Projektion (von Frank Sorge)
Das Weihnachtsgebäck im Supermarkt sieht noch nicht so verlockend aus, ich habe schon eine Packung Vanillekipferl in der Hand, lege sie aber weg. Meist nimmt man das mit, was man einmal in die Hand genommen hat, aber die Kipferl wirken so trocken, als wären sie aus dem letzten Jahr. Bei einem anderen Produkt zögere ich, überhaupt eine Packung in die Hand zu nehmen, denn die Beschriftung sieht irgendwie verdächtig nach einem russischen Produkt aus. Was nun? Um es wirklich herauszukriegen, müsste ich es in die Hand nehmen und umdrehen. Aber dann nehme ich es vermutlich auch mit. Ich kann es nicht lesen, aber nur, weil da kyrillische Buchstaben drauf sind, muss es ja nicht russisch sein. Und selbst wenn, wird sich eine Packung Kekse in ihrem wirtschaftlichen Effekt nur begrenzt auswirken. Ich bin ja zudem nicht russistisch, aber die Zwiebeltürme der Kirche, der Samowar, die weiße Frau auf der Verpackung sind doch irgendwie recht eindeutig. Kann ich guten Gewissens meinen Kindern diese Invasorenkringel in die Brotbox tun?
Wie paralysiert stehe ich vor den Keksen. Ich glaube, wenn man so weiterdenkt, kommt man nirgendwo hin.
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Donnerstag, 8.9. /20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35)
Die Brauseboys am 8.9. im Windlicht: Open Air Finale mit Johannes Kubin
Einmal gehts noch, einmal gehts noch raus! Denn draußen ist es schön, es ist luftig, es ist mild, und kann es überhaupt sein, dass der Sommer schon wieder vorbei ist? Offenbar ja, überall werden die Dinge draußen wieder ins Innere irgendwelcher Gebäude getragen. Ebenso rollt das Freilichtkino im Hinterhof der Kufa die Leinwand ein und stellt die Stühle weg, menno! Aber nicht diesen Donnerstag, wir können noch einmal Open Air und wollen das auch. Im Rahmen des Vernunft natürlich, wenn es regnen sollte, fliehen wir rein ins Slaughterhouse nebenan. Dort wie draußen gelten unsere eigenverantwortlichen Coronaregeln: 'Kontrolliert euch bitte selbst, gewissenhaft, kommt nicht positiv, und es ist ausdrücklich erlaubt, Maske zu tragen!'. Diese Woche begrüßen wir den singenden und klingenden Johannes Kubin.
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