Warum? (von Frank Sorge)
Die Kinder haben ein paar neue Fragen, die sie vor allem erst einmal uns Eltern stellen. “Warum gibt es uns? Warum gibt es überhaupt etwas? Was hat es mit unserer Existenz auf sich?” Jahrelang reichten Antworten wie “Osterhase”, “Darum” oder “Wir haben euch auf Amazon bestellt, im Doppel gabs Rabatt”, aber damit geben sie sich nicht mehr zufrieden. Sie kommen in das Alter, wo man keine Sitzerhöhung im Auto mehr braucht, mit dem ersten eigenen Smartphone herumspielt und wachsende Ungeduld mit der Behäbigkeit der Erwachsenen aufkommt. Sie wollen plötzlich wirklich etwas wissen, herrje!
Na denn: “Diese Fragen hat sich jeder Mensch schon gestellt und eine definitive Antwort steht aus.” Leichte Enttäuschung wird sichtbar, aber die ist von mir kalkuliert. Ich gebe mich nicht kampflos den ganzen Welterklärern der Welt geschlagen, die in den nächsten Jahrzehnten versuchen werden, meinen Kindern sonstwas zu erklären. Wo ich kann, muss ich sie vorbereiten. “Ich würde sagen, unser Universum kann nur so sein, dass es uns geben kann. Sonst gäbe es uns nicht. Alle Teilchen im Weltall haben sich so entwickelt, dass wir möglich geworden sind, und sie verhalten sich im Moment noch durchaus zu unserem Vorteil. Je mehr wir über das Universum wissen, desto mehr wissen wir also über uns, und umgekehrt. Wenn wir aber möglich sind, sind natürlich auch andere wie wir möglich, vielleicht sind wir uns sogar alle ähnlicher, als wir annehmen würden. Nicht unbedingt äußerlich, aber innerlich, mit den gleichen Fragen. Oder es gibt nicht nur ein Universum. Manche sind womöglich total langweilig, andere zu chaotisch, und das, wo es uns geben kann, ist halt so, wie es ist…”
Die Kinder haben sich schon zur Spielekonsole verabschiedet, da gibt es diverse Universen, die offenbar mehr reizen als väterlich-philosophische Ausführungen. ‘Darum’ ist doch eigentlich auch eine gute Antwort.
Brauseboys am Donnerstag, 28.11. (20 Uhr) mit Dorothea Böhme und Luksan Wunder
(Ystader Str. 10)
Bunte bildhafte Geschichten, nur ganz kurze, immer fesch, auf Pointe, ja, so lieben wir das Format Lesebühne in seiner ureigensten Form. Die Chinesen haben die Idee sogar als Internetplattform für kurze Videos aufgegriffen und damit jede Aufmerksamkeit vom Original abgelenkt. Hallo! Wir sind auch noch da! Tik-Tok-Tik, jemand zu Hause? Jetzt aber mal schnell, bald ist wieder Donnerstag! Da gibts die neuesten Literaturvideos, aber in Echt-3D. Hahaha (Einspieler), Scherz beiseite, wir sind alt genug, wir waren sogar auf MySpace. Wir wissen, dass alles endlich ist, aber nicht der Donnerstag im Haus der Sinne, der kehrt immer wieder. Bildschirme sind schön und schimmernd, aber wir sind eine Veranstaltung für Menschen von Menschen in menschlichem Kontakt, das ist auch immer wieder sehr überraschend. Diese Woche sind wir unten auf der Kellerbühne (leider nicht barrierefrei) mit unseren Gästen Dorothea Böhme (von der Stuttgarter Lesebühne Get Shorties) und Luksan Wunder (aus dem viralen Internet).
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