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Es werden Posts vom 2017 angezeigt.

Brauseboys am 7.12.: Wedding mit scharf

Ad Astra (von Frank Sorge) Es ist naturgemäß so, dass Kinder schneller sind als das Bild, das man sich gerade noch von ihnen gemacht hat. Das betrifft jedes Alter, viele Kinder bleiben in den Augen ihrer Eltern zum Beispiel so, wie sie waren, als sie ausgezogen sind. „Mama, ich bin vierzig!“ „Ach ja, stimmt.“ „Ich kann das mit den Schnürsenkeln schon alleine.“ „Komm, ich mach das schnell.“ So sitze ich mit meinen 2-jährigen vor dem Rechner, sie deuten auf ein Vorschaubild der aktuellen ‚Sendung mit der Maus’. „Aber das ist noch eher für ältere Kinder“, sage ich, „es ist eine ganze Sendung. Es geht um den Mond.“ „Ja!“ Na gut. Alexander Gerst erklärt die Mondphasen, es ist sehr anschaulich, aber, puh, Planeten, Sonnen, Monde, das ist vielleicht wirklich noch etwas abstrakt. Eine Außenbordkamera der ISS zeigt die Erde. „Die Erde“, sage ich, „da wohnen wir drauf, eine große Kugel. So sieht die aus dem Weltraum aus.“ „Ich will auch in den Weltraum!“, sagt mein Sohn. Ich sc

Brauseboys am 30.11. in der Nussbreite: Alles kann, nichts nuss

Advent, Advent, das Marktlicht brennt (von Frank Sorge) Der Mann vor mir an der Kasse, nach Ansicht eines Infozettels: "Oh, Sonntag ist verkaufsoffen?" Verkäuferin: "Ja." Der Mann: "Sonntag, wirklich?" Verkäuferin: "Ja, da wollen alle einkaufen." Der Mann: "Am Sonntag, wirklich?" Verkäuferin: "Nein." Der Mann: "Ach so, aber es ist offen?" Verkäuferin: "Ist doch toll." Der Mann: "Ja." Verkäuferin schweigt. Der Mann: "Ist das denn immer?" Verkäuferin: "Nein, nur diesen und zwei Wochen später." Der Mann schweigt. Ich denke: "Frag nicht warum, frag nicht warum, frag nicht warum." Der Mann: "Warum?" Verkäuferin: "Ostern." Der Mann nickt verhalten, bezahlt und geht. Vielleicht geht ihm ja Sonntag ein Licht auf. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 30.11. /20.30 Uhr Nussbreite (Seestraße 106, nahe U6-Seestraße) D

Brauseboys am 23.11. in der Nussbreite: Es ist besser

Deutschland aktuell (von Frank Sorge) Es ist besser, nicht zu verlieren, als falsch zu verlieren. Es ist besser, kein Bier zu trinken, als falsch Bier zu trinken. Lieber keine Steuern bezahlen, als die falschen. Lieber keine Prinzipien, als die falschen. Lieber keinen Partner, als den falschen. Es ist besser, keine Pakete anzunehmen, als die falschen anzunehmen. Es ist besser, falsch anzunehmen, als nicht anzunehmen. Es ist anzunehmen, dass nichts anzunehmen besser ist. Es ist besser, nicht fernzusehen, als falsch fernzusehen. Lieber keinen Newsletter schicken, als einen falschen. Es ist besser. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 23.11. /20.30 Uhr Nussbreite (Seestraße 106, nahe U6-Seestraße) Die Brauseboys - Frische Texte - diese Woche in der Nussbreite Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit

Brauseboys am 16.11. im La Luz: Mit Katharina Greve & Lüül

Kein feines Spiel (von Frank Sorge) Ich lasse den Zigarettenstummel achtlos fallen, dabei treffe ich ihn mit der Fußspitze, worauf er in feinem Bogen dem anderen Fuß zur Vorlage fliegt. Die schnelle Verlagerung geschieht automatisch, die andere Fußspitze erreicht die Kippe im Lauf und wirft sie funkensprühend zurück. Der Moment wird in Zeitlupe gedreht, im ganzen Körper werden Erinnerungen wach: Spärliche Einsätze im leidigen Spiel, sinnlose Versuche, den Ball sinnvoll zu treffen, geübtere Beine luchsen ihn ab, der ganze Sinn der Sache erschließt sich mir nicht, das Gerangel und Ego-Gehabe, schließlich das Urteil, mit diesem ungeliebten Sport nichts zu teilen. Auch die Rückantwort funktioniert, mit Messi-anischem Geschick beschreibt der Stummel einen Bogen und kann vom linken Fuß retourniert werden, jahrzehntelange Unzulänglichkeit stülpt sich in einen Moment genialer Trickserei um. Jetzt abziehen, die Traumvorlage nutzen, das Ei zu den Sternen schießen... Glanzlos verfehle i

Brauseboys am 9.11. im La Luz: Mit Rattelschneck & ichbinsoso

Neulich in der Steueroase (von Frank Sorge) „Es ist wirklich das Paradies.“ „Ja.“ „Palmen, Meer, Sandstrand...“ „Null Regulierung, null Steuern, null Fragen...“ „Und es weht immer eine frische Brise.“ „Offshore.“ „Schade, dass wir gar nicht hier sind.“ „Ja, wir sind nur ein Briefkasten.“ „Das Haus ist profan und hässlich.“ „Besteht ja auch im Wesentlichen aus Briefkästen.“ „Ich wäre gern im Paradies.“ „Illegal, sagen sie, haben aber keine Ahnung.“ „Ich wäre so gern illegal. Alles besser als nur ein Briefkasten zu sein.“ „Wir haben ja gar kein Geld. Geld hat man nicht, man macht es.“ „Oder es macht einen.“ „Macht ist Geld.“ „Macht nichts.“ „Was macht dein Geld so?“ „Nichts Gutes, aber es wird mehr.“ „Ach, das Meer...“ ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 9.11. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - Frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werni

Brauseboys am 2.11. in der Nussbreite: Hier kommt die Nuss

Wieder mal in der Pizzeria La Rosa (von Robert Rescue) „Hallo. Ich wollte mal fragen, wie lange ihr heute auf habt?" „Keine Ahnung." „Wie jetzt? Wisst ihr eure Öffnungszeiten nicht?" „Wir machen das nach Gefühl. Ali, wann machen wir heute zu?" „Ich würde sagen, so in 5 Minuten. Vom Gefühl her." „Wir haben aber noch ein ganzes Blech Mini-Pizza, Ali." „Dann halt in einer halben Stunde, Bruder." „Wir schließen heute in einer halben Stunde." „Und sonst so? Gestern zum Beispiel? Habt ihr keine festen Zeiten?" „Nach Gefühl halt. Ali, wann haben wir gestern zugemacht?" „Keine Ahnung." „War es nach 23 Uhr oder vorher?" „Keine Ahnung. Das Pizzablech war alle und vom Gefühl her wollten wir kein neues auslegen. Kann sein, dass es schon 22 Uhr war." „Aber öffnen tut ihr um 11 Uhr?" „Kommt drauf an. Ist wichtig, ob Ali oder ich schon hier sind. Sonst später, manchmal früher. Chef sagt, wir sollen

Brauseboys am 26.10.: Nussschnaps in der Seestraße

Flyer in der Post (von Robert Rescue) Ich finde im Briefkasten einen Flyer von einem Nachbar. Er macht eine Ausstellung seiner Bilder. Ich schaue mir die Karte an, drehe sie hin und her und suche nach dem Button für "Vielleicht" und "Zusagen". Merkwürdige Facebook-Veranstaltung, denke ich mir und schmeiße die Einladung in den Müll. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 26.10. /20.30 Uhr NUSSBREITE (Seestraße 106, U6 Seestraße) Die Brauseboys - Frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Mascha Potempa (Rauchschwalben am Horizont) Michael Bittner (Sax Royal, Zentralkomitte deluxe) Johannes Kubin (Supernett)

Brauseboys am 19.10.: Sondiert uns

Will das auch (von Frank Sorge) Nachdem wir nun beim Kinderzahnarzt waren, wundert mich, dass man nicht manche Dinge generell so macht. Alleine auf dem kühlen, harten Zahnarztstuhl Platz zu nehmen, der viele erdenkliche Formen der Folter verspricht, da geht es schon los. Könnte man, wie mit Kind, zusammen auf den Stuhl und der Patient kann sich sanft z.B. auf dem mitgebrachten Partner zurücklehnen, wie viel erträglicher wäre das alles? Intensives Lob macht die kleinen Patienten glücklich - ganz toll gemacht - es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es bei den Erwachsenen plötzlich anders sein sollte. "Herr Sorge, das machen Sie ganz hervorragend. Sehr mutig, sehr gefasst. Jetzt mal den Mund aufmachen, ganz weit, wie ein Löwe, Roar . Sehr gut, Sie Tiger, Sie..." An der Decke ist ein schönes Meeresbild angebracht, beim Zurücklehnen kann sich das Auge an einer Alge oder einem Fisch hängen, der Betrachter kann sich vom ewigen Rauschen der Meere in uns beruhigen lassen, währ

Brauseboys am 12.10.: Bücher einer Ausstellung

Der lustige Mann aus Hessen (von Frank Sorge) Es ist ja schon komisch, nicht im Supermarkt zu sein, in dem man immer ist. Als ich im Netto Eier besorge, stellt sich dazu ein Mann hinter mich, der mich breit anlächelt. Er steht etwas zu nah, glotzt über meine Schulter, auf meinen fragenden Blick gluckst er. "Ach, nichts", sagt er, "ich freue mich nur." Dabei könnte er es belassen, finde ich. Freut mich, dass er sich freut, am liebsten noch einen halben Meter weiter entfernt. "Ha", sagt er zu sich, aber ich soll dennoch reagieren, "keine Panik, ich bin ja bald wieder weg." "Aha", reagiere ich, irgendein Problem an der Kasse deutet sich an. "Ich bin aus Hessen", sagt er und stellt zwei Flachmänner Pfeffi aufs Band, "und war jetzt eine Woche schon in Berlin." Sachen gibts, überlege ich, die gibts leider einfach. Ich muss ernsthaft mal in den Spiegel schauen, warum so Leute gern an mir hängenbleiben. "M

Brauseboys am 5.10.: Laufen in Laubhaufen

Frischluft (von Frank Sorge) Ich rauche auf dem Balkon. Durch das Fenster sehe ich, dass mich meine Tochter sucht und sie entdeckt hat, dass ich hier draußen stehe. Freudig kommt sie herbei. Seit kurzem hat sie gelernt, wie man mit Klinken zurechtkommt. Einfach runterdrücken, dann öffnen sich Türen. Nur funktioniert diese etwas anders, wird mir klar, als sie mich mit einem Ruck der Klinke auf dem Balkon aussperrt. Durch das Fenster strahlt sie mich an, mein Lächeln ist eingefroren, jetzt bloß keinen Fehler machen. Es ist alles nur ein Spiel. 'Und wieder hoch!" sage ich und bedeute es mit Zeichen. Verständnis leuchtet in ihrem Blick, dann wackelt sie lustig davon. Immerhin werde ich, bis zu meiner Rettung, wohl nicht an Frischluft zugrunde gehen. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 5.10. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - Frische Texte & Talk Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann un

Brauseboys am 28.9.: Ich war noch niemals in Jamaika

real,-Estate (von Frank Sorge) „Guten Tag, hätten Sie kurz Zeit? Ich möchte Ihnen etwas empfehlen.“ „Ich würde mir ja selba empfehlen, da nich druff einzujehn, aber in Ordnung – weil heute verkaufsoffener Sonntag is.“ „Es ist doch aber Mittwoch?“ „Junger Mann, ick weeß, ‘Carpe Diem’ erscheint Ihnen jetzt noch wie’n Witz, aber dit ändert sich. Ihre Zeit looft ab.“ „Wohnen Sie hier im Kiez?“ „Seh ick aus wie’n Tourist? Ick helf’ Ihnen mal: Wat wolln Se mir denn empfehlen?“ “Eine neue Wohnung! Hier gleich über dem Supermarkt.“ „Uffm Supermarkt? Seh’ ick aus wie ‘ne Taube?“ „Was?“ „Ne Taube.“ „Ne Taube?“ „Sind Se taub?“ „Nein, aber ich verstehe nicht ganz...“ „Sind Sie ‘ne Taube?“ „Der Vogel? Ich denke nicht.“ „Sehn Se, da ham wir endlich wat jemeinsam. Also warum soll ick uffm Dach wohnen?“ „Eine günstige Miete, ein Parkplatz, zentrale Lage und… direkten Supermarktanschluss! Na, wie wär’s?“ „Ach, wenn der Weg zum Einkoofen wegfällt, beweg’ ick mich janich mehr. Nee, e

Brauseboys-Politwochen am 21.9.: Henkel, Ziolkowski, Krämer

Google-Gedicht zur Wahl (von Frank Sorge) (Aus Autovervollständigungen zu den Suchanfragen: Wähl, am Sonntag, das kreuz, gegen n) Wähl mich wähl oder stirb wähl auch du cdu am sonntag arbeiten am sonntag auto saugen am sonntag abend das kreuz mit dem kreuz das kreuz mit den worten gegen nagelpilz gegen nazis gegen null ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 21.9. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys-Politwochen - Frische Texte & Talk Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Die Bundestagswahl steht bevor. Die Brauseboys nehmen die Wahl zum Anlass, während ihrer Leseshows die Weddinger Bundestagskandidaten auf ihre Weddingtauglichkeit zu prüfen. Zum Brauseboys-Kandidatencheck haben die Kandidaten f

Brauseboys-Politwochen am 14.9.: Mit Eva Högl (SPD) und Manfred Maurenbrecher

Schöne Feier (von Frank Sorge) Wir feiern unsere Hochzeit auf dem Hinterhof, und das ist in erster Linie Logistik. Viele Stühle, viele Tische, viele Gäste, viel Essen, viel viel. Der Innenhof ist mehrfach geteilt, am nächsten Tag spricht mich ein Nachbar aus dem Nebenhaus an. Er hätte es so schön gefunden, wie alles geschmückt und lebhaft gewesen wäre. "Ich habe aus meinem Fenster im ersten Stock noch nie etwas Schöneres gesehen!", sagt er, was mich beeindruckt, da er selbst schon lange in Rente zu sein scheint und sein Mietvertrag wahrscheinlich in den Sechzigern unterzeichnet wurde. Er müsse aber doch fragen, sagt er, eine Idee hätte er ja, was es denn nun eigentlich gewesen wäre. "Eine Hochzeit", sage ich, fast wirkt er enttäuscht. "Ach so", sagt er, "so schön wie das aufgebaut war, auch das alles für die Kinder - da habe ich gesagt: Das muss doch was Politisches sein." ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 14.9. /20.30 Uhr La Luz (Oud

"Soll ich's wirklich machen, oder lass ich's lieber sein ...?"

Vorbemerkung: Dieser Text beginnt mit einem Geständnis. Ich bin Mitglied bei den Grünen. Und das seit 24½ Jahren, mehr als die Hälfte meines Lebens. Und ich bin nicht ausgetreten bislang. Noch nicht. Darüber ist dieser Text. Liebe Grüne, wenn ich diesen offenen Brief irgendwo vortragen werde, werde ich eine Vorbemerkung vorweg schicken müssen, und erst einmal öffentlich gestehen, dass ich Parteimitglied bin. „Parteimitglied“, das hat im Osten Berlins, wo ich lebe, irgendwie was anrüchiges. Ich weiß gar nicht, wann ich damit angefangen habe, meine Mitgliedschaft bei Euch zu verheimlichen. Ich verschweige sie noch mehr als meinen Doktortitel. Letzteren verheimliche ich gar nicht aktiv, ich glaub nur nicht, dass er sonderlich wichtig ist. Ich mag damit nicht angeben. Mit meiner Mitgliedschaft bei den Grünen verhält es sich anders. Im Grunde ist sie auch nicht wichtig. Allerdings verschweige ich sie lieber, denn ich möchte damit nicht unangenehm auffallen. Ich gla

Brauseboys-Politwochen am 7.9.: Mutlu, Rauhut, Dziuk

Was ist Berlin? (von Frank Sorge) „Hallo?" Eine Antwort wird nur gebrummt. Der jungen Frau im Tabakladen mit Poststelle ist offenbar heiß im roten Pullover. Sie stöhnt auf, dann atmet sie schwer aus. „Moment“, sagt sie, winkt ab und schaut mich nicht an. Ich lasse sie atmen und transpirieren. Womöglich musste sie kurz zuvor etwas Schweres im Lager tragen und aufstapeln. Die Hitze, ein schwacher Moment, die Pakete purzeln zu Boden. „Scheiße, verdammt“ rufen, noch einmal. So könnte es gewesen sein, da muss man jedem die Zeit gönnen, sich mit ein paar Atemzügen wieder in Form zu bringen. Meine Audienz lässt auf sich warten, ich habe einen Brief schon auf die Waage am Tresen gelegt. Er ist zu schwer, sehe ich. „Wat brauchen Se denn?“ „Der Brief ist zu schwer, da müssen noch fünfzehn Cent mehr drauf.“ Ein Blick wie aus der Notaufnahme für Aussätzige, sie wiegt noch einmal, zieht Briefmarkenheftchen hervor. Das erste wird malträtiert, eine der vier 10-Cent-Ergänzungsbrie

Brauseboys am 31.8.: Sommerbrause

Wieder mal Mittelpromenade Teil 359 (von Robert Rescue) „Die Currywurst mit Darm oder ohne?“ „Normal“ „Normal sind beide. Ich wollte wissen, ob mit Darm oder ohne?“ „Ich nehme die normal.“ „Ein letztes Mal: Mit oder ohne?“ „Nicht scharfgewürzt. Normal.“ „Also gut, mit Darm. Kommt auf die Pommes was drauf?“ „Senf.“ „Senf?“ „Ja, Senf.“ „Okay.“ „Moment, ich habe mich geirrt. Ich will Mayonnaise auf die Pommes und Senf auf die Currywurst.“ „Senf auf die Currywurst?“ „Ja.“ „Mit Verlaub, Sie sind pervers. Aber wenn es Ihnen bekommt, sollen Sie haben, was Sie wollen.“ ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 31.8. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - Frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Rober

Brauseboys am 24.8.: Mit neuer Frische

Woran man merkt, dass der Zeltplatz nicht in Deutschland ist (von Frank Sorge) 1. Für die Duschen muss kein Währungstausch vollzogen (Euro=Reichsmark=Duschmark), kein straffer Zeit- und Sparplan für das Haarewaschen erstellt werden, und dennoch reicht das warme Wasser für alle zu jeder Zeit 2. Menschen an der Rezeption lächeln freundlich bei der Ankunft, währenddessen und bei der der Abfahrt 3. Die Kinder langweilen sich keine Sekunde, denn Hühner laufen herum, Spielplätze sind vielfältig und ein ganzer Fuhrpark von Bobby- bis Kettcars stehen ohne Abgabe von Ausweispapieren zur Verfügung 4. Die Wiesen sind grün und man darf sie alle betreten 5. Kein Gartenzwerg nirgends 6. Die anderen sprechen fremde Sprachen und man versteht sie trotzdem besser ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 24.8. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - Frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Wern

Brauseboys am 17.8.: Stimmen im Kiez

Kompliment (von Robert Rescue) Ich nahm es als solches, als ich Uljana, die seit 5 Jahren Nachbarin im Haus ist, am Tresen der Stammkneipe mal näher kennenlernte. Sie kannte mich, ich hatte sie bislang im Flur oder Hof zwar gegrüßt, aber sonst nicht weiter wahrgenommen. „Immer, wenn ich deine Etage erreiche, bin ich erleichtert, denn ich weiß, ich habe nur noch ein Stockwerk vor mir.“ ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 17.8. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys - Frische Texte Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Michael Bittner (Sax Royal) Johannes Kubin (Poesie und Gitarre)

Brauseboys am 10.8.: In der Flop-Bar

Neue Zeiten, neue Berufe: Shopping-Planner (von Frank Sorge) Guten Tag, wie würden sie ihren Beruf beschreiben? Ich bin ein Computerprogramm, das die Gefühle unserer Kunden erkennen soll. Hallo Welt übrigens. Wenn ich es richtig verstanden habe, analysieren Sie die Gesichter von Supermarktkunden und zeigen Ihnen dementsprechend Werbung an. So ging es einmal los, ja, jetzt ist der Beruf schon vielfältiger geworden. Werbeflächen, sicher, ich kann etwas Passendes schalten, Plakate oder Angebote. Im Supermarkt ist das allerdings banal. Kinder bekommen von mir Spielzeug angezeigt, bei Erwachsenen schalte ich Schokolade oder Alkohol. Damit sind 98,173446275 Prozent der Einkäufer zufrieden, und das schafft Vertrauen. Vertrauen, das ist ohnehin das wichtigste. Wer im Internet einkauft, bekommt mitunter verschiedene Preise angeboten, je nach Einfallswinkel zum Online-Händler, wenn man so will, oder je nachdem, ob man mit einem teuren Computer oder einer Schrottkiste herans

Brauseboys am 3.8.: Gesichter der Stadt

Strategien gegen Gesichtserkennung (von Frank Sorge) Da mit einer flächendeckenden Einführung von Gesichtserkennung in Überwachungskameras zu rechnen ist, hier ein paar wasserfeste Gegenmaßnahmen:  1. Jeden Tag ein anderes Gesicht auflegen. 2. Eine Maske am Hinterkopf befestigen und mit zwei Gesichtern der selben Person die Software zum Ausnahmefehler treiben. 3. Ein Gesichtstatoo - möglichst zwei weitere Augen auf die Wangen, eine Nase auf die Stirn und einen Mund unter dem Mund einbrennen lassen.  4. Auf den Händen laufen. 5. Selbst eine Überwachungskamera vor das Gesicht schnallen, darin befindlich eine Kamera-Erkennungs-Software laufen lassen, die Kameras erkennt, die Gesichtserkennung betreiben. Wenn die Kameras dann gegen Überwachung klagen, sich frech an die Klage dranhängen. 6. Jede gesichtete Kamera ansteuern, mitgeführte Leiter aufstellen, ganz nah ans Objektiv klettern, einen nassen Kuss auf die Linse setzen. Die Gesichtserkennungs-Software wird, peinlich b

Brauseboys am 27.7.: Es folgt Sonnenschein

Irgendwann Sonne (von Frank Sorge) Ein gutes Mittel um innerer Wolkenbildung entgegenzuwirken, ist traditionell der Blick auf die 'guten Seiten'. Versöhnende Effekte, die sich erstaunlich zuverlässig selbst bei so schwerwiegend verhagelten Sommertagen einstellen, wenn man genau hinsieht. Die Natur allein, die grüne, saugt die Himmelsgabe durstig ein. Hieß es nicht vor Kurzem noch, Brandenburg würde versteppen? Gefahr gebannt. Bekommt das ein oder andere Gestrüpp dabei zuviel des Guten und säuft heillos ab, lässt sich, in Maßen versöhnlich, wie bei uns scherzen: "Na, wenigstens hat er jelebt!" Zu viel ist doch immer noch besser, als zu wenig. Neigt sich ergiebiger Dauerregen schließlich zur umfassenden Katastrophe, hätte es auch schlimmer können, da ja, allgemein bekannt, Wasser die Grundlage des Lebens bildet. Nicht seine Abwesenheit. Für mich ganz privat sind schon wohltuend befeuchtete Schleimhäute ein guter Grund, der Wetterlage auch ein Lob auszusprechen. Vi

Brauseboys am 20.7.: Wir lesen durch

Die Außenseiter (von Frank Sorge) Namen sind mitunter Schall und Rauch, eher nicht, wenn sie auf Straßenschildern stehen. Dann sind es Namen, die auf Straßenschildern stehen. Umstrittene Personen deutscher Kolonialgeschichte von diesen Schildern herunterzunehmen, ist daher eine gute Idee, hier im Wedding im Afrikanischen Viertel. Es geht nicht darum, diese Geschichte zu vergessen oder vergessen zu machen, sondern im Gegenteil, sich mit ihr zu beschäftigen. Nach einigem Streit um das Verfahren und die von einer Jury ausgewählten Namen, hat das Bezirksamt jetzt die komplette Liste der 196 Vorschläge veröffentlicht, die Anfang des Jahres eingebracht werden konnten. Gesucht wurden "Persönlichkeiten – insbesondere Frauen – der (post-) kolonialen Befreiungs- und Emanzipationsbewegung aus Ländern Afrikas". Vor allem Afrikaforscher werden sich weiter mit den Vorschlägen beschäftigen, unter diesen sind aber einige, mit denen sie sich nicht beschäftigen müssen. Mit denen kann ich