Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 19.8. in Kulturfabrik: Open Air mit Doc Schoko

Selbstzensur (von Frank Sorge)

Ach, ich schreibe lieber nichts über die Schule, da geht es gleich wieder um Corona. Kann keiner mehr hören. Im Spätiregal beobachte ich seit Monaten eine Zeile am Kühlschrankbrett. 'Corona 2,20' steht da, aber das Bier dazu fehlt, andere Flaschen nehmen den Platz ein. Wie eine Mahnung, oder historische Aufschrift, die aus Nachlässigkeit belassen wurde. Wie geht es diesem speziellen Bierhersteller eigentlich? Denken sie über eine Umbenennung der Marke nach, oder einem Phönix-aus-der-Hefe-Effekt, wenn wir nicht mehr täglich darüber sprechen? Wegen der Schule dachte ich ja, dass es bald auch dort mehr Berührungen mit dem Virus gäbe, aber schon einen Tag vor der Einschulung, als die Kinder zur sanften Eingewöhnung in den Hort hineinsehen wollen, werden wir abgefangen. 'Machen Sie es lieber nicht', sagt die Lehrerin, 'wir schicken womöglich gleich hunderte Schüler in Quarantäne." So kommt es auch und trifft so viele Erstklässler, dass eine Einschulung keinen Sinn macht. Wir feiern also Einschulung ohne Einschulung, was auch sonst? Es ist dieser Trotz, der die ganze Menschheit auszeichnet. Wofür braucht man eine Schule zur Einschulung? Schwierig zu verstehende, hölzernde Reden, überfüllte Räume, polytonale Gesangsdarbietungen und Anstehen bei Toilette, Kaffeestand und Würstchengrill bekommt man auch im eigenen Haushalt hin, bzw. der Einschulungsparty.
"Was gelten eigentlich gerade für Regeln?", fragt jemand am Würstchengrill, so nach und nach beschäftigt es alle, keiner weiß es so recht. Aber jede Kontaktbeschränkung, die mir noch aus der letzten Zeit einfällt, macht hier sowieso keinen Sinn mehr. Denn wenn man alle voll geimpften Erwachsenen abzieht, die Kinder unter 12, bzw. außerdem Genesene und geimpfte Jugendliche, dann sieht es zwar vom Gartenzaun so aus, als würden hier mehr als zwanzig Menschen feiern. Wenn man sie aber alle zusammenrechnet, ist das Ergebnis auf magische Weise: Null. Sie feiern ja auch etwas, was nicht stattgefunden hat.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 19.8. /20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35)


Die Brauseboys am 19.8. mit Doc Schoko: Open Air

Dieser Sommer ist wieder sehr luftig. Die Brauseboys lesen, singen und tanzen unter freiem Himmel im Hinterhof der KULTURFABRIK Moabit. Dort gibt es Erfrischungen an der Bauwagenbar und kleine Speisen vom Café Moab. Von Urlaub will auch keiner mehr etwas hören, alle sind zurück und zuversichtlich wie immer. Es wird nämlich schön wie immer sein, aber dennoch einmalig. Kommt dazu, und lauscht den Texten von Thilo Bock, Nils Heinrich, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann & Heiko Werning. Dazu gibt es musikalisch perlende Beiträge von unserem Gast: Doc Schoko

Weiterhin gelten die Abstands- und Hygienevorschriften. Auch das Hinterlassen von Kontaktdaten ist weiterhin erforderlich.  An Donnerstagabenden im Sommer regnet es außerdem nie dort, wo die Brauseboys sind. Denn für uns scheint immer die Sonne. Und sollte es mal versehentlich doch regnen, können wir immer noch ins Gebäude umziehen. Die aktuellsten Infos gibt es auf unserer Homepage: www.brauseboys.de 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage