Nicht von Prostituierten auf der Oranienburger Straße angesprochen zu werden, das dürfte nicht mal Herkules schaffen. Dabei habe ich mich nur ein paar Meter von einer Querstraße zum S-Bahnschacht auf dem Bürgersteig vor dem alten Postamt bewegt. Wer zu dieser späten Zeit noch mit einer Kamera unterwegs sei, von dem wisse sie ja, was der noch brauchen würde. So ihre These, die wir ja weiter auf ihrem Zimmer erörtern könnten. Ich schaute auf die Uhr. "Meine Bahn kommt gleich!", und lehnte höflich ab.
Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge) Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer
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