Wedding fortgeschritten (von Frank Sorge)
Wedding. Wo man Montag mittags an der Kassenschlange steht, ein verhuschter junger Mann seinen kleinen Einkauf bezahlt und der Kassierin “Schönes Wochenende!” wünscht.
Wenige Schritte danach bemerkt er seinen Fehler, dreht sich um und sagt “Ach, quatsch, is ja Montag - sorry!”, murmelt zu sich selbst: “Peinlich, Mann” und orientiert sich nach draußen. Ich denke, er saß schon einen schönen Moment in der Frühlingssonne und hat ein oder zwei Wochenendpils genossen. Für ihn ist vielleicht immer Wochenende, außer Sonntag, wenn die Läden zu sind.
Ist das verwerflich? Letztlich freue ich mich für ihn, dass er so unbeschwert ist an diesem Tag. Zudem ist es in Sylt vielleicht genauso, wenn der Milliardär zwei Nusshörnchen im Rewe holt. Der einzige Unterschied könnte sein, dass er den Laden für den verbleibenden Tag ausbezahlt und schließen lässt. Wenn er sagt, dass Wochenende ist, soll dann auch Wochenende sein.
Was diese Kölner und anderen Karnevalisten machen, hat ja auch mit der Wirkung von Humor auf Körper und Geist zu tun. Karthatisch, reinigend, befreiend, alles auf die Schippe zu nehmen und die Fünfe gerade sein zu lassen. Kennen wir, machen wir jede Woche, jeden Donnerstag im Haus der Sinne. Dit is nämlich Berlin, wa, immer die Nase vorn und ein Schippchen drauf! Einbildung ist auch ne Bildung, wie man zum Beispiel in den USA sehen kann. Also Prenzlauer-Berg-First und die Lesebühnen great again machen? Ach nee, das ist wirklich zu abgeschmackt, wir haben lieber gute und eigene Ideen. Kommt ihr einfach, dann hört ihr die und unsere Gäste. Wir freuen uns auf Texte von Alexander Estis und Lieder von Amalia Chikh.
Kommentare