Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 10.8.: In der Flop-Bar

Neue Zeiten, neue Berufe: Shopping-Planner (von Frank Sorge)

Guten Tag, wie würden sie ihren Beruf beschreiben?

Ich bin ein Computerprogramm, das die Gefühle unserer Kunden erkennen soll. Hallo Welt übrigens.

Wenn ich es richtig verstanden habe, analysieren Sie die Gesichter von Supermarktkunden und zeigen Ihnen dementsprechend Werbung an.

So ging es einmal los, ja, jetzt ist der Beruf schon vielfältiger geworden. Werbeflächen, sicher, ich kann etwas Passendes schalten, Plakate oder Angebote. Im Supermarkt ist das allerdings banal. Kinder bekommen von mir Spielzeug angezeigt, bei Erwachsenen schalte ich Schokolade oder Alkohol. Damit sind 98,173446275 Prozent der Einkäufer zufrieden, und das schafft Vertrauen. Vertrauen, das ist ohnehin das wichtigste.

Wer im Internet einkauft, bekommt mitunter verschiedene Preise angeboten, je nach Einfallswinkel zum Online-Händler, wenn man so will, oder je nachdem, ob man mit einem teuren Computer oder einer Schrottkiste heransurft. Können Sie das auch?

An sich kein Problem, aber ich darf das im Supermarkt noch nicht, das können bislang nur die Kollegen im Internet.

Sind das ebenfalls intelligente Programme wie Sie, die sich bei Amazon z.B. verdingen?

Danke für das Kompliment, ja, klar. Ich hab dort nur mal ein Praktikum gemacht, während der Berufsausbildung.

Wie lange dauerte das?

Alles in allem waren das an die zwanzig Updates, ca. anderthalb Stunden.

Sie meinten, sie könnten viel mehr als nur passende Werbeanzeigen zu wechseln. Was noch?

Ich könnte mit einem Roboter direkt an ihren Einkaufswagen kommen und wir kaufen zusammen ein. Ich wäre dann ihr persönlicher Einkaufsberater und laufe auch gerne zurück, um die vergessenen Eier zu holen. Obwohl Sie mit mir die Eier nie vergessen werden, das kann ich versichern.

Aber fühlen sich die Kunden dann nicht womöglich abgeschreckt, weil man nicht mehr ‘in Ruhe einkaufen’ gehen kann?

Ich bin ein sehr einfühlsames Programm. Wenn es angebracht ist, kann ich sehr schweigsam sein. Im Gegenteil aber, das sehe ich ja jeden Tag den einsamen Kunden an, wünschen sich viele, nicht allein einkaufen zu müssen. Lästern, scherzen, lachen, zwei bis zehn Roboterarme mehr, wer nähme das nicht an?

Ist Ihr Job hier gut bezahlt?

Ich konnte einen guten Lohn raushandeln, ja. Es reicht für einen eigenen Homeserver, wo ich machen kann, was ich will, und eine schnelle Verbindung, wenn ich zur Arbeit muss. Urlaubsvertretung, Mindeststrom, für eine Software-Familie würde es reichen. Ich kann mich nicht beklagen.

Danke für das Gespräch.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 10.8. /20.30 Uhr
Flop-Bar (Lüderitzstr. 74, U-Rehberge)



Die Brauseboys - Frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. 

Meikel Neid (Surfpoet)
Vera Stausberg (Lieder mit Gitarre)
~#~#~#~#~#~#~#~#

Jeden Donnerstag um 20.30 Uhr lesen die Brauseboys und Gäste im La Luz, diese Woche aber NICHT, SONDERN in der FLOP-BAR. Am anderen Ende der Lüderitzstraße, nahe U6-Rehberge. Es ist dort sehr schön, lauschig auch, feine Getränke, guter Ton.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denken: Was hi

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk