Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 27.8. in der Kulturfabrik Moabit: Open Air mit Doc Schoko + Livestream

Risikoüberlegungen (von Frank Sorge)

Meine Corona-App zeigt mir jetzt häufig Risikobegegnungen an, die im Ergebnis dann doch kein erhöhtes Risiko ergeben. Zuerst bin ich erschrocken und überprüfe die Uhrzeiten. Dabei kommt heraus, dass Einkaufen im Penny Markt relativ sicher ein oder zwei Überprüfungen bedeutet, U-Bahnfahren noch mehr. Ich bin aber erleichtert, weil die Warnfarbe grün bleibt, und ich Smalltalks über Sonderangebote und den Füllstand des Toilettenpapierregals im Discounter selbst vermeiden kann. Einmal kommt direkt beim Überprüfen ganz frisch eine neue Begegnung dazu, wir stehen im Hausflur des Kinderarztes und nur eine Mutter mit Säugling wartet mit uns. Misstrauisch beäuge ich diese, aber ich kann mir nur sehr exotische Szenarien vorstellen, in denen sie gestern in der Hasenheide gefeiert hat. Vielleicht ist es doch jemand hinter der Wand direkt am Wartezimmer, ein halber Meter Wand zwischen Corona und mir. 220 Überprüfungen insgesamt zeigt mir die App an, als würde mein Leben daraus bestehen, mit der U-Bahn von einem Supermarkt zum nächsten zu fahren. Dabei bleibe ich im wesentlichen drinnen und mache meine Spaziergänge lieber in virtuellen Welten. Das Problem dabei ist nur, dass man zu viel herumsitzt und noch einen zweiten Spaziergang zur physischen Kompensation braucht. Um das zu lösen, bräuchte ich eine VR-Brille, ein angeschlossenes Laufband und eine Simulation der Marsoberfläche. Um das zu kaufen und einzurichten, bräuchte ich dann... ach, egal, die Rehberge tun es auch.
Die Corona-App hätte aber mindestens noch eine Sprachfunktion bekommen können, finde ich, so in Sachen Fortschritt. Wie Alexa könnte man Corona dann Fragen stellen, Corona würde nie ausflippen und auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse die Dinge erklären. Auch Skeptiker und Leugner könnte das entschärfen, die sowieso eher den Stimmen aus ihrem Handy glauben, als der Stimme ihrer Vernunft. Außerdem könnte sie schon bei der Risikobegegnung warnen, 'Geh weiter', oder 'Beende das Gespräch lieber' sagen, oder die Navigationsfunktion übernehmen und Menschen möglichst weit von Menschenaufläufen wie Leugner-Demos weglenken. 
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 27.8.20 / 20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Windlicht), Lehrter Str. 35
+Livestream (Facebook Live)



Die Brauseboys - Weddinger Lesebühne in Moabit - Open Air + Livestream!

Alle Brauseboys sind da, der Wind steht günstig und Doc Schoko ist zu Gast. Also senden wir am kommenden Donnerstag (27.8.) unsere Lesebühne wieder zusätzlich im Livestream direkt aus der Kulturfabrik Moabit. Nicht jede Woche, aber diese. Denn wir haben euch nicht vergessen. Die gar nicht in Berlin wohnen oder in Quarantäne sind, oder die uns aus ganz anderen Gründen ganz bequem von zu Hause zuschauen wollen, z.B. mit den Füßen unter dem Schreibtisch im wassergefüllten Eimer, in dem Eiswürfel schwimmen. Nur ist Vorsicht geboten, wenn das schöne Fußbad beim Auskippen die Stromversorgung der Wohnung lahmlegen könnte, das wollen wir nicht. Showbeginn ist 20 Uhr, der Stream startet eine viertel Stunde davor, damit sich auch zu Hause alle einen Platz suchen können.
Von ein paar Dingen vor Ort können nur die physisch Anwesenden profitieren: Grillgut vom Stand des Café Moab, kühle Getränke aus dem bunten Bauwagen, vorbeifahrende Züge für Trainspotter, menschliche Begegnungen im Freiluftareal. Bitte bedenkt, dass ihr in dieser Woche gelegentlich durch kurze Schwenks ins Publikum zu sehen sein könntet (winken!).

Virtueller Eintritt (8 € / 5 € ermäßigt) und darüber hinausgehende Spenden zur Unterstützung gerne per PayPal an hutspende@brauseboys.de - oder altmodischer Überweisung mit Verwendungszweck ‘Brauseboys’ an Nils Heinrich: IBAN DE52 5005 0201 1240 6229 00

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Brauseboys am 2.5. (20 Uhr) nebenan im REH mit Isobel Markus, Christoph Theußl und Hinark Husen

Kartenhaus (von Frank Sorge) Wenn man ein Kartenhaus baut, rechnet man ständig damit, dass es zusammenfällt. Es ist das Ziel der Beschäftigung, den unvermeidlichen Zusammensturz hinauszuzögern. Die Struktur des Kartenhauses ist nur die Visualisierung des Erfolges, je mehr Etagen es bekommt, je länger es hält. Zeit, Geduld und Geschick bekommen ein Muster, ein flüchtiges Gewebe, obwohl sie ja sonst so unfassbar sind. Dann macht jemand ein Fenster auf und es fällt zusammen. Ärgert man sich? Ja, weil es menschlich ist, und nein, weil man mit nichts anderem gerechnet hat. Warum mir das einfällt? Ach, einfach nur so, kein Bezug zur Gegenwart. Nein, ehrlich, oder seht ihr einen? Kartenhäuser baut man, um Zeit totzuschlagen, heute hat man die doch gar nicht mehr. Heute ist man erwachsen und baut andere Strukturen, mit anderen Zwecken, als dass sie zusammenfallen. Was mit Grundlage und Substanz, aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Also ist es kein Problem, bei diesem Wetter überall die

Brauseboys am 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben im Haus der Sinne

Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage