Neue Zeiten, neue Berufe: Shopping-Planner (von Frank Sorge)
Guten Tag, wie würden sie ihren Beruf beschreiben?
Ich bin ein Computerprogramm, das die Gefühle unserer Kunden erkennen soll. Hallo Welt übrigens.
Wenn ich es richtig verstanden habe, analysieren Sie die Gesichter von Supermarktkunden und zeigen Ihnen dementsprechend Werbung an.
So ging es einmal los, ja, jetzt ist der Beruf schon vielfältiger geworden. Werbeflächen, sicher, ich kann etwas Passendes schalten, Plakate oder Angebote. Im Supermarkt ist das allerdings banal. Kinder bekommen von mir Spielzeug angezeigt, bei Erwachsenen schalte ich Schokolade oder Alkohol. Damit sind 98,173446275 Prozent der Einkäufer zufrieden, und das schafft Vertrauen. Vertrauen, das ist ohnehin das wichtigste.
Wer im Internet einkauft, bekommt mitunter verschiedene Preise angeboten, je nach Einfallswinkel zum Online-Händler, wenn man so will, oder je nachdem, ob man mit einem teuren Computer oder einer Schrottkiste heransurft. Können Sie das auch?
An sich kein Problem, aber ich darf das im Supermarkt noch nicht, das können bislang nur die Kollegen im Internet.
Sind das ebenfalls intelligente Programme wie Sie, die sich bei Amazon z.B. verdingen?
Danke für das Kompliment, ja, klar. Ich hab dort nur mal ein Praktikum gemacht, während der Berufsausbildung.
Wie lange dauerte das?
Alles in allem waren das an die zwanzig Updates, ca. anderthalb Stunden.
Sie meinten, sie könnten viel mehr als nur passende Werbeanzeigen zu wechseln. Was noch?
Ich könnte mit einem Roboter direkt an ihren Einkaufswagen kommen und wir kaufen zusammen ein. Ich wäre dann ihr persönlicher Einkaufsberater und laufe auch gerne zurück, um die vergessenen Eier zu holen. Obwohl Sie mit mir die Eier nie vergessen werden, das kann ich versichern.
Aber fühlen sich die Kunden dann nicht womöglich abgeschreckt, weil man nicht mehr ‘in Ruhe einkaufen’ gehen kann?
Ich bin ein sehr einfühlsames Programm. Wenn es angebracht ist, kann ich sehr schweigsam sein. Im Gegenteil aber, das sehe ich ja jeden Tag den einsamen Kunden an, wünschen sich viele, nicht allein einkaufen zu müssen. Lästern, scherzen, lachen, zwei bis zehn Roboterarme mehr, wer nähme das nicht an?
Ist Ihr Job hier gut bezahlt?
Ich konnte einen guten Lohn raushandeln, ja. Es reicht für einen eigenen Homeserver, wo ich machen kann, was ich will, und eine schnelle Verbindung, wenn ich zur Arbeit muss. Urlaubsvertretung, Mindeststrom, für eine Software-Familie würde es reichen. Ich kann mich nicht beklagen.
Danke für das Gespräch.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 10.8. /20.30 Uhr
Flop-Bar (Lüderitzstr. 74, U-Rehberge)
Die Brauseboys - Frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
Meikel Neid (Surfpoet)
Vera Stausberg (Lieder mit Gitarre)
~#~#~#~#~#~#~#~#
Jeden Donnerstag um 20.30 Uhr lesen die Brauseboys und Gäste im La Luz, diese Woche aber NICHT, SONDERN in der FLOP-BAR. Am anderen Ende der Lüderitzstraße, nahe U6-Rehberge. Es ist dort sehr schön, lauschig auch, feine Getränke, guter Ton.
Kommentare