Döner um 12 Uhr (von Frank Sorge)
Der Döner zum Mittag ist ein Genuss, den man nur im Berufsleben zu schätzen lernt. Als Student hat man um die Zeit alternativ die Mensa oder schläft noch zwei Stunden weiter, als Schüler ist man noch in der Schule, als Arbeitsloser hat man noch nicht genug Hunger um die Zeit, ideal ist der Mittagsdöner aber für alle mittelständischen Berufe und für Angestellte. Im Gegensatz zur Kantinenmahlzeit, die sich gerne zu einer ganzen Pausenstunde auswächst, ist der Mittagsdöner mit 15 Minuten Speisezeit ein vergleichsweise kurzes Vergnügen, bietet aber zu dieser Zeit ein Höchstmaß an Frische und Qualität. Legt man auf eine ausgedehnte Pause wert, sollte man lieber in ein verschlafenes Restaurant am Wegesrand gehen, wenn aber genügend Ideen für die weitere Verwertung der gewonnenen Zeit bestehen, garantiert der Mittagsdöner einen straffen Zeitplan.
Man unterschätze außerdem nicht, was für einen Einfluss ein ausgeschlafener Dönerverkäufer auf die Zubereitung hat. Der Mittag ist für viele Imbisse das Kerngeschäft des Tages, so dass hier besondere Sorgfalt auf alles gelegt wird. Die franst im Laufe des Tages gemeinsam mit der Konzentration der Dönerverkäufer aus.
Während meiner Zivildienstzeit bot der Imbiss direkt an der Kirche in Lankwitz-Kirche einen unglaublich ausgefeilten Mittagsdöner. Denn das Brot wurde hier selbstgebacken, pünktlich um die Mittagszeit herum dampften die kleinen Fladen und sie wurden mit auf den Punkt gegrillten Fleischschnipseln und frischer Petersilie bei großem Andrang und mit großem Jubel der berufstätigen Masse dort gefüllt. Ein einziges Mal war ich nach Feierabend dort, das schöne Brot war schon aus, das andere pappig, das Fleisch trocken, ich konnte kaum glauben, im selben Imbiss zu stehen.
Donnerstag, 30.5. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zehn Jahren jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Rigoletti (Initiative Rückbau des Humboldtforums): www.humboldt21.de
Christoph Theußl (Moritaten von Bienenstaaten): www.theussl.de
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