Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 13.10. (20 Uhr) im Slaughterhouse mit Paul Bokowski: 18 Jahre Nachfeier

Eine neue Welt (von Frank Sorge)

Da steigt man jahrelang am selben U-Bahnhof aus und plötzlich ist alles anders. Wir alle, die aussteigen, streben aus Gewohnheit zum Ausgang, aber der ist verschlossen. Sie werden doch nicht, sag bloß, sie haben doch nicht... es ist ein Wunder geschehen. Nach Jahren geht es mit der Baustelle offenbar voran und es ist ein neuer Ausgang geschaffen worden, ein zweiter, der noch nie vorher da war. Es gibt Aushänge, manche überfliegen sie, streben in eine völlig ungewohnte Richtung, wir folgen ungläubig, nicht wenige, alles verwirrte Nachbarn. Neben mir läuft ein Mann in meinem Alter, seine Augen über der Maske sind weit aufgerissen. "Das ist so aufregend", sagt er zu seinem Begleiter, ich drehe mich zu ihnen. "Ja, wirklich", sage ich zu den beiden, "es ist sehr aufregend, eine Sensation, mal sehen, wo wir rauskommen!" Er nickt heftig, lässt die Begeisterung nicht sinken. "So aufregend!", sagt er noch einmal zu seinem Begleiter.
Wir betreten die frische Treppe am ehemals toten Ende des Bahnhofs und stoßen oben an der Amsterdamer Straße ans Licht, eine neue Welt. Man muss nur lange genug durchhalten, dann ist sie plötzlich da.

~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 13.10. /20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35)


Die Brauseboys am 13.10. im Slaughterhouse mit Paul Bokowski: Endlich erwachsen

Auch in diesen Zeiten kann man optimistisch sein, oder in Feierlaune. Es ist bei uns außerdem ein gewisser Feierstau aufgetreten, hauptsächlich weil ein gewisser Virus aufgetreten ist, so dass ein paar Jubiläen verschoben werden mussten. Jetzt stapeln sie sich schon und müssen alle mal raus, also machen wir drei Feierwochen, in denen drei Jahre komprimiert sind, wir feiern die 17, 18 und 19. Nicht nur fand der Deutsche Literaturfonds die Idee gut und unterstützt uns in diesem Vorhaben, wir selbst finden sie auch gut und haben uns zum Anlass die ehemaligen Brauseboys dazugeladen. Auf dass wir uns in salbungsvoller Weise an alte Zeiten erinnern können, mit allen Beteiligten auf dem Weg zur 20, der erschreckend kurz nur noch ist. Kommt also nach Moabit, in die Kufa, ins Slaughterhouse, und schwelgt mit! Weiterhin gelten unsere eigenverantwortlichen Coronaregeln: 'Kontrolliert euch bitte selbst, gewissenhaft, kommt nicht positiv, und es ist ausdrücklich erlaubt, Maske zu tragen!'. In den Zuschauerreihen des Laine-Art versteckte er sich schon und bat schließlich um einen Gastauftritt, aber da hatte er die Rechnung nicht mit uns gemacht. Zack war da eine Unterschrift unter einem Vertrag mit viel Kleingedrucktem und wir hatten ihn für das wahnsinnigen Preis von zehn Salzstangen und einem Club Mate für Jahre verpflichtet, einer von uns zu werden. Dann bekam er die Brille zurück, wir kleideten ihn hübsch ein, brachten ihm Manieren bei, übten die lässige Intonation, die das Geheimnis unserer Erfolges ist - alles, was man mit einem Rohdiamanten halt so macht. Aber wenn die jungen Leute erwachsen werden, wollen sie sich ja unbedingt unabhängig machen und woanders ihr Glück suchen. Naja, wir sehen ja, was dabei herausgekommen ist, wir freuen uns auf Paul Bokowski.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer sc...

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denke...

Brauseboys am 11.7. (20 Uhr) mit Martin Hyun & Herr Horst

Premium-Service (von Frank Sorge)   Der Paketbote schickt mich mal wieder durch den Kiez, mal dorthin, mal rundherum durchs Dorf und in die Binsen. Jemand hat ganz offenbar nicht den Job, den jemand machen möchte, denn hier im Haus ist eigentlich immer jemand da, im Zweifel ich. Natürlich kann ich ein Klingeln überhören, aber wenn das monatelang nicht vorkommt, und dann plötzlich in Serie, wird der Herr Kommissar stutzig. Wo waren Sie um 13:47 Uhr am Samstag? Leider steht Aussage gegen Aussage. Die letzte Nuss war hart zu knacken. Die Behauptung, bei der Zustellung wäre etwas schiefgegangen, ein angekündigter nächster Versuch, der nie unternommen wurde, dann in mittlerweile geübter Eigenrecherche und nach mehreren Irrwegen eine mögliche Adresse, wo es hinterlegt war. “Ich hatte etwas Mühe, im Internet herauszufinden, dass mein Paket vermutlich bei Ihnen ist”, sage ich der freundlichen Berlinerin hinter dem Tresen. “Allet klar, ick brauch nur ihr’n Ausweis.” “Bitte! Kam kein Bote, ...