Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 29.10.: Es liegt was in der Luft

Es liegt was in der Luft (Robert Rescue)

Sie spricht ein unverständliches Sächsisch. Er trägt einen Tuareg Turban und einen chilenischen Wollumhang. Draußen sind es 27 Grad. Er macht nicht den Eindruck, als kümmere ihn das Wetter.
Sie fragen, ob es was zu kiffen gibt. Die Tresenschicht baut einen Joint. Eigentlich will ich nach Hause gehen, aber etwas macht mich misstrauisch. Es liegt was in der Luft. Nach dem Joint wankt er nach draußen und vollzieht auf dem Bürgersteig irgendwelche Dinge, die man vielleicht als Aktionskunst bezeichnen könnte. Er läuft dreimal hin - und her, spreizt die Arme, als wolle er zum Flug ansetzen und drei Mal legt er sich auf die Fresse. Ich schaue von meinem Tresenplatz gespannt zu und frage mich, was als nächstes kommt.
Dann geht er zur Toilette. Plötzlich ruft er: „Da ist ja mein Eimer. Endlich finde ich ihn wieder.“ Ich wuchte mich vom Hocker und gehe ihm nach. Ich sehe, wie er versucht, vom Putzeimer den Aufsatz abzureißen. „Das ist der Eimer, den ich vor Jahren Johannes Steinfurt geliehen habe und der jetzt beim Film arbeitet …“
Ich greife nach dem Eimer. Er lässt nicht los.
„Erspar mir die Details“, sage ich in scharfem Ton zu ihm. “Dieser Eimer gehört dir nicht. Die Firma stellt jedes Jahr eine Million davon her. Das kann nicht deiner sein.“
Er wird friedlich und stellt den Eimer wieder hin. In der Hand hält er das DEFEKT Schildchen vom Papierspender in der rechten Toilette, dass er wegwirft, als er an mir vorbei die Toilette verlässt.
Verdammt, es wird Monate dauern oder nie, bis jemand wieder den Zettel befestigt.
Aber wenigstens ist der Eimer sicher. Es gibt Abende im Vereinsheim, da muss man mit allem rechnen.

~#~#~#~#~#~#~#~#

Donnerstag, 29.10. / 20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

Die Brauseboys - frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zwölf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo...

Brauseboys am 2.5. im Eschenbräu: Bock auf Mai

Bier (von Frank Sorge) Was wären wir, ohne dir - Bier. Bring doch mir noch eins hier. Bier - wegen dir ich wild deklamier und schwadronier. Es veredelt Papier. Bier - der Juwelier veräußert Saphir für dir. Glorifizier, und schnabulier. Sei Pro-Bier für dein Pläsir. Was gehört aufs Klavier? Es ist immer nach vier. Bier! ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 2.5. /20.30 Uhr Eschenbräu (Triftstr. 67, nahe U-Leopoldplatz und S-Wedding) Die Brauseboys - Lesebühne im Wedding - ab jetzt im Eschenbräu! Seit sechszehn Jahren jede Woche neue Texte, Betrachtungen, Musik und belebende Heiterkeit. Neue Features auf dem Weg zur perfekten Location im Eschenbräu: Ein hungriger Schallschutzvorhang, der sich zu gut gelaunten Nicht-Zuschauern nebenan eigenmächtig überwirft und sie verschlingt - ein neues Klavier mit Lautstärkeregler - ein frisch gebrauter, hochgradig beruhigender Maibock.  Am 2.5. begrüßen Thilo Bock, Nils Heinrich, Robert Rescue und Heik...

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer sc...