Mit Haut und Haar (von Frank Sorge)
Der Currywurstverkäufer im Traditionsgeschäft nennt Darm jetzt 'Haut'.
“Mit Haut?”
“Ja", sage ich nach einer Schrecksekunde, "und mit Kartoffelfingern bitte.”
Mit Haut? Das ist wahrscheinlich der Versuch, etwas Appetitlicheres zu fragen als ‘mit Darm’. Hat aber nicht geklappt. Vor allem, weil man erst einmal länger darüber nachdenken muss. Haut? Welche Haut? Und wie muss ich mir die erfragte Haut vorstellen? So wie meine, zart mit feinen Härchen? Das ergäbe allerdings eine Currywurst, die ich auslassen würde. Oder wie knusprige Brathähnchenhaut, die im Idealfall mit wenig rückseitigem Fett positive Assoziationen weckt, aber völlig weg von denen einer Bratwurst? Oder ist die Haut wie die auf Kakao oder Pudding gemeint, und was sollte mir das über die Currywurst sagen?
“Lassen Se mal die Wurst, ich nehm nur Pommes.”
“Huch, wieso das denn?”
“Wahrscheinlich schon der Gedanke, die Wurst wäre in Menschenhaut verpackt.”
“In was?”
“Na, wegem dem Darm.”
“Häh?”
“Wegen des Darmes.”
“Ach so, na dit is wegen der Touristen.”
“Hab ich mir gedacht. Aber die haben das doch gelernt?”
“Gelernt?”
“Na, in ihre Falkplan-Seminare und Reise-Coachings und Tripadvisor-Konferenzen - hundertmal. Seien Sie nicht irritiert über die Nachfrage ‘mit Darm’, sagen Sie einfach Ja oder Nein, wenn sie keine Pelle mögen. So was lernen die doch da.”
“Pelle? Dit is vielleicht besser, dann frage ich nach Pelle.”
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Donnerstag, 25.5. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys - frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
Sebastian Niedlich (Am Ende der Welt gibt es Kaffee und Kuchen)
Doc Schoko (schlecht dran / gut drauf)
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