Luxusschlaf (von Frank Sorge)
Müde sein zu können, ist ja auch ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. In vielen Berufen ist das Ausgeschlafensein nicht nur nettes Kompliment, beim Busfahrer oder Piloten etwa wird es eindringlich verlangt. Sobald etwas Verantwortung dazugehört, versteht es sich von selbst, Wachheit vorauszusetzen. Bei genauerem Blick, ungetrübt durch Müdigkeit, kann man sogar überall mehr Fälle entdecken - die wenigsten dürfen müde sein. Einschlafende Verkäufer kassieren nicht mehr ab, wegnickende Lehrer werden von Schülern gefesselt, Döner verbrennen, und viele Köche landen selbst im Brei. Zu schnell kann man ein Werkzeug verwechseln, sägt Falsches von Falschem, schraubt dieses an jenes, und wundert sich in der Nachschau. Ob in Omürs Autowerkstatt oder im Virchow-Klinikum, schnell sind die Konsequenzen unüberschaubar. Als Autor und Vater wiederum habe ich voll und ganz Gelegenheit und Anlass, nicht ausgeschlafen zu sein, eine Luxussituation, wie ich zugeben muss. Selbst eine Zeile wie:
'jnmkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk' kann hier mal vorkommen, als Kapitulation vor dem einschläfernden Sirren der PC-Lüfter und als womöglich historisches Typrogramm einer ganzen Epoche, 'Stirn auf Qwertz, 21. Jahrhundert'. Süße Müdigkeit lässt sich von dieser Warte aus auch mit cremigem Honig vergleichen, allerdings erst, wenn man von diesem zu viel gelöffellllllllll
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Donnerstag, 17.5. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys - Lesebühne im Wedding
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit fünfzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
Sebastian Krämer (Ich'n Lied)
Marco Tschirpke (Du'n Lied)
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