Soziale Unwörter (von Frank Sorge)
Die Nationale Armutskonferenz hat eine Liste von Wörtern veröffentlicht, deren Gebrauch nicht empfohlen wird, um die Lebenssituation armer Menschen nicht auch noch durch stark abwertende Begriffe zu belasten. Es ist eine “Liste der sozialen Unwörter”, darunter zum Beispiel: “die sozial Schwachen”. Denn ob jemand wenig Geld hat, sagt ja nichts über soziale Kompetenz aus, vor allem nicht über soziale Stärken. Andere Wörter der Liste erschließen sich nicht sofort, zum Beispiel “Ehrenamtspauschale”. In den Erklärungen wird darauf hingewiesen, dass das gemeinte Ding eigentlich Ehrenamtseinkommensteuerpauschale heißt oder heißen müsste, weil sie nur erhält, wer auch eine Steuererklärung abgibt. So dass arme Menschen sie nicht erhalten. Das ist tragisch, bzw. nicht in Ordnung, aber warum das Wort Ehrenamtspauschale dadurch zum Unwort wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Vor allem im Vergleich zu: Ehrenamtseinkommensteuerpauschale.
Andere Begriffe wiederum kenne ich erst, seit ich die Liste gelesen habe. But’ler etwa, Menschen im Bildungs- und Teilhabeprogramm der Bundesregierung - was auch immer das ist. Dass aber sprachlich auch schon eine feine Trennlinie zwischen “Menschen mit Migrationshintergrund” und “Menschen mit Migrationshintergrund ohne Migrationserfahrung” gezogen worden ist, finde ich erstaunlich perfide. Da ist man nicht nur Opfer, man ist sogar Opfer-Opfer.
Donnerstag, 14.3. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit fast zehn Jahren jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gast:
Manfred Maurenbrecher (Musik & Worte aus den Sperrzonen des Alltags): www.maurenbrecher.com
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