Während es die einen immer noch nicht richtig ins Internet geschafft haben, machen sich die im Internet schon wieder bereit fürs Outernet. Das ist aber nicht die Forderung nach mehr Genuss durch weniger Technik, mehr Luft und Sonne statt Bildschirm. Das Außennetz ist nicht der Picknickkorb im Park mit den Freunden, aber es wird bald dem ganzen Park übergeworfen. Und eigentlich ist es ja schon da.
Widerstand zwecklos. Die letzten Verweigerer meinten noch, so lange die Kiste ausbleibt könne das Internet nicht heraus. Aber die Büchsen sind geöffnet, zuerst konnte man nur aus dem Internet das geheimnisvolle Außen beobachten, über eine Webcam die Kaffeemaschine eines weit entfernten Instituts zum Beispiel. Die Computer bekamen aber schnell alle kleine Augen, man stellt sie vor den Bildschirm und kann sich seitdem auch über die Kontinente hinweg zuwinken und links und rechts am Winker vorbei den Zustand der Wohnung überprüfen. Begleitend kann man sich nur durch die Zweidimensionalität der Scheibe getrennt gutgemeinte Ratschläge geben: "Mir ist so heiß." "Ach, dann zieh doch noch was aus." "Noch was?" "Ja, warum nicht?" "Na gut, warte, ich ziehe mal die Vorhänge zu." "Oh, jetzt wird mir aber auch heiß hier." "Ach, dann zieh doch auch noch was aus." Und so weiter.
Der Internettroll sitzt in seiner Höhle mit den noch im letzten Jahrhundert zugezogenen Vorhängen. Es ist leer geworden im Internet 2010, sie sind alle im Outernet. Er kann sie durch die Kameras in ihren Ich-und-Du-Phones im Park sitzen sehen, sie trinken Wein und lachen. Wenn sie sich noch nicht kennen, dort draußen im Aussennetz, halten beide ersteinmal ihre Geräte vor den anderen. Dann wird das Facebook-Profil des anderen angezeigt und man kann sich gleich im Park gegenseitig in die Freundesliste eintragen. Man kann die Geräte auch an das Weinetikett halten und googelt sich automatisch alle Daten zur Herstellung heran, Konsumententipps, Schadstoffanalysen. Bestellt ferner die passenden Kopfschmerztabletten.
Eins der Geräte piepst plötzlich, ein digitaler Freund hat den Park betreten. Der hört über den Kopfhörer die Stimme seiner Navigationssoftware: "Am nächsten Baum rechts abbiegen." In einem anderen Bereich der Rehberge spielen sie "Real World of Worldcraft" mit ihren Geräten, die Bewegungssensoren steuern die Schwerthiebe und die Handys senden Feuerbälle aus. Bald werden wir im Außennetz unsere kleinen Geräte überall davorhalten, um bald darauf mehr darüber zu wissen, als wir alle wissen können. Das wird dann wie Star Trek sein, wenn sie auf einem fremden Planeten stehen und ernst ihre Trikorder in der Luft schwenken.
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