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Brauseboys am 16.10. (20 Uhr) mit Aike Arndt und Claudia Fink

Auf dem Papier (von Frank Sorge) 
 
Bevor man einen Text schreibt, sollte man in jedem Fall wach sein, man sollte also aufstehen. Im Bett mit offenen Augen einen Text zu schreiben, kann im Moment sehr verlockend sein, diese Ideen werden aber nicht automatisch zwischengespeichert. Man sollte also aufstehen, und man sollte sich auch anziehen. Wenigstens sollte man immer behaupten, man hätte einen Text angezogen geschrieben, gut gekleidet und frisiert, mit frisch gewaschenen Sachen. Wie sieht denn das sonst aus? Einem Paketboten öffnet man auch nicht, wenn er in Unterhose kommt, und eine Verkäuferin im Backshop sollte auch nicht im Schlafanzug Brötchen und Kaffee herausgeben. Man will auch nicht, dass sie im Schlüppi die Brötchen gebacken haben oder im Bademantel Pakete sortieren. Natürlich kann es im Einzelfall verkaufsfördernd sein, im Regelfall aber nicht. Kneipenwirte im Unterhemd schrecken auch Kunden ab und gehen nur im Kontext einer englischsprachigen Kellerbar in Neukölln durch, wenn die Tresenkräfte regelmäßig im Gym sind. Ein Text aber braucht Respekt und Fokus, also kämme man sich auch die Haare, bevor man einen schreibt, und erscheine vor dem Bildschirm rasiert.
Man sollte etwas essen, bevor man einen Text schreibt, es kann ja auch flüssig sein. Von Bier ist abzuraten, aber ein Kaffee mit Milchschaum hat ebenfalls ordentlich Kalorien. Man sollte nämlich wirklich wach sein, wenn man einen Text schreibt, sonst merkt man zum Beispiel nicht, dass man etwas ein zweites Mal schreibt, und findet es für den Moment wieder sehr verlockend, im Bett mit offenen Augen zu schreiben. Weil plötzlich die Energie fehlt, die Sache auch in der Realität zu Ende zu bringen. Texte sollte man aber zu Ende bringen, jedenfalls auf dem Papier.



Donnerstag, 16.10. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
 
Es ist schön herbstlich, Spazierende haben Hochkunjunktur und tun das Richtige: Laufen! Denn einiges ist zum Weglaufen, aber man muss nicht immer nur weg, man kann auch wo hinlaufen. Zum Beispiel in den Prenzlauer Berg, in einen annektierten Randbereich, den wir Ost-Wedding nennen, da gibts es auch buntes Herbstlaub und bunte Bilder - und wenn man das Schöne sucht, landet man unweigerlich im Haus der Sinne bei unseren CARTOONWOCHEN. Im Herbst fallen bei uns nicht nur Blätter von der Bühne, sondern es erstrahlen auch gezeichnete Geschichten der sympathischsten, lustigsten und coolsten Cartoonisten und Cartoonistinnen. Diese Woche kommt Aike Arndt, der uns beim letzten Mal schon einen schönen Brauseboys-Schriftzug mitgebracht hat (der in unserem Newsletter) und dieses Mal wieder einiges an feinen Cartoons im Gepäck haben wird, die gleichmaßen philosophisch wie komisch sind. Außerdem besucht uns Claudia Fink und bringt musikalische Seelennahrung mit. Ihr Songwriting ist sophisticated, das finden wir richtig so!

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