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Brauseboys am 14.7.: Lesen vom Blatt

Glasmurmelspiel

Ich gehe in den Supermarkt, dessen Name nicht suggeriert, dass es dort billiger wäre. Und dessen Name nicht sagt, dass man Geld behält, wenn man welches ausgibt. Sondern in den, dessen Name einfach nur sagt, dass der Supermarkt da ist, dass er wirklich da ist und nicht ausgedacht ist. Der nicht online ist oder virtuell, der nicht war und nicht erst sein wird. 
Nicht gehe ich in den Supermarkt, weil er mir gefallen würde. Sogar ging ich nie in einen Supermarkt, weil es mir dort gefallen würde. Wenn ich irgendwo hingehe, wo es mir gefällt, dann ist es gegenüber der Schlucht, die Welten trennt, und auf der anderen Seite gibt es Supermärkte. Vielleicht ging ich gern in den kleinen Edeka damals an der Brunnenstraße, der jetzt ein Bio-Fleischmarkt oder etwas ähnliches ist. Aber auch da erst, als mich alle Mitarbeiter grüßten und ich alle Mitarbeiter grüßte und es also gar kein Supermarkt mehr war. Und ich erkannte, dass die Produkte hier waren, weil die Mitarbeiter nach dem Gruß fragten, was mir denn gefallen würde und was nicht und warum. Und als sie mir gefiel und ich auf dem Pfandbon nie ihren hingekritzelten Namen lesen konnte, und ich mich nie traute zu fragen und sie daher nie wiedergefunden habe. 
Ich gehe dort hinein, in den wirklich vorhandenen Supermarkt, weil ich Abwechslung brauche von all den anderen Supermärkten in der Gegend. Es ist eine Gegend, die sich rühmen kann, fast alle Supermärkte des Spektrums in Laufnähe zu haben. Ich kaufe ein, was mir gefällt und ich finde eine Kasse, an der ich nicht anstehen muss. Ich bekomme eine Murmel dazu, nachdem ich bezahlt habe. "Hier, Ihre Murmel", sagt der Verkäufer und gähnt herzhaft. Ich sage nicht danke, ich sage: "Aha." 
Ich habe den Aufsteller gesehen, die große Murmel-Sammelkiste, den Murmel-Sammelbeutel. Auch erzählte man mir schon von den Murmeln und vor einer Weile schon lehnte ich eine mir zugewiesene Murmel ab. Die aber nahm ich mit, denn ich wollte über sie nachdenken. Ich hatte eine Ahnung, wohin das führen würde, aber ich wollte mich erst versichern. 

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Donnerstag, 14.7. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

BRAUSEBOYS

Neue Texte, Musik und Multimedia mit Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gästen. 

Gäste:
Mischa-Sarim Vérollet (hat Angst vor Frauen in Romanform)
www.verollet.de
Nikolic (hat die goldene Stimme in Halsform)
www.nikolic-berlin.de

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