Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 27.11.: Wann kommst du geschneit?

Strategien gegen den Winter (von Frank Sorge)

1. Ignorieren. Der Winter ist da, sagen sie alle, aber man muss ja auch sonst nicht allen alles glauben. Sind die Winterverkünder sicher, dass da ein Winter ist? Woran machen sie es fest? Ob es kalt draußen ist? Hier in der Wohnung ist es warm. Durch das Fenster sieht es karg, grau und kalt aus? Was zeigt ein Fenster anderes als ein Bild? Und seit wann macht ein Bild kalt?
2. Augen auf! Es ist schon lange bekannt, dass das Starren auf Computerbildschirme die Wintermüdigkeit aushebelt. Für uns Pioniere des neuen Jahrtausends also unproblematisch. Einfach so lange vor dem Rechner bleiben wie immer. Dann wird man müde wie immer, und schläft genau so lange wie immer. Aber das Vitamin D, wird man vielleicht einwerfen wollen - ja, das gibts überall zu kaufen. 
3. Warm anziehen! Setz der hässlichen Fratze des Winters etwas entgegen. Nimm die größte, alberne, grellstmöglich gefärbte Wollmütze, nutze die lange Unterwäsche mit den Dalmatinern, Rentierpullis, Moon Boots, Daunenfäustlinge, Skibrillen, Ohrenschützer. Dir wird so dermaßen heiß sein, egal wohin du kommst, dass du nicht einen einzigen Gedanken an die behauptete Kälte des Winters verschwenden musst. “Dann seh ich aber scheiße aus”, sagst du, aber ich frage: “Dann erst?”
4. "Den Winter lieben" hilft nicht! Man nennt es Stockholm-Syndrom, ein Ort, an dem es gerne auch mal noch etwas kälter ist als hier. Der Winter nimmt dich gefangen und quält dich, bis du aus reinem Selbstschutz anfängst, den Winter zu umarmen oder ihm ein Gedicht zu schreiben.
5. Erkenntnis! Winter ist eine Konstruktion, die Angst vor dem Winter irrational. Hat der Mensch noch Angst vor dem Feuer? Nein, er fährt damit herum, er holt es aus Atomen, er hält es der netten Person am Tresen nebenan vor die Nase, damit diese sich scheu lächelnd bedanken kann.

~#~#~#~#~#~#~#~#

Donnerstag, 27.11. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

Die Brauseboys - frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit elf Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. 

Gäste:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denken: Was hi

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk