Entschleunigung (von Frank Sorge)
"Biste ooch so fertig, Ralle?"
"Fertig? Nee, wieso? Ist doch erst elfe."
"Ich meine wegen die Lage, oder die Lagen, wat weeß ick, is doch eene Katastrophe nach die nächste. Machste dir keene Sorgen?"
"Im Nahbereich? Nee, im Gegenteil, ick bin direkt erleichtert."
"Dein Rezept für jute Laune musste mir ooch irgendwann mal verraten."
"Überleg doch mal, hätteste letztet Jahr noch jedacht, dat wir hier wieder normal in Seestern sitzen? Hat bestimmt jeder jedacht, jetzt jeht dit Ding pleite und kommt ne Kita rin."
"Pleite? Lass dit ma nich Marie hören."
"Die is drinne."
"Ick bin drinne!"
"Siehste? Ick bin jedenfalls überglücklich. Dit hätt janz anders kommen können. Denk an' Vulkan, oder dit Brummer-Eck."
"Naja, haste ja recht, ick bin ja ooch froh."
"Ick hör nüscht, ick bin drinne!"
"Ick bin ooch FROH!"
"Wart erstmal, bis dit Bierchen kommt. Dit Zauberwort, Dieter, is Entschleunigung."
"Willste sagen, ick bin langsam?"
"Nee, Marie, du bist die Schnellste."
"Danke."
"Prost! ... Kiek Se dir alle an, hier in die Autos, alle wollnse schnell wohin. Und ooch uff dem Gehweg, een Jerenne morgens, wa, und mittags denn wegen Pause. Machst Pause und rennst rum, überleg mal, und dann nachmittags wieder, wegen Yoga oder so. Dabei, wenn de jemütlich zu dein Yoga loofen würdest, so richtig mit Zeit, wa, und Jelassenheit..."
"Dann brauchste keen Yoga mehr, wenn de ankommst."
"Exakt! Und wenn ick hier sitze, grad in Sommer, wa, denke ick immer: Dit ham alle verlernt, wa? Entschleunijung, mal Fünfe grade sein lassen, einfach mal rumstehen und nüscht is."
"Hast du jut reden als Rentner."
"Fand ick früher ooch schon."
"Na, denn wird mit einiget klar."
"Watt denn?"
"Ick hab den idealen Job für dich, wir stelln dirn Schild hin, 'Entschleunijungsberatung - Zwee Bier die Stunde'. Hast ja recht, einfach mal abschalten."
"Danach is besser, gloob mir."
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Donnerstag, 12.5. /20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35)
Heute mal im Theater (Vorderhaus, 2. Stock)
Die Brauseboys am 12.5. im Theater der Kufa: Live mit Marc Ottiker
Überraschung, Überraschung, bei uns kann man was erleben! Nach und nach erleben wir jedenfalls alle Orte in der Kufa und lesen diesen Donnerstag mal nicht im Slaughterhouse, nicht im Café und (noch) nicht draußen. Sondern im schönen Theater, das vor allem richtig schön ist. Gleichfalls ist es für euch eine Gelegenheit, am gleichen Ort auch mal was anderes zu sehen. Wir werden es erleben. Platz ist dort auch reichlich, es kommt ebenfalls Luftfiltertechnik von Alpha Centauri zum Einsatz. Unsere eigenverantwortlichen Coronaregeln lauten: 'Kontrolliert euch bitte selbst, gewissenhaft, kommt nicht positiv, und es ist ausdrücklich erlaubt, Maske zu tragen!'. Wir bleiben außerdem friedlich, verknappen nichts, finden weiterhin jeden Donnerstag statt, und haben diese Woche Marc Ottiker zu Gast. Der Wahlberliner aus der Schweiz hat feines Liedgut aus zwei sehr ähnlichen Sprachen dabei.
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