Direkt zum Hauptbereich

Spreepark-Tour: Katzenmaul


Sie hoffe, wir hätten viel Fantasie mitgebracht, denn die würden wir auf der Tour brauchen. Vieles sei längst vom Insolvenzverwalter verscheuert worden, anderes geklaut. Mit den Autos, die durch diesen Torbogen gefahren sind, konnte man wohl auch gut über die normalen Parkwege heizen. 


Zur Sanierung von Fahrgeschäften wie diesem wären auch vor allem nicht die schweren Stahlteile zu ersetzen, sondern längst verschwundene Wertstoffe in Stromleisten und Kabeln.


Die Zeit nagt nicht nur an Materialien, sondern auch an Stil, Moden und Technik. Sodass ein nächster Betreiber vermutlich eher auf Zeitgeist als Nostalgie setzen würde, im Zweifel also eher etwas neues baut. Dieses Katzenmaul aber einfach abzureissen würde ich jedenfalls nicht übers Herz bringen.


Hier noch einmal ganz nah dran und in 3D (jetzt bitte die Rot-Cyan-Brille aufsetzen).


Wie schnell Vegetation einen Ort zurückerobern kann, lässt sich nicht nur hier sehen. Aber hier auch. Schon nach zehn Jahren (Zombiekatastrophe, Atombomben, Invasionen tentakelbewehrter Außerirdischer, Pleite und Koksschmuggelaktion) haben sich überall Büsche und schlanke Bäume breitgemacht. Die Erde gehört ihnen ohne Wohnberechtigungsschein. Würde man sie noch ein paar Jahrzehnte in Ruhe lassen, wäre alles überwuchert, durchnässt, eingestürzt, unterwurzelt, verrostet, umrankt.


Spaß ist flüchtig, egal, wie kompliziert er hergestellt worden ist.


Die Geschichte der Pleite hat Sabrina Witte schon am Anfang erzählt, auch um Abstand zur vorherigen Gruppe zu gewinnen. Bei ihr dürfen wir mehr, aber es soll keiner sehen. Zum Ende des Monats wäre es eh vorbei mit den Touren, mit allem, sie würden schließen, denn es gäbe eine Einigung mit dem Land. Was künftig aus dem Gelände wird, das könne aber keiner voraussagen.


Bei einer Tour wäre mal ein Mann gewesen, der sie pausenlos beschimpft hätte. In Sippenhaft genommen, wegen aller Geschehnisse, eine ständige Tirade. Warum er dann überhaupt hier wäre, trotz aller Einwände, hätte sie gefragt. Um eben genau das zu tun, sie zu beschimpfen.
Später hätte er sich noch bedankt und beeindruckt gezeigt, dass sie die ganze Zeit über freundlich geblieben wäre. Hätte der gewusst, erzählt sie, was sie sich derweil an Foltermethoden für ihn ausgedacht hatte.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 2.12. im Slaughterhouse (20 Uhr, 2G) + Livestream: Mit Amalia Chikh

Illusionen von Frank Sorge Kennt Ihr noch das Gefühl, auch nach langem Widerstand und dem Ausschöpfen aller rhetorischen Mittel, jemand anderem Recht zu geben? Oder die Verwunderung darüber, nachdem man sein Pulver rundherum verschossen hat, dass man im abziehenden Nebel auf verlorenem Posten war? Oder die Ohnmacht, mit den Sohlen direkt  hineingetreten, einer wirklich peinlich idiotischen Sache auf den Leim gegangen zu sein? Kennt ihr das noch, die Haltung, wie man sich selbst zuhört, worüber man redet, und über sich ein Urteil fällt, ausnahmsweise unbeschönigt? Erinnert Ihr euch an Argumente ohne Rosinenpicken, Strohfeuerwendungen, ohne Täter-Opfer-Umkehr, unlautere Verharmlosungen oder Totschlag-Sperrfeuer, und ohne den Nationalstolz der Weißen? Dann ist ja gut, ich dachte schon, das gäb es kaum noch mehr. Es ist noch alles da, es ist in Mehrheiten vorhanden. Das ist beruhigend und keine Illusion. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 2.12. /20 Uhr Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35) Bra

Brauseboys Live + Stream am 24.2. (20 Uhr, 2G) im Slaughterhouse: Mit Felix Jentsch

Russisches Roulett (von Frank Sorge) Ralle: Dit is' Ding, wa? Mit die Ukraine? Dieter: Wat ham die denn für ne Inzidenz? Ralle: Nich Corona, Dieter, Invasion. Dieter: Jibts ne neue Mutante? Ralle: Alte Mutante, Sowjet-Style. Dieter: Und jetzt ham die mehr Medaillen, oder wat? Ralle: Nich Olympia, Dieter, die Russen. Dieter: Ja, die hatten die meisten, oder? Ralle: Nee, dit war früher mal, die warn jarnich dabei, also doch, aber nich als Russland. Dieter: Ach, jenau, wegen Doping. Wie hieß do' gleich der chinesische Jesundheitsminister? Ralle: Janz olle Kamelle, Dieter. Minister ham die ooch, gloob ick, janich mehr, macht allet Putin. Dieter: Der kann Karate, wa? Ralle: Judo. Dieter: Und wat sacht der jetzt? Ralle: Versteh ick nich, aber wat er macht, sieht man ja. Panzer, Soldaten, Raketen, die janze Grenze lang een Uffmarsch. Een abjekartetet Spiel, sag ick dir. Dieter: Ick kenn nur Russisch Roulett. Ralle: Jenau, so ähnlich kommt mir dit vor, nur mit alle Patronen drin. Sag

Brauseboys am 24.12.: Früher war mehr Lesung

Monolith auf Monolith III (von Frank Sorge) Es begab sich aber zu der Zeit, in der Infektionszahlen nicht sehr geschätzt waren, dass alle Menschen aufgefordert wurden, an den Ort ihres größten Einkaufszettels zu wandern, um möglichst viele Weihnachtsgeschenke noch zu erledigen. Es war auch die Zeit, in der man ‘Weihnachtgeschi’ eingeben muss, um überhaupt einen Treffer zu ‘Weihnachtsgeschichte’ zu landen, denn es war die Zeit der Geschenke, nicht der Geschichten. Da machte sich auch Frank aus dem Wedding, auf in das alte Land, das da heißt Tempelhof, und ging zum Ikea, damit er gezählt werde bei Eingang und Ausgang, und damit seine Finanzen geschätzt werden könnten, im Vergleich zum Einkaufe. Und er hatte einen Beutel dabei, darin waren andere Beutel, und in einem Beutel sogar noch ein Beutel. Und als er dort war, kam nach einer Stunde Schlangestehen die Zeit, dass er einkaufte. Und er nahm ein erstes Paket Kerzen und legte es in einen Einkaufswagen, denn er hatte sonst keinen Raum in