Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 18.5. (20 Uhr) im Haus der Sinne: Mit Paul Bokowski, Hinark Husen & Piji Summer

Titten und Teslas (von Frank Sorge)
 
Ich dachte wirklich, ich wäre gegen Social Media immun. Selbst kein Bedürfnis zur Mitteilung zu haben, auch kein größeres zur Aufmerksamkeit, alle Meinungen akzeptieren zu können, ohne labile Hutschnur zu lesen. Bald zwanzig Jahre hat das geklappt, doch das von Elon Musk gekaperte Twitter lässt mir keine andere Wahl mehr, der Dispruptor hat mich disruptet. Entgegen meiner Gewohnheit fange ich an, vorgeschlagene Inhalte stummzuschalten, blocke sogar den ein anderen Account. Ich erschrecke über die plötzliche Freude, die ich dabei empfinde. Vielfalt halte ich aus, aber nicht diese Einfalt. Ich mache die Timeline auf und blocke, blocke, schalte stumm. Ich weiß genau, dass ich verloren habe, ich bin besiegt, denn alle diese Blocks und Klicks verraten mich, ich bin wahrscheinlich erstmalig sozial in diesem Medium, weil ich mich durchschaubar mache. Aber dieses Chauvinisten-Twitter ist anders nicht mehr zu ertragen, ich kann nichts mehr liken für die Welt draußen, ich kann nur noch blocken für den Algorithmus. All diese Autos, die Muskeln, die Titten, Rassisten, Leugner, Ignoranten, Transphoben. Das soll offenbar die perfide Rache an uns sein, die hier vorher gewohnt haben, zeigt ihnen so viele Titten und Teslas, bis ihnen schlecht wird und sie sich selbst verabschieden. Dann nennen wir das ausgeglichen.


Brauseboys - mit Paul Bokowski, Hinark Husen & Piji Summer

Donnerstag, 18.5. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
 
So wie nach Regen Sonnenschein folgt, folgt nach Sonnenschein Regen. Mittlerweile ist der zweite Fall viel wichtiger, denn ohne Regen sieht es bei uns nicht gut aus. Es ist also sogar sehr erstrebenswert geworden, dass nach Sonnenschein Regen folgt, und ist nicht vielleicht Regen generell der bessere Sonnenschein? Sonne ist Strahlung, sehr aggressiv, Wasser hingegen reinigend, kühlend, substantiell. Nur wo Wasser ist, ist auch Leben, Sonnen gibts überall. Kurz gesagt: Wir finden es auch mal richtig toll, wenn es regnet. Eine gute Gelegenheit außerdem, reinzugehen, jeden Donnerstag ins Haus der Sinne zu uns. Sorgsam behütet, bedient und trocken gibt es da neue Texte und Lieder, neue Erkenntnisse, neue Gäste - diese Woche mit einem feinen Himmelfahrtskommando, mit unseren Ex-Brauseboys Paul Bokowski & Hinark Husen, sowie Liedern von Piji Summer.
 
Hinweis: Wir sind diese Woche oben auf der Bühne, also barrierefrei.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage