Den Winter rausschwitzen: Alles muss raus! (von Volker Surmann)
Ich weiß nicht, warum, aber irgendwas macht, dass Menschen in der Sauna mit einer Offenheit plaudern, als gäbe es kein Morgen mehr – oder keine Mitsaunierenden. Vielleicht liegt es an der Nacktheit: Man hat schon alle Hüllen fallen lassen, zeigt sich völlig entblößt, und man kann alles sehen: alle Falten, jedes Haar an passender oder unpassender Stelle, dieses schwarzbraune Muttermal in der Form Zyperns neben dem Bauchnabel, jede Narbe, ob rasiert oder nicht rasiert, klein oder groß, bevorhäutet oder nacktmullig, alle Piercings, alle Tattoos, auch die peinlichen ersten.
Oder es liegt an der Hitze. Dass bei 90 Grad manche Schmelzsicherungen im Hirn einfach durchbrennen und neben ranzigem Schweiß aus den Poren jede Menge müffelnde Wahrheit aus den Mündern quillt. Jedenfalls hab ich in der Sauna schon sexuelle Intimitäten, kolportierte Seitensprünge, pikante Geständnisse und Geschäftsgeheimnisse aufgeschnappt, da sind Handytelefonate in der Deutschen Bahn nichts gegen, und selbst da erfährt man ja schon so einiges: »Ja, hallo, Frau Böge, hallo? Ja, ich war wohl gerade in einem Funkloch ... also noch mal: Die Klageschrift wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz geht an Simon Peters ... Simon wie Simon und dann Peter Emil Theodor Emil Richard und S wie Siegfried. ... Nein, das sind nicht die Vornamen, Frau Böge ... Bommerlunder Straße 18, 58089 Hagen ... Hallo? Sind Sie noch da, Frau Böge? ... Hallo, ja gut ... haben Sie? ... Sehr gut. Und schreiben Sie bitte ›vertraulich‹ auf die Akte, muss ja nicht jeder wissen, was er mit der Kleinen gemacht hat.«
Schilder der Art »In der Sauna bitte Ruhe!« sind gar keine Ausgeburt deutschen Spießertums, es sind Warnhinweise. »Sagen Sie nichts, was Sie später bereuen könnten.« Neben jedem »Kein Schweiß auf’s Holz!«-Schild sollte eins hängen mit: »Kein Wort über die Lippen!«
(Aus: Saunamänner, in: Volker Surmann "Bloßmenschen. Schöner schämen für alle")
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Donnerstag, 9.3. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys - frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit bald vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
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Freitag, 17.3. /20 Uhr
AHA (Monunmentenstr. 13)
"Bloßmenschen. Schöner schämen für alle" heißt die neue Geschichtensammlung von Volker Surmann
Vorgestellt wird dieses Buch an diesem Abend im Rahmen eines thematischen Poetry Slams zum wohl unterhaltsamsten Gefühl der Menschheit. - Wenn man nicht gerade selbst betroffen ist. Um so reizvoller ist es, mit wohligem Schauern davon zu lesen und zu hören.
Texte zum Theme Schämen, Fremdschämen und Bloßstellungen jeglicher Art, vorgetragen von Volker Surmann und seinen Lieblingsgästen. Wer wird an diesem Abend Schämechampion?
Mit Karsten Lampe, Micha Ebeling, Sebastian Lehmann, Kirsten Fuchs und einem Überraschungsgast. Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19 Uhr
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