Slechter Handyempfang
Manchmal überrascht es doch, wo man sich befinden kann, um einen Blick
in die Zukunft zu werfen. So wird sich bald einiges umkehren, mancher
wird umkehren. Ich ahnte noch nicht, dass dieses Faltblatt des
Naturcampingplatzes diesen Blick ermöglichen könnte, als ich das
Faltblatt des Naturcampingplatzes auffaltete. Schon aufgefallen war mir,
dass der Campingplatz an der Grenze zum Mecklenburgischen gewissermaßen
"gentrifiziert" war. Die Betreiber waren nett und international, gleich
das erste Anzeichen, und statt einer Bierpinte mit Bockwürsten und
Pommes gab es ein weiß gestrichenes Café. Mit Kunst und einer großen
Kinderspielfläche. Die Getränkekarte hatte außerdem einen kleinen
Preisunterschied von Café Latte und Latte Macchiato, das dritte Zeichen.
Denn auch unter Alltagsadligen muss sich noch damit abgrenzen dürfen,
für das exakt gleiche Produkt einen höheren Preis zu bezahlen.
Der kleine, angeschlossene Laden führte sein Sortiment ausschließlich
aus Bio-Produkten, Naturland, -kind, -mund, -koks, etc. Wir freuten uns
sehr darüber und zogen mit zwei Flaschen bester unfiltrierter
Hopfenschlacke davon, jedoch konnte es uns als untrügliches viertes
Anzeichen der Gentrifizierung nicht entgehen, dass es sich hier ganz
simpel um einen Bioladen handelte. Ob da jetzt ein Berliner Stadtteil
drumherum war, oder nicht.
Das Faltblatt spart sich jeden Fließtext und arbeitet mit allein mit
schönen Fotos sowie der Homepageadresse. Dann entdecke ich doch ein paar
Worte, sehr viele sogar, die einmal rund um die Bilderflut die Vorzüge
des Naturcampingplatzes und der Gegend anpreisen. Frische Brötchen,
Lagerfeuer, 1000 Seen, so etwas, außerdem "Schlechter Handyempfang".
Eigentlich sogar "slechter Handyempfang". Und es stimmt, ich
fotografiere es und will es per Twitter lossenden - was aber
aussichtslos ist, beim hiesigen slechten Handyempfang. Den aber haben
wir hier offenbar als Vorzug mitgebucht. Und da geschah, dass ich für
euch in die Zukunft sehen konnte. Nackte Hippies, die Sendemasten kippen
und Kabel zertrennen, sah ich dort. Und sie machten Jagd auf
unerbittliche Nerds, die nie mehr von ihren Geräten lassen wollen. Aber
ihre Waffen waren ebenso unerbittlich. (Fortsetzung am)
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Donnerstag, 3.5. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, jeden Donnerstag mit neuen Texten.
Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann,
Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Uli Hannemann (ein Mann, zwei Texte): www.ulihannemann.de
Zuckerklub (zwei Stimmen, zwei Gitarren): www.zuckerklub.net
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