Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 27.9.: Licht im Dunkel


Schweinkram

Ein Wort ist für sich gesehen erst einmal harmlos. Man kann es aussprechen, man kann es auch nur denken, und man kann es nicht kennen. So glaubte ein Schüler in meiner Schreibwerkstatt diese Woche offenbar, dass er mit “Schweineführer” ein besonders lustiges Wort erfunden hätte. Jedenfalls konnte er seine Fabel “Die Katze und der Schweineführer” nicht flüssig vorlesen, immer wieder musste er sich von Lachkrämpfen gekrümmt weg vom Papier drehen. Und das immer genau dann, wenn das Wort “Schweineführer” in seinem Text auftauchte. Und da er sehr stolz über die enthemmende Wirkung seiner Erfindung “Schweineführer” war, kam das Wort “Schweineführer” ziemlich oft vor.
Auch die Jungs um ihm herum wurden von Lachsalven geschüttelt, obwohl es ja im Grunde nicht mal Schweinkram war. Später am Tag gab ich dann Schweineführer in die Suchmaschine ein und war direkt auch erstaunt, dass es das Wort wirklich gibt und mir irgendwie entgangen sein musste. Oder sich nie in meinem Weichspeicher festsetzen konnte und eben die korrekte Bezeichung für denjenigen ist, der das trüffelsuchende Schwein an der Leine führt. Obwohl ja eigentlich das Schwein den Schweineführer führt, denn es weiß im Gegensatz zu ihm, wo die Trüffel sind und führt ihn dahin. Im Grunde ist das Schwein somit Menschenführer, und gelegentlich also auch Schweineführer, wenn der Mensch ein Schwein ist.
Der eigentlich als Schweineführer bezeichnete ist eher ein Schweinehalter oder ein Schweinestopper, denn seine vornehmliche Aufgabe ist es, das Schwein rechzeitig von den Trüffeln wegzuziehen, in der kurzen Lücke zwischen Entdeckung und Verspeisung. Eine undankbare Aufgabe, dem Schwein die gefundenen Speisen wegzunehmen, die als Arbeit sicher nicht dazu geeignet ist, besonders viel gutes Karma dabei anzusammeln.
Die aber auch nicht dafür da ist, sondern um möglichst viele Trüffel einzusammeln. Das ginge aber mit Hunden besser, die Trüffel genau so gut finden, aber nicht so gut fänden, dass sie diese sofort fressen wollen, wie die Schweine, erzählt mir das nette Internet. Und dass es immer weniger Schweineführer auf der Welt gibt und sie gewiß irgendwann auch einmal ganz vergessen sein werden.

~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 27.9. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.

Gäste:
Michael-André Werner (kennt Klaus) www.michael-andre-werner.de
Schwarz un Schmitz (mögen Flugenten): www.schwarzunschmitz.de 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage