Titten und Teslas (von Frank Sorge)
Ich dachte wirklich, ich wäre gegen Social Media immun. Selbst kein Bedürfnis zur Mitteilung zu haben, auch kein größeres zur Aufmerksamkeit, alle Meinungen akzeptieren zu können, ohne labile Hutschnur zu lesen. Bald zwanzig Jahre hat das geklappt, doch das von Elon Musk gekaperte Twitter lässt mir keine andere Wahl mehr, der Dispruptor hat mich disruptet. Entgegen meiner Gewohnheit fange ich an, vorgeschlagene Inhalte stummzuschalten, blocke sogar den ein anderen Account. Ich erschrecke über die plötzliche Freude, die ich dabei empfinde. Vielfalt halte ich aus, aber nicht diese Einfalt. Ich mache die Timeline auf und blocke, blocke, schalte stumm. Ich weiß genau, dass ich verloren habe, ich bin besiegt, denn alle diese Blocks und Klicks verraten mich, ich bin wahrscheinlich erstmalig sozial in diesem Medium, weil ich mich durchschaubar mache. Aber dieses Chauvinisten-Twitter ist anders nicht mehr zu ertragen, ich kann nichts mehr liken für die Welt draußen, ich kann nur noch blocken für den Algorithmus. All diese Autos, die Muskeln, die Titten, Rassisten, Leugner, Ignoranten, Transphoben. Das soll offenbar die perfide Rache an uns sein, die hier vorher gewohnt haben, zeigt ihnen so viele Titten und Teslas, bis ihnen schlecht wird und sie sich selbst verabschieden. Dann nennen wir das ausgeglichen.
Brauseboys - mit Paul Bokowski, Hinark Husen & Piji Summer
Donnerstag, 18.5. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
So wie nach Regen Sonnenschein folgt, folgt nach Sonnenschein Regen. Mittlerweile ist der zweite Fall viel wichtiger, denn ohne Regen sieht es bei uns nicht gut aus. Es ist also sogar sehr erstrebenswert geworden, dass nach Sonnenschein Regen folgt, und ist nicht vielleicht Regen generell der bessere Sonnenschein? Sonne ist Strahlung, sehr aggressiv, Wasser hingegen reinigend, kühlend, substantiell. Nur wo Wasser ist, ist auch Leben, Sonnen gibts überall. Kurz gesagt: Wir finden es auch mal richtig toll, wenn es regnet. Eine gute Gelegenheit außerdem, reinzugehen, jeden Donnerstag ins Haus der Sinne zu uns. Sorgsam behütet, bedient und trocken gibt es da neue Texte und Lieder, neue Erkenntnisse, neue Gäste - diese Woche mit einem feinen Himmelfahrtskommando, mit unseren Ex-Brauseboys Paul Bokowski & Hinark Husen, sowie Liedern von Piji Summer.
Hinweis: Wir sind diese Woche oben auf der Bühne, also barrierefrei.
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