Direkt zum Hauptbereich

Außennetz (Brauseboys am 3.12.)

Während es die einen immer noch nicht richtig ins Internet geschafft haben, machen sich die im Internet schon wieder bereit fürs Outernet. Das ist aber nicht die Forderung nach mehr Genuss durch weniger Technik, mehr Luft und Sonne statt Bildschirm. Das Außennetz ist nicht der Picknickkorb im Park mit den Freunden, aber es wird bald dem ganzen Park übergeworfen. Und eigentlich ist es ja schon da.
Widerstand zwecklos. Die letzten Verweigerer meinten noch, so lange die Kiste ausbleibt könne das Internet nicht heraus. Aber die Büchsen sind geöffnet, zuerst konnte man nur aus dem Internet das geheimnisvolle Außen beobachten, über eine Webcam die Kaffeemaschine eines weit entfernten Instituts zum Beispiel. Die Computer bekamen aber schnell alle kleine Augen, man stellt sie vor den Bildschirm und kann sich seitdem auch über die Kontinente hinweg zuwinken und links und rechts am Winker vorbei den Zustand der Wohnung überprüfen. Begleitend kann man sich nur durch die Zweidimensionalität der Scheibe getrennt gutgemeinte Ratschläge geben: "Mir ist so heiß." "Ach, dann zieh doch noch was aus." "Noch was?" "Ja, warum nicht?" "Na gut, warte, ich ziehe mal die Vorhänge zu." "Oh, jetzt wird mir aber auch heiß hier." "Ach, dann zieh doch auch noch was aus." Und so weiter.
Der Internettroll sitzt in seiner Höhle mit den noch im letzten Jahrhundert zugezogenen Vorhängen. Es ist leer geworden im Internet 2010, sie sind alle im Outernet. Er kann sie durch die Kameras in ihren Ich-und-Du-Phones im Park sitzen sehen, sie trinken Wein und lachen. Wenn sie sich noch nicht kennen, dort draußen im Aussennetz, halten beide ersteinmal ihre Geräte vor den anderen. Dann wird das Facebook-Profil des anderen angezeigt und man kann sich gleich im Park gegenseitig in die Freundesliste eintragen. Man kann die Geräte auch an das Weinetikett halten und googelt sich automatisch alle Daten zur Herstellung heran, Konsumententipps, Schadstoffanalysen. Bestellt ferner die passenden Kopfschmerztabletten.
Eins der Geräte piepst plötzlich, ein digitaler Freund hat den Park betreten. Der hört über den Kopfhörer die Stimme seiner Navigationssoftware: "Am nächsten Baum rechts abbiegen." In einem anderen Bereich der Rehberge spielen sie "Real World of Worldcraft" mit ihren Geräten, die Bewegungssensoren steuern die Schwerthiebe und die Handys senden Feuerbälle aus. Bald werden wir im Außennetz unsere kleinen Geräte überall davorhalten, um bald darauf mehr darüber zu wissen, als wir alle wissen können. Das wird dann wie Star Trek sein, wenn sie auf einem fremden Planeten stehen und ernst ihre Trikorder in der Luft schwenken.
Weiterführend: http://blog.trendone.de/tag/outernet/


~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 3.12.09 /20.30 Uhr
LA LUZ (Oudenarder Str.16-20, Osram-Höfe)

BRAUSEBOYS

Neue Texte, Musik und Multimedia mit Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann & Heiko Werning.

Gäste:

CHRISTOF STÄHLIN (Stiller Mann)
http://www.christof-staehlin.de/

IRIS NIEDERMEYER (Charmante Chaosunterhaltung)
http://www.iris-niedermeyer.de/

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage