Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 27.5.: Douze Points

Das ist der Balkan

Ich schaue das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest. Irgendetwas in mir zwingt mich dazu, jedes Jahr ein paar der Lieder zu übersetzen. Vielleicht weil sonst alle auf alles sehen, nur nicht auf den Text. Belanglos ist fast immer auch dieser Teil der Darbietungen, natürlich muss ich aber für den Samstag im Mastul ingesamt gut vorbereitet sein. "Hoppla", denke ich, als der serbische Beitrag beginnt, "mal eine Frau ohne Kleid." Aber es ist doch ein Mann, der sich den blonden, weichgespülten Pony bis an die Augenbrauen gekämmt hat. Seine Stirn ist vermutlich total knotig, wenn er sie so komplett abdeckt, vielleicht hat er Gene vom Neanderthaler, von den Augen abwärts aber ein schmales, weiches Gesicht von Mutti.  Eigentlich sieht er mit zugezogener Haarjalousie aus wie eine heiße kurzhaarige Schwedin aus den üblichen Schwedinnenphantasien, der Herr will uns offenbar verwirren. Da muss ich mir gleich mal den Text anschauen:
"Das ist der Balkan
Oh, Ljubica, Ljubica, ich begehre dich so sehr.
Oh, drück mich, küss mich, Ljubica, halte mich eng an deiner Brust."


Es geht also ordentlich zur Sache, mit der schönen Ljubica, aber kein Hinweis auf Genderverirrungen. Wen er hier genau meint, ist eher unklar. Der Frauenname ist weit verbreitet, aber in Belgrad gab es mal eine Prinzessin gleichen Namens, vielleicht eine Spur. Sie war die Mutter des späteren Herrschers Milan, lese ich, und zufällig heißt der blonde Sänger auch Milan. Na vermutlich ist der Zusammenhang doch etwas weit hergeholt. Oder ist das der Balkan?
"Du küsst mich so innig, schämst du dich nicht?
Belgrad, Belgrad, ich bin so dreckig.
Nicht einmal, nicht zweimal, aber drei Mal,
Belgrad, Belgrad, dreimal küssen wir uns hier."


Na gut, er ist ja noch jung, dreimal küssen ist da vermutlich körperlich unproblematisch. Mutterphantasien aber sind nicht zu finden, auch das offensichtlich bewußt eingesetzte "Genderbending" des Sängers findet sich nicht wieder. Der Rest des Textes arbeitet nur noch mit Variationen. Aus "schämst du dich nicht" wird "Du kennst keine Scham" und auch ein paar typische Pornozeilen zur Steigerung werden eingefügt: "Ooh, gibs mir, mach weiter, noch etwas härter." Vielleicht lohnt ja doch mal ein Besuch auf dem
"Balkan, Balkan, Balkan, das ist der Balkan.
Komm her!"





~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 27.5. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

BRAUSEBOYS

Neue Texte, Musik und Multimedia mit Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann & Heiko Werning.

Gäste:
Nico Walser (Pantoffel Punk)
http://www.nicowalser.de/
Die Zuckerröhren (Unsere A-Capella-Stars für den Wedding)
http://www.zuckerroehren.de/

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 3.7. (20 Uhr) mit Michael-André Werner und June Kater

Nachträge Welsnachrichten (von Frank Sorge)   Welsnachtrichten II Meine innere Redaktion hat einem Gerücht zu viel Glauben geschenkt, der erschossene Wels in Bayern wird nicht bis Oktober eingefroren oder geräuchert, er ist vielmehr schon längst auf der Speisekarte, kostet 22,50 pro Filet und wird serviert mit Sommergemüse und Kräuterkartoffeln. Rund 120 Filets sind es geworden, und sie sind vermutlich schneller verspeist, als man nochmal nachgucken kann. Das Restaurant heißt ‘Zum goldenen Lamm’ und das Welsfleisch soll eine Konsistenz wie zartes Kalb haben.   Welsnachrichten III Im Garten eines Kaffeehauses in Wels in Österreich hat eine Frau den epileptischen Anfall eines Mannes gefilmt. Dem Mann wurde schnell durch Anwesende geholfen, die Frau hörte aber auch nach Aufforderung nicht auf, den Mann zu filmen. Sie dokumentiere nur, was mit Geimpften passiere, erklärte sie ihr Tun und so wird das Video dann wohl auch bald im Internet zu finden sein. Wels ist mit 65.000 Bewohne...

Brause & Beeren am Samstag (26.7., 19 Uhr) in Kremmen!

Samstag, 26.7. (19 Uhr) Kultur & Beeren (Am Kanal 16, Kremmen)   Zu Beginn der Ferien fahren wir noch einmal ins Grüne nach Kremmen, das ist relativ nah am Paradies. Lämmer springen über die Wiese, Hähne singen mit, es grünt und blüht und eine Sommerbühne steht bereit. Ein wunderbarer Ort zum Lesen und Zuhören! Wir lachen am Samstag dem Sommer also noch einmal herzlich ins Gesicht und empfehlen, sich den kleinen Weg aus Berlin raus zu gönnen. Zu unserem beerenstarken Event!   Infos und Tickets hier !

Brauseboys am 10.7. (20 Uhr) mit Danny Dziuk und Matthias Hufnagl

Die Welsnachrichten reissen nicht ab   Welsnachrichten IV (von Frank Sorge)   Der Wels schlägt zurück am Brombachsee. Kaum sind die 120 Filets des erschossenen Fisches verspeist, gab es erneut einen Welsangriff an einer Badeinsel. Die AfD versucht mit einer Anfrage an die Fischereibehörden Stimmung zu machen, aber die Vornamen der auffälligsten Welse sind Michael, Andreas und Thomas. Man hatte mit den ach so typischen Welsnamen Waldemar, Walter und Wanda gerechnet.  Welse leben auch in den Berliner Badeseen, vor allem im Schlachtensee und der Krummen Lanke. Der dort ansässige Wels e.V. hievt wohl fünfzig Welse pro Jahr aus dem Wasser auf den Grill, ohne dass weltweit Memes dazu entstehen oder Proteste losgeschlagen werden.   Die Welslage (von Heiko Werning)   Droht jetzt ein „dritter Welskrieg“, wie die Zeit fragte? Immerhin sieht man dort in der klassischen Sommerlochgeschichte über Welse, die gerade mit einer gewissen Hartnäckigkeit fränkische Badegäste anrasp...