Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2024 angezeigt.

Brauseboys am 21.11. (20 Uhr) mit Maik Martschinkowsky & Martin Goldenbaum

Man kann sich nicht immer auf sein Glück verlassen (von Frank Sorge)   Erkältungen schlagen bei mir aufs Kurzzeitgedächtnis. Gerade bemerkte ich noch vor dem Losgehen, dass es regnete und nahm mir vor, gleich Schirme für den Schulweg mitzunehmen, aber. es fiel mir erst wieder ein, als wir die ersten Meter im Regen dahintrotteten, zu spät für eine Umkehr. Also dachte ich den Tag über, dass ich nachher in jedem Falle einen Schirm mitnehmen sollte, und nahm ihn dann später nicht mit, obwohl es über Stunden geregnet und geschneit hatte, denn in diesem Moment hatte es aufgehört. Ich hatte Hoffnung, dass es so bleiben würde, denn ich bin ein hoffnungsvoller Mensch, aber nachdem ich zwanzig Minuten später aus dem Supermarkt kam, trottete ich wieder im Regen und danach fast eine weitere halbe Stunde. Erkältet war ich ja schon, was sollte passieren? Als Kanzler würde ich nicht kandidieren, nicht mit Erkältung zumindest. Da würde ich dann vielleicht auch nicht wissen, wo ich vom roten Teppich a

Brauseboys am 14.11. (20 Uhr) mit Danny Dziuk & Rainer Bauck

Selfies aus Brandenburg   Auch in der Provinz gibt es Esel, man muss sie nur aufs Bild kriegen. Schöne Grüße von der Jahresrückblicksklausur, nach langen Diskussionen haben wir uns entschieden, den Rückblick nicht vorzuziehen, sondern wie geplant im Dezember zu starten. Zum Schreiben unserer Beiträge brauchen wir ja auch ausreichend Papier, müssen unsere Texte aufstellen und uns selbst ganz viele Vertrauensfragen stellen. Also bleibt alles so, wie unten angekündigt. In diesen Zeiten setzen wir auf Verlässlichkeit! Brauseboys am Donnerstag, 14.11. (20 Uhr) mit Danny Dziuk und Rainer Bauck   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Bald schon ist Donnerstag, manche sagen, man sollte ihn vorziehen auf Mittwoch. Warum? Darum. Weil man morgen besorgen könnte, was man nicht auf übermorgen schieben müsste. Aber müssten wir denn immer am Mittwoch vorlesen? Tja, vielleicht. Wenn alles anders wird, dann gibt es keine Gewissheiten mehr. Aber wir bleiben in dieser Frage hart, da mauern wir, was das Zeug

Brauseboys am 7.11. (20 Uhr) mit Hauck & Bauer und Drunk at Your Wedding

Szenenränder (von Frank Sorge)   Je länger ich jetzt schon mit einer Ukulele auf dem Rücken durch die Stadt laufe, desto mehr gewöhne ich mich daran, anders angesehen zu werden. Menschen mit Instrument werden anders angeschaut, das ist ein Fakt, und fast immer mit einem zusätzlichen Lächeln bedacht, das der Gedanke an Musik im Allgemeinen auslöst. Der Zauber hält in der U-Bahn allerdings nur so lange man das Instrument nicht auspackt, dann versteinern die Gesichter und die Anspannung steigt in Erwartung schiefer Töne. Man wird auch häufiger angesprochen, was man da mit sich herumtragen würde. Als jemand, der wie ich eigentlich immer nur im Schriftstellermilieu unterwegs war (Staub, Verklemmtheit, Geltundsdrang), sind die Einblicke in die Welt der Musik (Sex, Drugs, Rock 'n' Roll) noch ungewohnt. Schrägstes Ereignis war derzeit, wie ich vor ein paar Tagen in der Villengegend Wannsee aus einem fahrenden Auto angesprochen wurde. Mit Wanderrucksack, zweiter Tasche und Instrument w

Grauseboys am 31.10. (20 Uhr) mit Martina Brandl, Ernst Jordan und Piet Weber

Wissenwertes über meinen Urologen (von Robert Rescue)   Normalerweise sehe ich den Desktop seines Rechners nicht. Aber aufgrund einer Internet-Störung musste er seinen Arztrechner mehrmals an- und ausschalten und ich sah von der Liege aus Pierre Brice als Winnetou. Gegen Pierre Brice ist nichts zu sagen, ich fand den als Kind toll, aber mir gingen in diesem Augenblick eine Menge Gedanken durch den Kopf und die drehten sich ausschließlich um die Frage, wieso ein Arzt Mitte 50, der den ganzen Tag Fälle von Potenzproblemen bis Blasenkrebs behandelte, einen Desktophintergrund mit Pierre Brice benutzte und warum er das nicht zuhause machte. Grauseboys am Donnerstag, 31.10. (20 Uhr) mit Martina Brandl, Ernst Jordan und Piet Weber   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Donnerstag ist ein Feiertag in Brandenburg, nämlich Martin-Luther-Gedenktag aka Reformationstag. Eine gute Gelegenheit, mal wieder nach Berlin zu den Brauseboys zu kommen, denn bestimmt ist der Freitag ein Brückentag. Vielleicht

Brauseboys am 24.10. (20 Uhr) mit Christian Ritter und Lutz Steinbrück

In einer anderen Welt (von Frank Sorge)   In einer anderen Welt wäre wahrscheinlich alles anders doof, anders kompliziert und anders unverständlich. In einer anderen Welt wären andere die Bösen und die Guten wären auch andere. Man würde andere Lügen hören und würde anderen Wahrheiten nachspüren, man würde anders leben, aber irgendwer anderes sähe das auch nicht gern. Es ist also verrückt, in einer anderen Welt wäre alles anders, aber doch anders gleich! ­ Brauseboys am Donnerstag, 24.10. (20 Uhr) mit Christian Ritter und Lutz Steinbrück   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Wie Pilze schießen sie aus dem Boden, Verschwörungstheorien, Fake News und Propaganda - man könnte dazu neigen, niemandem mehr für irgendwas zu vertrauen. Aber halt, das ist der falsche Weg, es braucht Vertrauen und Zusammenhalt! Wie bei uns an jedem Donnerstag zelebriert wird, das Haus der Sinne hält zusammen und wir vertrauen auf euer Erscheinen! Zur Feier des Selbstgesehenen, Selbsterlebten und Selbstgemachten br

Brauseboys am 17.10. (20 Uhr) mit Andreas Albrecht und Richard Blaha

Inneres Preppen (von Frank Sorge)   Drei Wochen noch zur US-Wahl und von außen (Berlin Wedding) fühlt es sich so an, als wüsste man exakt, wann ein Vulkan ausbricht, oder würde Tag und Uhrzeit eines Erdbebens oder Meteoriteneinschlags kennen. Die beste Strategie wäre vielleicht, genau jetzt sämtliche elektronischen Geräte mit Anschluss an das Internet... also alle elektronischen Geräte für drei Wochen abzustellen und das Haus nicht mehr zu verlassen. Alles, was man in der Zeit lesen würde, macht es garantiert nicht besser als die Unwissenheit. Yoga und Meditation, wollte man doch immer schon mal ausprobieren. Schnelle Tutorials dazu auf YouTube gucken fällt nur leider aus, aber ein Blick auf die Bücherregale im Wohnzimmer und es ist viel naheliegender, drei Wochen mit dem Lektüre ungelesener Bücher zuzubringen, oder gleich sechs oder zwanzig. Es wäre direkt sinnvoll, vielleicht kann man doch welche aussortieren, kommt auf völlig neue Ideen, beruhigt die sonst grell beleuchteten Augen,

Brauseboys am 10.10. (20 Uhr) mit Daniela Böhle und Karl Neukauf

Ein offenes Ohr (von Frank Sorge)   Zwei junge Frauen unterhalten sich in der Straßenbahn, sie stehen an einem Ausgang. Ich belausche übrigens keine Gespräche im öffentlichen Nahverkehr, sie drängen sich an mein offenes Ohr. “Dieser Typ, weißt du, ich hasse den voll!” Auf mich zeigt sie nicht, sie meint jemand anderes, jemand Vertrautes, vielleicht von der Arbeit. Keine Ahnung, was er gemacht hat oder macht, vermutlich das, was viele Männer gegenüber jungen Frauen gut können: unangenehmes Anmachen, Runterputzen, Glotzen. “Ich hasse den so, Digga, das glaubst du nicht.” Ich glaube ihr, fürchte aber, dass die strukturellen Probleme dahinter nicht so schnell verschwenden werden. Selbst, wenn sie ihn abserviert, oder die passenden Grenzen aufzeigt, oder die Kommunikation einstellt, kommt da immer wieder jemand, der sich als Hassobjekt eignet. Hass ist eine Spirale mit eigenem Kausalmotor: Du hast mich angemacht, ich hab dich beleidigt, du beleidigst, ich hasse, du hasst. Diese Kreisläufe

Brauseboys am 3.10. (20 Uhr) mit Michael Bittner und Ivo Smolak

Ungewöhnlich (von Frank Sorge)   Fast 2 Uhr nachts, beim Steuerberater im Hinterhaus brennt noch Licht. Ungewöhnlich, so spät nach Feierabend, aber ich denke, ich weiß warum. Irgendwann muss ja ein Steuerberater auch mal seine eigene Steuererklärung machen. Brauseboys am Donnerstag, 3.10. (20 Uhr) mit Michael Bittner und Ivo Smolak   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Es ist Tag der Einheit, es wird also ein wenig feierlicher am Donnerstag bei uns zugehen. Vielleicht machen wir mal eine Kerze an, oder eine mehr, als ohnehin immer an sind. Übertreiben muss man es mit dem Feiern nicht, zumal wenn man sich gar nicht so einig ist im Moment. Da wächst man drei Jahrzehnte zusammen und dann sowas, das muss die nächsten drei Jahrzehnte aber besser werden. Dann lassen wir auch wieder die Sektkorken knallen, wie damals an der Sektorengrenze, versprochen! Bis dahin müssen wir uns leider erstmal herbstlich einstimmen, also frieren, schaudern, sorgenvoll auf den Winter schauen. Oder noch einmal wi

Brauseboys am 26.9. (20 Uhr) mit Manfred Maurenbrecher & Karl Kelschebach

Neue Werbesprüche der BVG vorgestellt (von Frank Sorge)   Weil wir sie nicht schieben. Aufgrund von Bauarbeiten... Wegen einer Betriebsstörung. Angezeigte Zeit ist relativ. In Tokio passen noch mehr in den Waggon! Laufen ist gesund. ­ Brauseboys am Donnerstag, 26.9. (20 Uhr) mit Manfred Maurenbrecher und Karl Kelschebach   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Man kann es nicht leugnen, wir sind eine analoge Veranstaltung. Mit echter Anwesenheit der Personen, in Real-Full-HD und mit Ohren-Surround-Sound, mit gesprochenen Konversationen, frischen Klamotten, leuchtenden Dekorationen. Wir machen ein äußerst lineares Programm, einer nach dem anderen liest die neuesten Texte vor oder singt die neuesten Lieder, erdacht mit biologischer, künstlerischer Intelligenz, mit all den charmanten Macken und Dellen, die Computer vergeblich nachzubilden versuchen. Sie nehmen es nicht mit Humor, denn der ist zu menschlich. Nimm das, Maschine! Der Herbst macht sich bereit und wir erwarten ein stimmungsvolles

Brauseboys am 19.9. (20 Uhr) mit Lukas Meister & Ole

Das war knapp (von Frank Sorge)   Da mich der Paketzusteller nicht antrifft, bringt er das Paket in die Packstation. Das meldet mir eine Email. Es läge dort ab dem frühen Abend bereit für neun Tage, den Zugangscode bekäme ich dann per Post. Ich staune über den Optimismus. Der Brief muss ja überhaupt erst geschrieben werden, irgendwo in der Republik, von einem Postbeamten. ‘Lieber Frank, dein Paket kannst du mit diesem QR-Code abholen, den ich dir sorgfältig abgemalt habe. Hier in Bonn ist schönes Wetter, bei dir hoffentlich auch. Fröhliches Landunter, dein Postbeamter!’ Die nächsten Tage sind heiß und das Paket brütet in der Packstation. Wenn es in einer der oberen Fächer ist, wird es dort doch gegrillt. Der Laptopakku wird das vielleicht nicht mögen, den ich bestellt habe. Vielleicht gerät er sogar ganz in Rage, weil die Ofentür nicht aufgeht. Eine Woche ist rum, im Weddingweiser immer noch keine Nachricht über eine brennende Packstation. Es gab nur eine Email derselben, dass ich gef

Brauseboys am 12.9. (20 Uhr) mit Jana Berwig und Spider

Seestern: Schlimm, schlimm (von Frank Sorge)   Dieter: Sach mal, Ralle, verstehst du noch, wat in die Zeitung steht? Ralle: Wat stehtn da? Dieter: Der Bundespräsident sagt, unser größtet Problem is Migration. Ralle: Meens nich. Aber wenns so is, solln halt alle mal bleiben, wo se sind. Dieter: Meenste wie beim Lockdown? Ralle: Ick mein ja nur, wer nich muss, ick jeh jedenfalls nich weg. Und die Nazis in Thüringen solln da auch schön bleiben. Dieter: Jeht doch um Migration von Flüchtlinge, Ralle, und an der Grenze soll wieder kontrolliert werden. Ralle: Vertrauen is jut, Kontrolle is besser. Sagt man doch so. Dieter: Ob dit passt?  Ralle: Ick bin immer nur vor der Arbeit jeflohn. Dieter: Gib mal nich so an, hätteste damals bestimmt nich jesacht. Ralle: Doch, in dem Punkt bin ick mir schon lange treu. Dieter: Aber die fliehn nich vor der Arbeit, Ralle, sondern vorn Krieg. Ralle: Dann lässte die halt durch und die Sachsen bleiben zu Hause. Dieter: Also, Ralle, ick versteh nich mehr nur n

Saisonauftakt! Brauseboys am 5.9. (20 Uhr) mit Ruth Herzberg & Frau Rotkohl

Die Wahlergebnisse (von Frank Sorge)   Stillstand. Spaltung. Scham. Trotz. Winterurlaub im Erzgebirge fällt eher aus. Bangen um Brandenburg. Wird es Braunenburg? Mauer um Berlin doch eine Option? Mauer im Kopf ausreichend. Brandmauer nicht. Täuschung und Enttäuschung. ­ Brauseboys am Donnerstag, 5.9. (20 Uhr) mit Ruth Herzberg und Frau Rotkohl   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Das war sie also, unsere Sommerpause, und jetzt ist sie nicht mehr. Wir haben uns so was von erholt und strotzen vor Energie und Tatendrang. Was diese Solarenergie alles kann, es ist erstaunlich. Also reden wir nicht lang drumherum, der Saisonauftakt steht schon vor der Tür - in dieser Woche! Dann geht es weiter jeden Donnerstag im Haus der Sinne mit fangfrischen Texten, handwarmen Liedern und sprudelnder Heiterkeit. Wie immer mit fabulösen Gästen, zum Start freuen wir uns auf intensiv-ironische Texte von Ruth Herzberg und freimütig-alberne Lieder von Frau Rotkohl .

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer

Brauseboys am 11.7. (20 Uhr) mit Martin Hyun & Herr Horst

Premium-Service (von Frank Sorge)   Der Paketbote schickt mich mal wieder durch den Kiez, mal dorthin, mal rundherum durchs Dorf und in die Binsen. Jemand hat ganz offenbar nicht den Job, den jemand machen möchte, denn hier im Haus ist eigentlich immer jemand da, im Zweifel ich. Natürlich kann ich ein Klingeln überhören, aber wenn das monatelang nicht vorkommt, und dann plötzlich in Serie, wird der Herr Kommissar stutzig. Wo waren Sie um 13:47 Uhr am Samstag? Leider steht Aussage gegen Aussage. Die letzte Nuss war hart zu knacken. Die Behauptung, bei der Zustellung wäre etwas schiefgegangen, ein angekündigter nächster Versuch, der nie unternommen wurde, dann in mittlerweile geübter Eigenrecherche und nach mehreren Irrwegen eine mögliche Adresse, wo es hinterlegt war. “Ich hatte etwas Mühe, im Internet herauszufinden, dass mein Paket vermutlich bei Ihnen ist”, sage ich der freundlichen Berlinerin hinter dem Tresen. “Allet klar, ick brauch nur ihr’n Ausweis.” “Bitte! Kam kein Bote, gab

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denken: Was hi

Brauseboys am 27.6. (20 Uhr) mit Vanessa Karré & Marco Tschirpke

Selbstpflücker (von Frank Sorge)   Für Erdbeeren fahren wir ins Umland zu einer Selbstpflückanlage, auch bekannt unter dem Namen ‘Feld’. Nach traditioneller Feldarbeit sieht es vor Ort aber weniger aus, eher nach Volksfest. Der Parkplatz davor ist größer als das Feld und voll, es gibt Schlangen an Ein- und Auslass, mit einigermaßen offenkundiger Überzahl von diverseren Berlinern.  Es herrscht eine schöne Sommerstimmung, aber irgendwer muss sie immer kaputtmachen. Während ich in einer Reihe Erdbeeren pflücke, kommt eine kleine Gruppe an mir vorbei, ich sehe nur von der Seite eine blonde Jugendliche, die lamentiert: “Die Türken sind schlimm, ja, aber noch schlimmer sind die Araber…”  “...und am allerschlimmsten sind die Deutschen!”, sage ich in gut hörbarer Lautstärke, blicke aber nicht von den Erdbeeren auf. Es war so reflexartig, dass sie vielleicht gar nicht so recht ausmachen können, wer es gesagt hat, aber jetzt verstummt gehen sie fort, sehe ich aus den Augenwinkeln. Ich konnte ni

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk

Brauseboys am 13.6. (20 Uhr) mit Aidin Halimi & Grizzly Bird

Sei so gut (von Frank Sorge & Google)   Sei so gut und hol mir mal das Salz aus der Küche! Bitte sei so gut! Sei so gut, dass sie dich nicht ignorieren können. Sei so gut und stirb! Sei so gut und siez mich doch!   Geh sei so gut, mei Schätzle. Sei so gut und schreibe mir bald. Ach, liebes Hänschen, sei so gut. Sei so gut und schreib bald wieder! Sei so gut wie Du kannst!   Sei so gut (mein Schatz). Sei so gut, ich bitte sehr, ich bitte schön. Lieber Heiland, sei so gut, lasse doch Dein  teures Blut in das Fegefeuer fließen. Sei so gut und mach ihn voll, ja das fände ich ganz toll. ­ Brauseboys am Donnerstag, 13.6. (20 Uhr) mit Aidin Halimi & Grizzly Bird   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Die Show must go on, wie der Lateiner sagt, trotz Miserere grande im Jammertal des Daseitigen. Zeit für Ablenkung und Vertiefung, Belehrung und Erbauung, nachdenkliches Entertainment und alberne Weisheiten, zauberhaften Alltag und alltäglichen Zirkus, banal Lustiges und lustig Banales, es

Brauseboys am 6.6. (20 Uhr) mit Nils Heinrich & Maria Jacobi

Seestern: WahI mal wieder (von Frank Sorge) Dieter: Und, Ralle, weeßte schon, wat de wählst? Ralle: Na, wie immer. Dieter: Und wat haste immer jewählt? Ralle: Dit isn Jeheimnis. Dieter: Aber irgendwann haste mir dit schon mal jesacht, oder? Ralle: Kann ick nich für, wenn du dir dit nich merkst. Dieter: Warum sollt ick mir dit merken? Aber ick weeß schon wieder, gloob ick, langsam klingelts. Ralle:  Klingelts bei dir nich immer? Dieter: Nur wenn der Groschen fällt. Ralle: Heisst der Zehner eigentlich immer noch Groschen? Dieter: Gloob nich, ick hör so Worte nur noch von dir. Ralle: Na, siehste mal, wa? Zeiten ändern sich. Und wat wähl ick jetzt? Dieter: Sag ich nich, is doch'n Jeheimnis. Marie: Wat habt ihr wieder für Jeheimnisse? Hier Ralle, dein Bier. Ralle: Keen Jeheimnis, hier stehts doch: Bier! Ick entscheide mir immer für Bier. Dieter: Ick meinte bei die Wahl, Ralle. Ralle: Schon wieder? Der is doch gerade erst Bürgermeister jewordn. Dieter: Nich Berlin, Europa is am Sonntag.

Brauseboys am 30.5. (20 Uhr) mit Helen Frigid & Kaspar Dornfeld im Haus der Sinne

Im Trend (von Frank Sorge) Im Internet geht ja immer wieder Überraschendes viral. Ich bekomme direkt auch Lust, eine Umfrage zum Verbrenner-Aus für die CDU zu starten, zum Beispiel: Was kommt aus dem Verbrenner raus? Holder Duft (A) oder Schlechte Luft (B)? Lieben Sie nicht auch den Duft verbrannten Benzins? Anders als bei linken Spinnern, die an Blumen schnüffeln, schätzen wir in der Ozonwerte-Union den markigen Geruch des Fortschritts: Verbrennung! Seit jeher bekannt als Odeur des Neuanfangs. Also stimmen Sie mit (A), wenn Sie kein Grüner sind. Alles kapiert? Wir gegen die, okay? Sollte das Ergebnis der Umfrage trotzdem nicht in unserem Sinne ablaufen, ist unsere Kampagne mit höchst krimineller Energie unterwandert worden, dann starten wir noch eine andere. Und noch eine und noch eine andere, bis das Ergebnis so ist, wie wir uns das gedacht haben. Damit Ihre Stimme auch etwas zählt. Wir wissen doch, was ihr alle denkt, dafür haben wir die Umfragefirma bezahlt, also spielt gefälligst

Brauseboys am 23.5. (20) mit Jannik Böker und Titus Waldenfels im Haus der Sinne

Beuteschema (von Frank Sorge) Gute Aussichten gibt es immer, wenn ich am Vormittag einkaufe, mal aus mir rauszugehen. Die Regale im Supermarkt sind noch voll, alles ist etwas leerer und gemächlicher, es sind mehr Originale unterwegs. Wie der braungebrannte Rentner mit dem Muskelshirt, dessen Einkaufswagen meinen blockiert beim Einpacken. Genau mein Beuteschema: Leicht verpeilt, indigen, slawisches Flachgesicht, Einkauf Alk und Vitamine, hängt wahrscheinlich den ganzen Tag im Schillerpark oder am Plötzensee ab. Ich packe flott ein, damit er mir nicht entwischt. "Entschuldn Sie, junga Mann, aber könnten Se ihrn Wajen mal wat wegschieben, damit ick ausparken kann?" Ein sehr skeptischer Blick, herrlich, aber anstandslos macht er mir Platz. Schaut mir nach, als wär ich ein Schauspieler, aber das bin ich gar nicht. Nur ein Chamäleon auf der Jagd. Brauseboys am Donnerstag, 23.5. (20 Uhr) mit Jannik Böker & Titus Waldenfels   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   So, jetzt ist fast

Brauseboys am 16.5. mit Rainer Bauck & Sedlmeir

Seesternsturm (von Frank Sorge) Dieter: Verrückt, wa, Ralle? Da isn Sonnensturm und wir merken janüscht. Ralle: Na, ick merk schon wat. Dieter: Da merkste nüscht von, dit bildeste du dir ein - nur wenn wir Satelliten wärn. Ralle: Aber mir is heiß ohne Ende. Dieter: Ja, wegen die Sonne. Ralle: Na, siehste. Dieter: Aber, Ralle, Sonnensturm heißt doch nicht, dat mehr die Sonne scheint. Ralle: Ja, wat denn sonst? Dieter: Dit sind so, keene Ahnung, ausjeworfene Teilchen von die Sonne. Ralle: Na, und wat is Licht? Dieter: Wat Licht is? Bin ick Professor, oder wat, kiek in Kühlschrank! Ralle: Dit sind ja wohl ooch ausjeworfene Teilchen von die Sonne. Dieter: Ja, mag sein, aber dit sind wieder andere. Sturm is, wenn da wat uff der Sonne explodiert und die Teilchen herschleudert, wa? Ralle: Mehr als sonst, sag ick doch. So macht dit nur Sinn, viel Wind erjibt een Windsturm, viel Licht een Sonnensturm. Dieter: Ick gloob eher, die Sonne spuckt uns mit ihrn Material an, und nich mit mehr Licht. R

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brausegirls am 25.4. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Mareike Barmeyer, Judith Stadlin, Mandana & Tobias Dellit

Im Moment (von Frank Sorge) Früher war gar nichts besser, lasst euch nichts einreden. Klar war man immer jünger, das liegt in der Natur der Sache, weil man mit der Zeit nicht über ihre Richtung verhandeln kann, aber dass jünger nicht automatisch besser ist, weiß man, wenn man älter ist. Hätte man also damals gedacht 'Morgen wird alles besser', hat man damit gar nicht so falsch gelegen. Aber natürlich auch nicht richtig, denn eigentlich ist die Zeit ja egal, es gibt sie im Grunde gar nicht, es gibt nur den Moment, und der ist momentan. So ist ein Donnerstag immer ein Donnerstag, wenn gerade Donnerstag ist, in gewisser Weise immer der gleiche. Das behaupten wir nicht nur am Ende der Show, es ist die Realität. So lange es so ist, ist es so. So gut, wie es auch ist, es kann immer besser werden, das stimmt ebenfalls. Meine Umschulung zum griechischen Philosophen läuft übrigens prima und ich weiß jetzt schon richtig viel, was ich nicht weiß. Was liest du denn? Weiß ich nicht. Singst

Brauseboys am 18.4. (20 Uhr) mit Udo Tiffert, Michael-André Werner & Melvin Haack

Streng verboten! (von Frank Sorge & Google) Ich verbiete dir den Kontakt. Er verbietet mir so viel. Sie verbietet mir den Kontakt zu ihr. Wir verbieten euch den Kontakt zu diesen Nachbarn. Sie verbieten uns, weil sie Angst vor uns haben.   Ich verbiete dir, solche Songs zu hören. Er verbietet mir, bestimmte Klamotten zu tragen. Sie verbietet mir Onanie. Wir verbieten euch Tierversuche. Sie verbieten uns, was sie selber nicht essen.   Ich verbiete dir, so zu reden. Er verbietet mir meinen großen Traum. Sie verbietet mir den Kontakt zu meinen Eltern. Wir verbieten euch, dann geht das schief. Sie verbieten uns alle unsere Fahnen. Brauseboys am Donnerstag, 18.4. (20 Uhr) mit Udo Tiffert, Michael-André Werner & Melvin Haack   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Es ist erstaunlich, wie sensibel Menschen hierzulande beim Thema Verkehr reagieren. Bei Amtsantritt hätte man Ministerien allerdings eindeutiger umbenennen können, mit 'Autoministerium' wäre das alles jetzt nachvollzi

Brauseboys am 11.4. (20 Uhr) mit Paul Bokowski & Amalia Chikh

Vielleicht (von Frank Sorge) Meine Tochter fragt mich nach etwas, von dem ich nicht genau weiß, wo es ist, weshalb ich danach suche. Erfolglos sehe ich den Schränken nach, öffne Pappkisten. “Immer noch nicht gefunden?”, fragt sie und ich schüttele den Kopf, suche weiter. Da könnte es - nein, ist es nicht. Ach ja, vielleicht dort - auch nicht. “Tut mir leid”, sage ich, “mir gehen die Ideen aus, wo es noch sein könnte. Aber es ist auf jeden Fall da, nicht weit, gut verwahrt.” Ich weiß noch, wie ich vor einer Weile zufällig darüber gestolpert bin und es woanders hingepackt habe, damit es die Kinder nicht sehen. Aber ich habe es nicht ernsthaft versteckt, es ist auch etwas ganz profanes. Ich wollte nur hinauszögern, ihnen etwas zu zeigen, das ich in ihrem Alter auch gemacht habe. Damit sie es ganz unbeeinflusst machen. “Okay”, sie wirkt noch nicht sehr enttäuscht, “vielleicht findest du es ja auch gerade nicht, weil du es suchst.” Ich höre auf zu suchen und stimme ihr zu. Bald werde ich z

Brauseboys am 4.4. (20 Uhr) mit Ahne & Oliver Scheidies

Auf die Zukunft bauen (von Robert Rescue) Da besuchte mich der Sohn meines Bruders und sah erstaunt auf die an die Wand gepinnte Zeichnung, die irgendein undefinierbares Tier in einer komischen Farbe zeigte. „Und das habe ich gemalt, als ich sechs Jahre alt war und dir geschenkt?“ „Genau.“ „Und, äh, wenn ich fragen darf, warum hast du es dir an die Wand gehängt?“ „Weil ich darauf hoffe, dass du den künstlerischen Weg weiterverfolgst und irgendwann berühmt wirst und ich den Scheiß für eine Millionen verkaufen kann. Wie sieht es denn aus?“ „Ich bin Juniorchef in einer ALDI-Filiale.“ „Du bist jung, da bleibt noch Zeit. Ich glaube an dich.“ ­ Brauseboys am Donnerstag, 4.4. (20 Uhr) mit Ahne & Oliver Scheidies   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Viele Menschen fragen sich nach dem Taumel der letzten Tage, wie es jetzt weitergehen soll, sie brauchen Orientierung. Ostern rum, Zeit umgestellt, Cannabis entkriminialisiert, alles Schlag auf Schlag in einer Woche, was kommt da noch? Ein Don