Verzicht (von Frank Sorge)
Was ist es, was das Internet katalysiert? Wie sehr verhalten sich Verschwörungstheorien zum Virus selbst als Virus? Wie wird man immun gegen neurechte Propaganda? Ich vermute, es würde helfen, ein paar Dinge weniger zu machen. Verzicht - bei diesem Wort stellt sich der innere Zwerg sofort mit einem Sturmgewehr in den Vorgarten. Mir nimmt niemand was weg! Muss ja auch nicht, wenn man selbst verzichtet. Aber wo bleibt denn da die...
Aufmerksamkeit - dieser eine da, der letzte Woche was geliket hat, warum macht er nicht weiter? Wo ist er denn? Nur ein Like und dann nichts mehr, sehr enttäuschend. Vielleicht sollte ich extra was machen, damit da noch mehr kommt? Aber wenn dann nichts kommt? Existiere ich ohne Like eigentlich? Schnell mal alles durchgucken, was auch kein Like hat. Das alles like ich natürlich nicht, auch ein bisschen aus Rache. Rache gegen unbekannt, denn die können da auch nichts für. Wie ich. Merken ja auch nichts von, hätten sie mich mal geliket. Ich like jetzt gar nichts mehr, so. Werden wir doch mal sehen. Könnte natürlich auch ganz damit aufhören, Facebook zum Beispiel, das würde sicher mal auffallen. Aber was man nicht mehr macht, fällt natürlich nicht so sehr auf, wie das, was man macht. Also vielleicht fällt es gar nicht auf, wenn ich das lösche, und das wäre dann ja auch nicht gut. Allein schon, was man da mental investiert hat. Dann nicht mal mehr Aufmerksamkeit bekommen, weil man alles wieder sein lässt? Die Rechnung geht irgendwie nicht auf, da mache ich doch gar keinen...
Gewinn - denn egal, was man tut, es muss immer etwas dabei herausspringen. Sonst wäre man ja schön blöd. Wenn jemand Gewinn macht, heißt das ja, irgendwo ist ein Verlust. Auf der falschen Seite jedenfalls will man selbst nicht stehen, das wäre ja Irrsinn, man muss auf der Haben-Seite bleiben. Nur weil einem jemand mehr dafür gegeben hat, als vielleicht nötig wäre, ist man dafür nicht verantwortlich, dass jemandem was fehlt. Der wollte das haben, ich doch nicht. Im Gegenteil, ich brauchte es ja gar nicht mehr, wenn ich es verkaufe. Stimmt's, oder habe ich....
Recht - weil ja wohl klar ist, dass daran nicht zu rütteln ist. Allein schon, weil ich es sage, da weiß ich selbst, das ist wasserfest durchdacht. Wenn jemand was anderes sagt, muss derjenige aber auch nicht unrecht haben. Alles ist relativ, sagt man doch. Oder war das 'anything goes'? Mich stört es jedenfalls gar nicht, wenn jemand anderes recht hat, nur will ich nicht unrecht haben. Allein dieser Virus, die einen sagen, er sei total gefährlich, die anderen, er wäre harmlos. Stimmt vielleicht beides, kann doch sein, jeder hat da so seine Gründe. Belege? Wer braucht denn Belege, wenn man recht hat?
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Donnerstag, 2.7.20 / 20 Uhr
Kulturfabrik Moabit (Windlicht), Lehrter Str. 35
+ Facebook Livestream (Öffentlich, Internet)
Die Brauseboys - Weddinger Lesebühne in Moabit - Sommer Open Air + Stream!
Seit siebzehn Jahren jede Woche neue Texte, Betrachtungen, Musik und belebende Heiterkeit. Unverzichtbar! Wir bekommen richtig etwas Sonne ab, im Windlicht der Kulturfabrik Moabit. Dort haben wir alles, was wir zum Überwintern der Pandemie im Sommer brauchen: Kühle Getränke aus dem Bauwagen, frisch Gegrilltes vom Stand des Café Moab, ein Pavillon über dem Kopf, wenn es mal nieselt, und viel Platz, um euch zahlreich mit Abstand begrüßen zu können. Ein Traum? Nein, die Realität. Und nur Frischluft, nehmt das, Aerosole! Aber halt, häh, Moabit? So isses, ja, aber mit Blick auf den Wedding, denn eigentlich muss man nur über eine Brücke (Fennbrücke). Was sind außerdem Grenzen? Grenzenlos beseelt begrüßen wir auch wieder Gastkünstler. An diesem Donnerstag sind es Uli Hannemann & Mädchen aus Berlin.
Der Biergarten im Windlicht hat schon ab dem Nachmittag geöffnet, am Besten rechtzeitig vor der Show kommen, um sich mit Abstand einzurichten, auch der Grill wird dann sicher schon in Betrieb sein. Reservierungen können unter reservierung@brauseboys.de gemacht werden, eine Kontaktliste des Abends wird am Bauwagen geführt. Achtung! Vorgezogene Anfangszeit (20 Uhr). Bitte beachtet, dass ihr durch den Livestream gelegentlich durch Schwenk ins Publikum gefilmt werden könntet.
Oder schaltet ab 19.45 Uhr den Livestream auf unserer Facebook-Seite ein, auch ohne Account. Regulär streamen wir noch bis 16.7., danach wird es (nach jetzigem Stand) ausgewählte Streamshows geben.
Wer den virtuellen Eintritt von 8,- Euro (ermäßigt 5,-) zahlen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, via Paypal an hutspende@brauseboys.de zu spenden (Paypal-Account von Volker Surmanns Satyr-Verlag).
Alternativ per Überweisung an Nils Heinrich mit Verwendungszweck 'Brauseboys'
IBAN DE52 5005 0201 1240 6229 00
BIC: HELADEF1822
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