Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 28.9. (20 Uhr) mit Francesco Wilking & Gary Flanell

Frau Sorge (von Frank Sorge)
 
Schon wieder habe ich den Namen einer E-Mailempfängerin falsch interpretiert und den geehrten Herrn angesprochen, der eine geehrte Frau ist, wie peinlich. Natürlich gibt es Schlimmeres, aber nicht für die, die eine Woche darüber nachdenken, wie sie es wieder ausbügeln können. Bei der nächsten E-Mail könnte ich es klarstellen, dass ich aufmerksam war und dazugelernt habe, aber es wird vermutlich keine nächste E-Mail geben. Ich müsste sie aktiv schreiben: Liebe Frau Schneider, es tut mir leid, dass ich abgelenkt von den Umständen Ihren Vornamen zu nachlässig als männlich gelesen und sie unpassend angeredet habe. Ich möchte Ihnen versichern, dass ich künftig im Zweifel nicht raten, sondern mich ausführlich informieren werde, wie ich aus einer Ahnung heraus nachträglich ja noch gemacht habe. Ich bin ein Mensch mit modernen Ansichten, könnten Sie nicht vielleicht ein paar Pronomen in ihre Fußzeile hineinschreiben? Es könnte ja auch sein, dass sie trotz des weiblichen Vornamens ganz anders angesprochen werden wollen, dann wäre ich jetzt von einem ins andere Fettnäpfchen getappt. Womöglich aber kennen Sie das auch schon, dass Menschen den Namen falsch interpretieren und ignorieren das souverän. Dann tut es mir auch schon wieder leid, dass ich überhaupt einen Entschuldigungsversuch starte, den man nicht so leicht ignorieren kann. Aber machen Sie ruhig, beachten Sie mich gar nicht. Den Vertrag mit dem Gasversorger will ich auch weiterhin nicht ändern und wünsche keine neuen Angebote. Danke, basta, over and out. Ihre Frau Sorge.
Das wäre dann noch peinlicher, so etwas abzuschicken, meine Vernunft verbietet es mir. Ich kann nichts weiter tun, als das Joch meines Fehlers zu tragen, bis es von selbst abfällt.


Brauseboys - mit Francesco Wilking und Gary Flanell

Donnerstag, 28.9. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
 
Langsam ist mal gut mit grillen, Strand und Sonnencréme. Soll ja gar nicht so gesund sein auf Dauer, weder Sonne noch Créme. Es gibt auch viele Freunde des Herbstes, die schon ganz traurig werden, wenn es nicht langsam mal ordentlich herbstelt. Dunkler ist es zwar, das ist schon mal gut, aber etwas kühler wäre besser. Wenigstens so kühl, dass die Monstermücken wegbleiben. Aber Berlin ist nicht Paris, wir haben bessere Karten, denn hier ersticken Mücken noch an echten Autoabgasen. Lasst euch jedenfalls versichern, dass wirklich Herbst ist, astronomisch, astrologisch und kalenderarisch, also DIE Saison neben Winter bis Sommer für Ausflüge zu Lesebühnen beginnt, wo man sich einfindet, um gemeinsam Gedanken zu tanken. Wir laden dazu jede Woche in das Haus der Sinne, im Grunde wird es ein 'Herbst der Sinne'. Ihr seht, uns ist jedes Lockmittel recht, nicht nur feinste Wortspiele, sondern zum Beispiel bunte und funkelnde Gäste. Wir freuen uns auf Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn) und Gary Flanell (Angst vor blauem Himmel). 
 
Diese Woche unten auf der Keller-Bühne (leider nicht barrierefrei).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denken: Was hi

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk