Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 7.9. (20 Uhr) im Haus der Sinne: Mit Philipp Dewald & Bent-Erik Scholz

Fallendes Niveau (von Frank Sorge)
 
Die erste Schulwoche, oh je, das ist immer die schlimmste. Die schlimmste vor der nächsten, die noch schlimmer wird. Nicht wegen des Lernens, sondern wegen der Minus-Schlafstunden, die durch willkürlich in irgendwelchen Kaiserzeiten entschiedene Schulzeiten anfallen. Älter kann das jedenfalls nicht sein mit dem frühen Schulbeginn, davor war man sicher vernünftiger. Wer privilegiert war, konnte da jedenfalls noch ausschlafen, so war das doch in Mittelerde.
Die Kinder stecken es nach ein paar Tagen eigentlich wieder ganz gut weg, nur wir Eltern leiden. Wir werden ja auch nicht jünger, aber sind noch keine Rentner, die zum Morgengrauen aktiv werden, wir sind in einem Schlafdilemma. Mehrbedarf bei gleichzeitiger Verknappung. Man kann Minus-Schlafstunden wohl immerhin in einem gewissen Umfang wieder aufholen. Der Rest aber setzt sich in der Körpersubstanz fest, als stetig steigender Mangel, und macht sicher auch diese grauen Haare. Etwas Nachschlafen tut also sehr gut, wie ich immer wieder sanft meinem Spiegelbild verzeihen muss, wenn ich von der Schule zurück am Schreibtisch vorbeigehe. Self-Care heißt das doch und ist modern, irgendwo muss man anfangen.
Die Nachrichten vermelden weiter fallendes Bildungsniveau in Schule und Ausbildung, unsere Landesmannschaft rutscht auf den vorletzten Platz, lese ich noch kurz vorher auf dem Bildschirm. Bevor in der süßen Dämmerung hinter den Lidern die Frage schimmert, ob man das eigentlich für alle Altersgruppen regelmäßig überprüft.


Brauseboys - mit Philipp Dewald & Bent-Erik Scholz

Donnerstag, 7.9. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
 
Nach dem Festzelt... äh, Festtagstaumel müssen wir wieder den Realitäten ins Auge blicken. Herrje, das ist nicht schön da im Süden, können wir sagen. Dieses Deutschland, oder wie deren Realität dann künftig heißen soll, hier sind wir es laut Friedrich Merz jedenfalls nicht mehr. Klar, er hat Kreuzberg gesagt, aber mindestens jeder im Wedding (inklusive Ost-Wedding), Neukölln oder Moabit weiß, er ist mitgemeint. Jede auch, da hilft kein generisches Maskulinum. Soll man da eigentlich noch den Kopf schütteln? Eigentlich nicht, oder nur aus einem Grund: Weil man lacht. Über das oder irgendwas, sich über was Absurdes amüsiert. Oder schmunzelt. Dafür wollen wir wie jeden Donnerstag eine Bühne im Haus der Sinne bereiten, zum gemeinsamen Schmunzeln auf den Schmarrn der Welt. Unsere Gäste sind informiert und bereit, ins gleiche Bockshorn zu blasen. Wir freuen uns auf Texte von Bent-Erik Scholz und Lieder von Philipp Dewald
 
Diese Woche oben auf der Bühne (barrierefrei).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer schwer

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denken: Was hi

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk