Risikoüberlegungen (von Frank Sorge)
Meine Corona-App zeigt mir jetzt häufig Risikobegegnungen an, die im Ergebnis dann doch kein erhöhtes Risiko ergeben. Zuerst bin ich erschrocken und überprüfe die Uhrzeiten. Dabei kommt heraus, dass Einkaufen im Penny Markt relativ sicher ein oder zwei Überprüfungen bedeutet, U-Bahnfahren noch mehr. Ich bin aber erleichtert, weil die Warnfarbe grün bleibt, und ich Smalltalks über Sonderangebote und den Füllstand des Toilettenpapierregals im Discounter selbst vermeiden kann. Einmal kommt direkt beim Überprüfen ganz frisch eine neue Begegnung dazu, wir stehen im Hausflur des Kinderarztes und nur eine Mutter mit Säugling wartet mit uns. Misstrauisch beäuge ich diese, aber ich kann mir nur sehr exotische Szenarien vorstellen, in denen sie gestern in der Hasenheide gefeiert hat. Vielleicht ist es doch jemand hinter der Wand direkt am Wartezimmer, ein halber Meter Wand zwischen Corona und mir. 220 Überprüfungen insgesamt zeigt mir die App an, als würde mein Leben daraus bestehen, mit der U-Bahn von einem Supermarkt zum nächsten zu fahren. Dabei bleibe ich im wesentlichen drinnen und mache meine Spaziergänge lieber in virtuellen Welten. Das Problem dabei ist nur, dass man zu viel herumsitzt und noch einen zweiten Spaziergang zur physischen Kompensation braucht. Um das zu lösen, bräuchte ich eine VR-Brille, ein angeschlossenes Laufband und eine Simulation der Marsoberfläche. Um das zu kaufen und einzurichten, bräuchte ich dann... ach, egal, die Rehberge tun es auch.
Die Corona-App hätte aber mindestens noch eine Sprachfunktion bekommen können, finde ich, so in Sachen Fortschritt. Wie Alexa könnte man Corona dann Fragen stellen, Corona würde nie ausflippen und auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse die Dinge erklären. Auch Skeptiker und Leugner könnte das entschärfen, die sowieso eher den Stimmen aus ihrem Handy glauben, als der Stimme ihrer Vernunft. Außerdem könnte sie schon bei der Risikobegegnung warnen, 'Geh weiter', oder 'Beende das Gespräch lieber' sagen, oder die Navigationsfunktion übernehmen und Menschen möglichst weit von Menschenaufläufen wie Leugner-Demos weglenken.
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Donnerstag, 27.8.20 / 20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Windlicht), Lehrter Str. 35
+Livestream (Facebook Live)
Die Brauseboys - Weddinger Lesebühne in Moabit - Open Air + Livestream!
Alle Brauseboys sind da, der Wind steht günstig und Doc Schoko ist zu Gast. Also senden wir am kommenden Donnerstag (27.8.) unsere Lesebühne wieder zusätzlich im Livestream direkt aus der Kulturfabrik Moabit. Nicht jede Woche, aber diese. Denn wir haben euch nicht vergessen. Die gar nicht in Berlin wohnen oder in Quarantäne sind, oder die uns aus ganz anderen Gründen ganz bequem von zu Hause zuschauen wollen, z.B. mit den Füßen unter dem Schreibtisch im wassergefüllten Eimer, in dem Eiswürfel schwimmen. Nur ist Vorsicht geboten, wenn das schöne Fußbad beim Auskippen die Stromversorgung der Wohnung lahmlegen könnte, das wollen wir nicht. Showbeginn ist 20 Uhr, der Stream startet eine viertel Stunde davor, damit sich auch zu Hause alle einen Platz suchen können.
Von ein paar Dingen vor Ort können nur die physisch Anwesenden profitieren: Grillgut vom Stand des Café Moab, kühle Getränke aus dem bunten Bauwagen, vorbeifahrende Züge für Trainspotter, menschliche Begegnungen im Freiluftareal. Bitte bedenkt, dass ihr in dieser Woche gelegentlich durch kurze Schwenks ins Publikum zu sehen sein könntet (winken!).
Wir streamen hier: https://www.facebook.com/brauseboys/live
Virtueller Eintritt (8 € / 5 € ermäßigt) und darüber hinausgehende Spenden zur Unterstützung gerne per PayPal an hutspende@brauseboys.de - oder altmodischer Überweisung mit Verwendungszweck ‘Brauseboys’ an Nils Heinrich: IBAN DE52 5005 0201 1240 6229 00
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