Lass dit ma nich Marie hören." "Die is drinne." "Ick bin drinne!" "Siehste? Ick bin jedenfalls überglücklich. Dit hätt janz anders kommen können. Denk an' Vulkan, oder dit Brummer-Eck." "Naja, haste ja recht, ick bin ja ooch froh." "Ick hör nüscht, ick bin drinne!" "Ick bin ooch FROH!"
Andere Welt (von Frank Sorge) Mal was erleben im Kiez, mal wieder in einen ganz anderen Discounter. "Entschuldigen Sie, ist der Ketchup hier irgendwo in der Nähe?" "Nein, der ist ganz auf der anderen Seite." Unzählige andere Produkte, als man kennt, und die man auch nicht haben will. Ach, schau, hier werden besonders teure Marken wie zu Hause mit Sonderangebots-Farbe ausgepreist und angepriesen. Ist doch nicht alles anders, wenn man woanders ist. Alle wollen halt was verdienen, das ist die Zeit, es ist nichts was Gutes, woran man nicht auch was verdient hat. Ferrero-Produkte in gigantischen Angebotspaletten, mit Angst-Rabatt, wie sieht eigentlich eine Ferrero-Fabrik aus? Appetitlich? Irgendwann kaufen wir wieder Überraschungseier, sogar Corona-Bier. Hoffnung immer ein gutes Gegenmittel, wenn sie so stur wie möglich ist. Alles wird gut. Mürrische Kassiererin. Wie ausdruckslos kann man "Schönen Tag noch" sagen, bis es genau nach dem Gegenteil klingt? Es hilf