Literaturgesteuert
Ich setze mich hin, schlage eins der Bücher auf, die ich gerade lese, und lese sogleich: "Setzen Sie sich... Ich stelle Teewasser auf." Also stehe ich auf und stelle Teewasser auf. Braucht es noch einen Beweis, dass Literatur Menschen in Bewegung setzen kann? Nein, einer reicht. Die richtige Idee im richtigen Moment steuert mich wie einen Zombie.
Schön wäre es, wenn man mir berichten würde, ob sich beim Lesen der letzten Sätze gerade eben auch bei anderen der Drang eingestellt hat, Teewasser aufzusetzen. Oder es jemand gar ausgeführt hat vor dem Weiterlesen. Und wäre das so, sollte man generell doch etwas vorsichtiger damit sein, welche Bücher man aufschlägt. So lese ich gerade außerdem "Die Reise nach Petuschki", einen spritlastigen Roman, in dem kein Teewasser vorkommt. Wer ihn nicht kennt, dem rate ich hiermit hinsichtlich der neuen Erkenntnisse, ihn möglichst weit weg von jeder Schnapsflasche zu lesen. Das literaturgesteuerte Auführen der Trinkmenge nur weniger Seiten kann drastische Folgen haben.
Das kleine Büchererlebnis zwitschere ich auch in mein Twitter-Profil. Ein Spamroboter hat sofort die Worte "Buch" und "lesen" aufgeschnappt und schickt mir eine Antwort, die gleiche wie allen anderen, die sich der Roboter so herausgefischt hat. Er schickt mir einen Buchlink zu "Shades of Grey", diesem Sado-Maso-Dingsda aus Amerika. Aber die Werbung erwischt mich ganz im falschen Moment. Nicht auszudenken, wenn da steht "Er fesselte sie" und man plötzlich den Drang verspürt, die Rolle Paketschnur aus der Kammer zu holen.
Donnerstag, 19.7. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Clint Lukas (Surfpoet): www.clintlukas.wordpress.com
Andrés Atala-Quezada (Pianopoet): www.atala-gedichte.blogspot.de
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