Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 22.3. im La Luz: Seit fünfzehn Jahren

Wie man Partygängern das Elternsein erklärt (von Frank Sorge)

Stell dir vor, dein Leben ist eine Party. Die Nacht wird zum Tag, der Tag zur Nacht. Du bist immer in Bewegung, spürst deinen Körper, gehst an deine Grenzen. Du fühlst dich lebendig, immer am Limit.
Deine Party geht von spät bis früh, Montag bis Sonntag, ein einziger Rave. Andere gehen zur Arbeit, geregelt mit Tagesschau, frühem Schlaf - diese Wesen werden dir immer fremder, du lebst parallel und verschoben - das hier ist die Otherworld. 
Deine Party ist ständiges Reiben an fremden und zugleich vertrauten Personen, körperliche Nähe und wortlose Kommunikation, jeder Moment wird flüchtig und durch den nächsten Funken ersetzt. Du kennst kein Ende, eine Party geht nahtlos in die nächste über. Du bist erschöpft, du bist auch mal verzweifelt und ganz entkräftet. Dann wirfst du dir Drogen ein, oder fühlst das kosmische Band, oder beides, oder weil - und weiter gehts: U-äh, U-äh, U-äh. Families unite!
Du nimmst ab, du wirst strange, und dir ist klar, mit diesem Lifestyle kommt man von der Überholspur schnell auf die Endstation. Jeden Tag wieder auf den Dancefloor, Erholung nur im Darkroom, wo du geistesabwesend Melodien singst, bis der Morgen graut. Herzstillstand U40 - aber wenigstens hast du gelebt.
~#~#~#~#~#~#~#~#
Donnerstag, 22.3. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)


Die Brauseboys - Frische Texte 
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit fünfzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. 

Meikel Neid (Handgeschöpfte Geschichten)
Masha Potempa (Rauchschwalben am Horizont)

~#~
Bald im Kino!

Samstag, 14.4. /20 Uhr 
Centre Francais (Müllerstraße 74, U6-Rehberge)

Die Brauseboys werden 15!

Am 20.3.2003 starteten wir unsere Mission, durch frisch aus dem Drucker gezogene Texte die Weltherrschaft zu erlangen. Seit fünfzehn Jahren haben wir seitdem jeden Donnerstag gelesen, und an diversen anderen Tages jedes Jahres noch dazu, bei uns im Wedding, auf Tour zu anderen Planeten (Trier, Münster, Bielefeld etc.) und in den wildesten Kiezen Berlins (z.B. Lübars). Nur das mit der Weltherrschaft haben wir schnell aufgegeben, gibt schon zu viele Größenwahnsinnige. Wir bleiben lieber auf unserem Teppich, den wir auch seit fünfzehn Jahren über die Bühne schleifen. Gefeiert wird zünftig mit allen.



Jubiläumsshow am Samstag, dem 14. April um 20 Uhr im Kinosaal des Centre Francais mit den Brauseboys AllStars: Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning sowie Paul Bokowski, Hinark Husen und Nils Heinrich.

Vorverkauf online über den Satyr Verlag.
Karten zum Preis von 15€ gibt es ab März außerdem an der Brauseboys-Kasse

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 18.7. (20 Uhr) mit Susanne M. Riedel, Uli Hannemann & Josias Ender

Kein Boom in Sicht (von Frank Sorge)   Ich kenne einen Ort in Brandenburg, der einen schönen kleinen Bahnhof hat. Es ist fast das Ende einer Bahnstrecke und viele Menschen wohnen hier nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Strecke verkürzt und der Bahnhof fing an zu überwuchern. Gegenüber war jetzt eine Bushaltestelle, die stündlich eine Anbindung an das neue Ende der Bahnstrecke bot. Wirtschaftlich war das offenbar auch nicht, erst wurden die Busse verkleinert, dann ein 2-Stundentakt daraus gemacht. Es sind mindestens zehn oder fünfzehn Jahre seit der Streckenverkürzung ins Land gegangen, am Sonntag fährt fast kein Bus mehr. Der Bahnhof ist immer noch schön, jetzt vor allem schön verwittert. Die ganze Gegend hat sich kaum verändert in den fast dreißig Jahren, die ich den Ort kenne, mal abgesehen vom großen Logistikcenter und seinen LKWs. Dabei ist es nah an Berlin, wo doch sonst alles boomt. Profitiert hat von der Streckenverkürzung mutmaßlich niemand, es wurde nur immer sc...

Brauseboys am 4.7. (20 Uhr) mit Ahne und dem Kreuzmusik-Duo

Zeitstrudel (von Frank Sorge)   Auch im Wedding merkt man, dass die Ferienzeit beginnt. Überall ortsfremde junge Menschen mit Reiserucksäcken, in der Liebenwalder am Hostel heute ein ständiger Strom von Abiturientinnen und Abiturienten aus anderen Bundesländern. Der traditionelle Berlinbesuch zum Schulabschluss, er besteht offenkundig fort.  Als ich spät noch zwei Bier vom Späti hole, kommen sie mir auf dem Rückweg entgegen. Erst gucken sie mich verstohlen an, den wirren Streuner mit den zwei Bierflaschen, vor den leuchtenden Fenstern von Falafelladen und Casino, dann sehen sie hinter mir die kleine Spätkauf-Arena, die sich vor dem Laden draußen um den Fernseher gebildet hat. Denn es ist EM und ein Türkei-Spiel, und wenn es der Öffentlich-Rechtliche Fernsehfunk nicht zeigt, dann macht es der Spätkauf und kein Anwohner und kein Ordnungsamt löst die Arena auf, Ehrensache! Aber es ist lustig, wie die Augen der jungen Berlinbesucher aufgerissen sind. Als würden sie dahinter denke...

Brauseboys am 11.7. (20 Uhr) mit Martin Hyun & Herr Horst

Premium-Service (von Frank Sorge)   Der Paketbote schickt mich mal wieder durch den Kiez, mal dorthin, mal rundherum durchs Dorf und in die Binsen. Jemand hat ganz offenbar nicht den Job, den jemand machen möchte, denn hier im Haus ist eigentlich immer jemand da, im Zweifel ich. Natürlich kann ich ein Klingeln überhören, aber wenn das monatelang nicht vorkommt, und dann plötzlich in Serie, wird der Herr Kommissar stutzig. Wo waren Sie um 13:47 Uhr am Samstag? Leider steht Aussage gegen Aussage. Die letzte Nuss war hart zu knacken. Die Behauptung, bei der Zustellung wäre etwas schiefgegangen, ein angekündigter nächster Versuch, der nie unternommen wurde, dann in mittlerweile geübter Eigenrecherche und nach mehreren Irrwegen eine mögliche Adresse, wo es hinterlegt war. “Ich hatte etwas Mühe, im Internet herauszufinden, dass mein Paket vermutlich bei Ihnen ist”, sage ich der freundlichen Berlinerin hinter dem Tresen. “Allet klar, ick brauch nur ihr’n Ausweis.” “Bitte! Kam kein Bote, ...