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Es werden Posts vom September, 2017 angezeigt.

Brauseboys am 28.9.: Ich war noch niemals in Jamaika

real,-Estate (von Frank Sorge) „Guten Tag, hätten Sie kurz Zeit? Ich möchte Ihnen etwas empfehlen.“ „Ich würde mir ja selba empfehlen, da nich druff einzujehn, aber in Ordnung – weil heute verkaufsoffener Sonntag is.“ „Es ist doch aber Mittwoch?“ „Junger Mann, ick weeß, ‘Carpe Diem’ erscheint Ihnen jetzt noch wie’n Witz, aber dit ändert sich. Ihre Zeit looft ab.“ „Wohnen Sie hier im Kiez?“ „Seh ick aus wie’n Tourist? Ick helf’ Ihnen mal: Wat wolln Se mir denn empfehlen?“ “Eine neue Wohnung! Hier gleich über dem Supermarkt.“ „Uffm Supermarkt? Seh’ ick aus wie ‘ne Taube?“ „Was?“ „Ne Taube.“ „Ne Taube?“ „Sind Se taub?“ „Nein, aber ich verstehe nicht ganz...“ „Sind Sie ‘ne Taube?“ „Der Vogel? Ich denke nicht.“ „Sehn Se, da ham wir endlich wat jemeinsam. Also warum soll ick uffm Dach wohnen?“ „Eine günstige Miete, ein Parkplatz, zentrale Lage und… direkten Supermarktanschluss! Na, wie wär’s?“ „Ach, wenn der Weg zum Einkoofen wegfällt, beweg’ ick mich janich mehr. Nee, e

Brauseboys-Politwochen am 21.9.: Henkel, Ziolkowski, Krämer

Google-Gedicht zur Wahl (von Frank Sorge) (Aus Autovervollständigungen zu den Suchanfragen: Wähl, am Sonntag, das kreuz, gegen n) Wähl mich wähl oder stirb wähl auch du cdu am sonntag arbeiten am sonntag auto saugen am sonntag abend das kreuz mit dem kreuz das kreuz mit den worten gegen nagelpilz gegen nazis gegen null ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 21.9. /20.30 Uhr La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe) Die Brauseboys-Politwochen - Frische Texte & Talk Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.  Die Bundestagswahl steht bevor. Die Brauseboys nehmen die Wahl zum Anlass, während ihrer Leseshows die Weddinger Bundestagskandidaten auf ihre Weddingtauglichkeit zu prüfen. Zum Brauseboys-Kandidatencheck haben die Kandidaten f

Brauseboys-Politwochen am 14.9.: Mit Eva Högl (SPD) und Manfred Maurenbrecher

Schöne Feier (von Frank Sorge) Wir feiern unsere Hochzeit auf dem Hinterhof, und das ist in erster Linie Logistik. Viele Stühle, viele Tische, viele Gäste, viel Essen, viel viel. Der Innenhof ist mehrfach geteilt, am nächsten Tag spricht mich ein Nachbar aus dem Nebenhaus an. Er hätte es so schön gefunden, wie alles geschmückt und lebhaft gewesen wäre. "Ich habe aus meinem Fenster im ersten Stock noch nie etwas Schöneres gesehen!", sagt er, was mich beeindruckt, da er selbst schon lange in Rente zu sein scheint und sein Mietvertrag wahrscheinlich in den Sechzigern unterzeichnet wurde. Er müsse aber doch fragen, sagt er, eine Idee hätte er ja, was es denn nun eigentlich gewesen wäre. "Eine Hochzeit", sage ich, fast wirkt er enttäuscht. "Ach so", sagt er, "so schön wie das aufgebaut war, auch das alles für die Kinder - da habe ich gesagt: Das muss doch was Politisches sein." ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 14.9. /20.30 Uhr La Luz (Oud

"Soll ich's wirklich machen, oder lass ich's lieber sein ...?"

Vorbemerkung: Dieser Text beginnt mit einem Geständnis. Ich bin Mitglied bei den Grünen. Und das seit 24½ Jahren, mehr als die Hälfte meines Lebens. Und ich bin nicht ausgetreten bislang. Noch nicht. Darüber ist dieser Text. Liebe Grüne, wenn ich diesen offenen Brief irgendwo vortragen werde, werde ich eine Vorbemerkung vorweg schicken müssen, und erst einmal öffentlich gestehen, dass ich Parteimitglied bin. „Parteimitglied“, das hat im Osten Berlins, wo ich lebe, irgendwie was anrüchiges. Ich weiß gar nicht, wann ich damit angefangen habe, meine Mitgliedschaft bei Euch zu verheimlichen. Ich verschweige sie noch mehr als meinen Doktortitel. Letzteren verheimliche ich gar nicht aktiv, ich glaub nur nicht, dass er sonderlich wichtig ist. Ich mag damit nicht angeben. Mit meiner Mitgliedschaft bei den Grünen verhält es sich anders. Im Grunde ist sie auch nicht wichtig. Allerdings verschweige ich sie lieber, denn ich möchte damit nicht unangenehm auffallen. Ich gla

Brauseboys-Politwochen am 7.9.: Mutlu, Rauhut, Dziuk

Was ist Berlin? (von Frank Sorge) „Hallo?" Eine Antwort wird nur gebrummt. Der jungen Frau im Tabakladen mit Poststelle ist offenbar heiß im roten Pullover. Sie stöhnt auf, dann atmet sie schwer aus. „Moment“, sagt sie, winkt ab und schaut mich nicht an. Ich lasse sie atmen und transpirieren. Womöglich musste sie kurz zuvor etwas Schweres im Lager tragen und aufstapeln. Die Hitze, ein schwacher Moment, die Pakete purzeln zu Boden. „Scheiße, verdammt“ rufen, noch einmal. So könnte es gewesen sein, da muss man jedem die Zeit gönnen, sich mit ein paar Atemzügen wieder in Form zu bringen. Meine Audienz lässt auf sich warten, ich habe einen Brief schon auf die Waage am Tresen gelegt. Er ist zu schwer, sehe ich. „Wat brauchen Se denn?“ „Der Brief ist zu schwer, da müssen noch fünfzehn Cent mehr drauf.“ Ein Blick wie aus der Notaufnahme für Aussätzige, sie wiegt noch einmal, zieht Briefmarkenheftchen hervor. Das erste wird malträtiert, eine der vier 10-Cent-Ergänzungsbrie