Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 27.6. (20 Uhr) mit Vanessa Karré & Marco Tschirpke

Selbstpflücker (von Frank Sorge)
 
Für Erdbeeren fahren wir ins Umland zu einer Selbstpflückanlage, auch bekannt unter dem Namen ‘Feld’. Nach traditioneller Feldarbeit sieht es vor Ort aber weniger aus, eher nach Volksfest. Der Parkplatz davor ist größer als das Feld und voll, es gibt Schlangen an Ein- und Auslass, mit einigermaßen offenkundiger Überzahl von diverseren Berlinern. 
Es herrscht eine schöne Sommerstimmung, aber irgendwer muss sie immer kaputtmachen. Während ich in einer Reihe Erdbeeren pflücke, kommt eine kleine Gruppe an mir vorbei, ich sehe nur von der Seite eine blonde Jugendliche, die lamentiert: “Die Türken sind schlimm, ja, aber noch schlimmer sind die Araber…” 
“...und am allerschlimmsten sind die Deutschen!”, sage ich in gut hörbarer Lautstärke, blicke aber nicht von den Erdbeeren auf. Es war so reflexartig, dass sie vielleicht gar nicht so recht ausmachen können, wer es gesagt hat, aber jetzt verstummt gehen sie fort, sehe ich aus den Augenwinkeln. Ich konnte nicht anders, meine Selbstkontrolle war ausgehebelt. Sie haben keine Ahnung, sie plappern was nach, sie machen genau das unmöglich, was gut für sie wäre, es ist einfach zu dumm.
“Entschuldigung”, werde ich plötzlich angesprochen und sehe in das Gesicht einer Frau mit rotem Punkt auf der Stirn. Hat sie den kleinen Wortwechsel mitgehört, frage ich mich, aber sie gibt keinen Hinweis darauf. “Suchen Sie lieber dort”, sie zeigt auf einen Bereich in der Nähe, “da sind noch sehr viele und schön große, da haben Sie viel weniger Mühe.” Sie lächelt mich eindringlich an.
“Danke schön!”, sage ich, lächle verwirrt zurück.
Tatsächlich ist an der Stelle mein Korb in wenigen Minuten randvoll. Und ob das jetzt einen Zusammenhang hatte oder unbegründete Freundlichkeit unter Selbstpflückern war, die Sommerstimmung war wieder intakt.
­

Brauseboys am Donnerstag, 27.6. (20 Uhr) mit Vanessa Karré & Marco Tschirpke
 
(Ystader Str. 10)
 
Die ganze Republik hat das Lesebühnenfieber gepackt! Die leichtfüßigsten Texte, die abgebrühtetsten Pointenjäger, jede Halbzeit ein Knüller, emotionale Public Hearings, sympathische Lautenspieler, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche und unsportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu skandieren. Vielleicht tanzen wir und schunkeln, denn auch an Musik wird es nicht mangeln. Unsere Meisterschafts-Gäste diese Woche sind die Autorin und Illustratorin Vanessa Karré und der Meister des Lapsusliedes Marco Tschirpke.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo...

Brauseboys am 2.5. im Eschenbräu: Bock auf Mai

Bier (von Frank Sorge) Was wären wir, ohne dir - Bier. Bring doch mir noch eins hier. Bier - wegen dir ich wild deklamier und schwadronier. Es veredelt Papier. Bier - der Juwelier veräußert Saphir für dir. Glorifizier, und schnabulier. Sei Pro-Bier für dein Pläsir. Was gehört aufs Klavier? Es ist immer nach vier. Bier! ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 2.5. /20.30 Uhr Eschenbräu (Triftstr. 67, nahe U-Leopoldplatz und S-Wedding) Die Brauseboys - Lesebühne im Wedding - ab jetzt im Eschenbräu! Seit sechszehn Jahren jede Woche neue Texte, Betrachtungen, Musik und belebende Heiterkeit. Neue Features auf dem Weg zur perfekten Location im Eschenbräu: Ein hungriger Schallschutzvorhang, der sich zu gut gelaunten Nicht-Zuschauern nebenan eigenmächtig überwirft und sie verschlingt - ein neues Klavier mit Lautstärkeregler - ein frisch gebrauter, hochgradig beruhigender Maibock.  Am 2.5. begrüßen Thilo Bock, Nils Heinrich, Robert Rescue und Heik...

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer sc...