Qualitätskontrolle
Es klingelt an der Tür und ein Mann von Kabel Deutschland will die Signale an der Multimedia-Dose überprüfen. Er ist der dritte in diesem Jahr, die Dose gehört zur Wohnung, wird im Grunde nicht benutzt und ist sehr neu. Es gab weder eine Beschwerde von mir, noch irgendwelche Bauarbeiten in Nähe der Leitungen, keine Sonnenstürme, Blitzeinschläge, Überschwemmungen, Brände, und wie die zwei anderen Kontrolleure dieses Jahr, und die letztes Jahr, lobt auch dieser die Qualität der möglichen Signalübertragung. Dieser gibt sich besonders Mühe, “Hervorragend, hervorragend” ruft er aus, als würde ich hier das Kasperletheater machen, und nicht er. Und als hätte ich gerade einen Witz gemacht, und nicht er.
“Dürfte ich noch fragen, wie sie telefonieren und im Internet surfen?”
“Nein, ein Verkaufsgespräch müssen sie mit mir jetzt nicht beginnen, ich lasse alles so, wie es ist.”
Das aber fordert ihn heraus und er hakt weiter nach, schmeisst mir irgendwelche Zahlen an den Kopf, ich blocke weiter, er wird pampig, ich wisse ja nicht, wovon ich rede, dann ist er endlich im Flur und ich kann die Tür schließen.
Immerhin habe ich sie nun durchschaut, fast peinlich, dass erst jetzt der Groschen fällt. Aber es wurde aufgerüstet an der Abwerbefront. Der Gegner Mammon weiß immer mehr über uns und feilt an seinen Strategien. Jemand kam auf die zündende Idee, Haustürverkäufer jetzt in einen Blaumann zu stecken und mit dem Wort “Qualitätskontrolle” bewaffnet direkt in die Wohnzimmer zu schicken.
Auch die Online-Spam hat die nächste Evolutionsstufe erreicht und weiß im Gegensatz zum Kabel-Deutschländer recht genau, über welchen Verein ich telefoniere. Die Rechnungs-Mails sehen auf den ersten Blick jedenfalls sehr überzeugend aus, und der Betrag ist mit 91 Euro gut gezielt, um einen unbedachten Klick herauszufordern. Jetzt müssen sie noch daran arbeiten, dass ich die E-Mail nicht gleichzeitig an alle meine zehn Adressen bekomme.
Am Telefon ist das meiste hingegen so plump wie eh und je. Irgendwann einmal hätte ich Fragen über meine Trinkgewohnheiten beantwortet, behauptete eine Frau gestern, zum Dank, gewissermaßen als Geschenk, hätte man mir ein schönes Rotwein-Paket zum Vorzugspreis für 180 Euro geschnürt. “Hervorragend, hervorragend”, rief ich aus, machte alles aus und ging spazieren.
Donnerstag, 11.10. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Markus Riexinger (hervorragende Texte) www.markus-riexinger.de
Doc Schoko (hervorragende Lieder): www.myspace.com/docschoko
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