Von Siechen (von Frank Sorge)
Ist es besser, wenn das Kind krank ist, dass man selbst dabei gesund ist? Oder einfacher, wenn man selbst mitmacht? Nach mehreren Experimentalreihen mit jeweils zwei Kindern und Erwachsenen unterschiedlicher Zustände kann verkündet werden: Am anstrengendsten ist, wenn das Kind gesund ist und man selber krank.
Es rüttelt am Arm, "Papa, Papa, Papa", schwach haucht man zur Antwort "Ach, Kind". Aber es rüttelt weiter, es will rennen, hopsen, klettern, man selbst will nur sterben - also nicht wirklich, aber so vorläufig - bis morgen vielleicht, wenn sich der Magen beruhigt hat. Dann will es essen, Würstchen, Käse, Weintrauben, Eier, all das leckere Zeug, bei dessen Zubereitung man sich sehr zusammenreissen muss, die Schalen nicht mit Erbrochenem aufzufüllen. Andersherum kein Problem. Gesund feiert man als Eltern jede positive Farbveränderung am Auswurf des Nachwuchses, egal, wo er hinfällt, und lobt die neuerstandene Cremigkeit im Windelbereich der Durchfallgeplagten. 'Ganz toll!' hat es das alles gemacht und durchgestanden. Ist man aber selbst derjenige, der auf, über oder neben der Kloschüssel zusammenbricht, kann man nur schicksalsergeben mit anhören, wie das Kind nebenan schon mal die Wohnung entrümpelt.
Aber es gibt auch Vorteile dieser Kombination. Ein gesundes Kind kann sich im Kindergarten einen schönen Lenz machen, während man selbst zuhause das Herbstlaub des Lebens aufkehrt. Ein paar Stunden, in denen man mal so richtig dahinsiechen kann.
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Donnerstag, 20.10. / 20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)
Die Brauseboys - frische Texte
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit dreizehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
Kitsch & Keule (Arno Zillmer & Aaron Ghantus)
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