Selbstpflücker (von Frank Sorge)
Für Erdbeeren fahren wir ins Umland zu einer Selbstpflückanlage, auch bekannt unter dem Namen ‘Feld’. Nach traditioneller Feldarbeit sieht es vor Ort aber weniger aus, eher nach Volksfest. Der Parkplatz davor ist größer als das Feld und voll, es gibt Schlangen an Ein- und Auslass, mit einigermaßen offenkundiger Überzahl von diverseren Berlinern.
Es herrscht eine schöne Sommerstimmung, aber irgendwer muss sie immer kaputtmachen. Während ich in einer Reihe Erdbeeren pflücke, kommt eine kleine Gruppe an mir vorbei, ich sehe nur von der Seite eine blonde Jugendliche, die lamentiert: “Die Türken sind schlimm, ja, aber noch schlimmer sind die Araber…”
“...und am allerschlimmsten sind die Deutschen!”, sage ich in gut hörbarer Lautstärke, blicke aber nicht von den Erdbeeren auf. Es war so reflexartig, dass sie vielleicht gar nicht so recht ausmachen können, wer es gesagt hat, aber jetzt verstummt gehen sie fort, sehe ich aus den Augenwinkeln. Ich konnte nicht anders, meine Selbstkontrolle war ausgehebelt. Sie haben keine Ahnung, sie plappern was nach, sie machen genau das unmöglich, was gut für sie wäre, es ist einfach zu dumm.
“Entschuldigung”, werde ich plötzlich angesprochen und sehe in das Gesicht einer Frau mit rotem Punkt auf der Stirn. Hat sie den kleinen Wortwechsel mitgehört, frage ich mich, aber sie gibt keinen Hinweis darauf. “Suchen Sie lieber dort”, sie zeigt auf einen Bereich in der Nähe, “da sind noch sehr viele und schön große, da haben Sie viel weniger Mühe.” Sie lächelt mich eindringlich an.
“Danke schön!”, sage ich, lächle verwirrt zurück.
Tatsächlich ist an der Stelle mein Korb in wenigen Minuten randvoll. Und ob das jetzt einen Zusammenhang hatte oder unbegründete Freundlichkeit unter Selbstpflückern war, die Sommerstimmung war wieder intakt.
Brauseboys am Donnerstag, 27.6. (20 Uhr) mit Vanessa Karré & Marco Tschirpke
(Ystader Str. 10)
Die ganze Republik hat das Lesebühnenfieber gepackt! Die leichtfüßigsten Texte, die abgebrühtetsten Pointenjäger, jede Halbzeit ein Knüller, emotionale Public Hearings, sympathische Lautenspieler, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche und unsportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu skandieren. Vielleicht tanzen wir und schunkeln, denn auch an Musik wird es nicht mangeln. Unsere Meisterschafts-Gäste diese Woche sind die Autorin und Illustratorin Vanessa Karré und der Meister des Lapsusliedes Marco Tschirpke.
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