Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 28.7. (20 Uhr) in der Kufa: Open Air mit Andreas Liebert

Schwamm drüber (von Frank Sorge)

In der Straßenbahn belausche ich unfreiwillig ein Pärchen irgendwo hinter mir, ich sehe nicht hin, die Stimmen sind jung. An der Bösebrücke sinnieren sie über die Mauer, die sie nicht mehr kennenlernen konnten.
"Unglaublich, oder?", sagt sie, "dass hier einfach eine Mauer durchging."
"Unsere Eltern haben das alles erlebt", sagt er, "das ist krass, oder?"
Das finde ich auch, vor allem, dass alles schon so historisch beschrieben ist. War doch erst gestern.
"Das muss eine wilde Zeit gewesen sein", sinniert er weiter.
Verrückt war es, überlege ich, aber eigentlich nicht wild. Plötzlich war sehr viel mehr möglich, aber das artete nicht gleich immer in Ekstase aus, jedenfalls auf der Westseite. Wahrscheinlich ist automatisch alles wild, wenn man zwanzig ist, davor und danach weniger. Ich war zu jung für wild. Wild waren die Siebziger, oder? Da war ich wiederum nicht dabei, aber ich kenne Tapetenmuster aus den Siebzigern. Die waren wilder, als alles, was ich bislang auf diesem Feld gesehen habe.
Er will erklären, was Westen und Osten war, kommt durcheinander. Sie sehen aus dem Fenster und wissen nicht mehr, wo sie sind. Ich könnte es ihnen sagen, aber fühle mich nicht berufen. Ist doch schön, wenn sie es auf den ersten Blick nicht mehr erkennen, oder nicht wissen, wonach sie gucken müssten. Irgendwann muss man ihnen sowieso die Stadt überlassen und sie machen damit, was sie wollen.
~#~#~#~#~#~#~#~#

Donnerstag, 28.7. /20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35)


Die Brauseboys am 28.7. im Windlicht: Open Air mit Andreas Liebert

Wir können als Event nicht mit der Einmaligkeit einer Hochzeit konkurrieren, aber wollen anmerken, auch wenn ihr mit dem Privatflugzeug zu uns nach Moabit kämt, würden wir uns freuen. Laut anderen Menschen, die mit dem Privatflugzeug herumfliegen, ist ein solches oft sparsamer als ein Panzer, allerdings könnte das nächste Rollfeld weit weg sein, vermutlich sogar außerhalb Berlins. Also nehmt doch lieber das Fahrrad und probiert die neuen Radwege, z.B. an der Müllerstraße. Ja, ihr habt richtig gehört, auch wenn ihr geglaubt habt, dass ihr es zu euren Lebzeiten nicht mehr hören werdet: die Müllerstraße bekommt einen Radstreifen. Krass, oder? Von dort kann man auf einen Radweg über die Fennbrücke nach Moabit rollen und ist direkt schon in der Kulturfabrik, wo wir mit Freiluftgeschichten und Fernwehliedern auf euch warten. Wenn uns der Himmel grollt und Regen schickt, fliehen wir rein ins Slaughterhouse nebenan. Dort wie draußen gelten unsere eigenverantwortlichen Coronaregeln: 'Kontrolliert euch bitte selbst, gewissenhaft, kommt nicht positiv, und es ist ausdrücklich erlaubt, Maske zu tragen!'. Diese Woche begrüßen wir Andreas Liebert, der uns feinsinniges Liedgut mitbringt.

~#~#~#~#~#~#~#~#
LIVESTREAM

Einmal im Monat schalten wir den Livestream an, damit auch die mitsehen können, die längst aus Berlin weggezogen sind, oder nie hier gewohnt haben, oder die schon im Urlaub sind, oder aus ganz anderen Gründen nicht vorbeikommen können. Der nächste Termin nach Ferienende: 25.8.

Immer am 3. Donnerstag des Monats.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 13.6. (20 Uhr) mit Aidin Halimi & Grizzly Bird

Sei so gut (von Frank Sorge & Google)   Sei so gut und hol mir mal das Salz aus der Küche! Bitte sei so gut! Sei so gut, dass sie dich nicht ignorieren können. Sei so gut und stirb! Sei so gut und siez mich doch!   Geh sei so gut, mei Schätzle. Sei so gut und schreibe mir bald. Ach, liebes Hänschen, sei so gut. Sei so gut und schreib bald wieder! Sei so gut wie Du kannst!   Sei so gut (mein Schatz). Sei so gut, ich bitte sehr, ich bitte schön. Lieber Heiland, sei so gut, lasse doch Dein  teures Blut in das Fegefeuer fließen. Sei so gut und mach ihn voll, ja das fände ich ganz toll. ­ Brauseboys am Donnerstag, 13.6. (20 Uhr) mit Aidin Halimi & Grizzly Bird   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Die Show must go on, wie der Lateiner sagt, trotz Miserere grande im Jammertal des Daseitigen. Zeit für Ablenkung und Vertiefung, Belehrung und Erbauung, nachdenkliches Entertainment und alberne Weisheiten, zauberhaften Alltag und alltäglichen Zirkus, banal Lustiges und lustig Banales, es

Brauseboys am 6.6. (20 Uhr) mit Nils Heinrich & Maria Jacobi

Seestern: WahI mal wieder (von Frank Sorge) Dieter: Und, Ralle, weeßte schon, wat de wählst? Ralle: Na, wie immer. Dieter: Und wat haste immer jewählt? Ralle: Dit isn Jeheimnis. Dieter: Aber irgendwann haste mir dit schon mal jesacht, oder? Ralle: Kann ick nich für, wenn du dir dit nich merkst. Dieter: Warum sollt ick mir dit merken? Aber ick weeß schon wieder, gloob ick, langsam klingelts. Ralle:  Klingelts bei dir nich immer? Dieter: Nur wenn der Groschen fällt. Ralle: Heisst der Zehner eigentlich immer noch Groschen? Dieter: Gloob nich, ick hör so Worte nur noch von dir. Ralle: Na, siehste mal, wa? Zeiten ändern sich. Und wat wähl ick jetzt? Dieter: Sag ich nich, is doch'n Jeheimnis. Marie: Wat habt ihr wieder für Jeheimnisse? Hier Ralle, dein Bier. Ralle: Keen Jeheimnis, hier stehts doch: Bier! Ick entscheide mir immer für Bier. Dieter: Ick meinte bei die Wahl, Ralle. Ralle: Schon wieder? Der is doch gerade erst Bürgermeister jewordn. Dieter: Nich Berlin, Europa is am Sonntag.

Brauseboys am 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas im Haus der Sinne

Isla del Balkonia (von Frank Sorge)   Was soll ich auf der Alm, im Diesel-Traktorqualm? Was zieht dich noch nach Sylt, der braune Strand? Dass man im Wedding besser chillt, liegt wohl auf der Hand.   Überhaupt in der Natur, störst du im Zweifel nur. Zertrampelst Käfer auf Waldwegen, scheuchst Rehe ins Gebüsch, bist jedem Mückenschwarm erlegen auf der Jagd nach fremden Fisch.   Ich häng heute lieber schlapp auf Isla del Balkonia ab. Im Schatten der Hängegeranien, mit Windrad, Hanfblüte und Grill, ein Buch über Transsylvanien, und mittags schon ein Promille. ­ Brauseboys am Donnerstag, 20.6. (20 Uhr) mit Tilman Birr & Yunas   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Oleole, das Lesebühnenfieber hält an! Die emotionalsten Texte, die schnellsten Pointenjäger, jede Begegnung ein Knüller, Public Hearings, sympathische Mannschaften, ein Sommerliteraturmärchen! Wir haben sportliche, neue Texte geschrieben und beabsichtigen, diese in der Euphoriekurve des Stadions Haus der Sinne ordentlich zu sk