Freundlich (von Frank Sorge)
Ach, sind die Menschen heute wieder freundlich zueinander. "Ey, in dein Jehirn ist ooch nur Scheiße, oder?", raunzt ein Rollerfahrer den Autofahrer neben sich an, als ich aus dem Haus trete, "Drei Sekunden vor die rote Ampel noch überholen, du Arschgeige." Er schüttelt demonstrativ den Kopf, sicher hat er Recht, und das Verhalten war nicht in Ordnung, weil es andere gefährdet hat. Und wie anders sollte man derart direkte Kritik auch formulieren? "Tschuldijen Sie, dit war knapp, da hätten Se mich ja beinahe umjefahren. Wenn Se nich' son juter Fahrer wärn, wa? 'N kleenen Alonso ham wir hier, oder stehn Se mehr uff Vettel? Da braucht man janz schön Reflexe für so Aktionen, Mann, da jing mir fürn Moment aber die Muffe. Ihnen nich? Ham Se nich an Ihrn schönen Lack jedacht wegen die Kratzer, dit Blut und so? Aber jut jemacht, muss ick sagen, war dufte, mal wieder son bisschen Feuer in die Adern zu spürn. Wenn man so beinahe von die Klippe jestoßen wird, danke Junge, ick fühl ma richtig lebendig jetzte."
Der Autofahrer reagiert nicht. Ach, wie verständig die Menschen heute wieder sind, er lässt dem Rollerfahrer seine Meinung und denkt gar nicht an Widerspruch. Einzusehen ohne einzugestehen war keine große Leistung, aber immerhin. Zur Anerkennung hätte er dennoch wenigstens ein kleines Signal geben können, dass die Kritik ihn erreicht hat. Ein einfaches "Selber Arschgeige" hätte doch gereicht, allein schon aus Höflichkeit. Bevor das Blech weiterrollt.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 10.10. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zehn Jahren jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Tube (von den Surfpoeten)
Thomas Franz (Zwieback für die Seele)
Ach, sind die Menschen heute wieder freundlich zueinander. "Ey, in dein Jehirn ist ooch nur Scheiße, oder?", raunzt ein Rollerfahrer den Autofahrer neben sich an, als ich aus dem Haus trete, "Drei Sekunden vor die rote Ampel noch überholen, du Arschgeige." Er schüttelt demonstrativ den Kopf, sicher hat er Recht, und das Verhalten war nicht in Ordnung, weil es andere gefährdet hat. Und wie anders sollte man derart direkte Kritik auch formulieren? "Tschuldijen Sie, dit war knapp, da hätten Se mich ja beinahe umjefahren. Wenn Se nich' son juter Fahrer wärn, wa? 'N kleenen Alonso ham wir hier, oder stehn Se mehr uff Vettel? Da braucht man janz schön Reflexe für so Aktionen, Mann, da jing mir fürn Moment aber die Muffe. Ihnen nich? Ham Se nich an Ihrn schönen Lack jedacht wegen die Kratzer, dit Blut und so? Aber jut jemacht, muss ick sagen, war dufte, mal wieder son bisschen Feuer in die Adern zu spürn. Wenn man so beinahe von die Klippe jestoßen wird, danke Junge, ick fühl ma richtig lebendig jetzte."
Der Autofahrer reagiert nicht. Ach, wie verständig die Menschen heute wieder sind, er lässt dem Rollerfahrer seine Meinung und denkt gar nicht an Widerspruch. Einzusehen ohne einzugestehen war keine große Leistung, aber immerhin. Zur Anerkennung hätte er dennoch wenigstens ein kleines Signal geben können, dass die Kritik ihn erreicht hat. Ein einfaches "Selber Arschgeige" hätte doch gereicht, allein schon aus Höflichkeit. Bevor das Blech weiterrollt.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 10.10. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit zehn Jahren jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Tube (von den Surfpoeten)
Thomas Franz (Zwieback für die Seele)
Kommentare