Medizin für die Massen (von Frank Sorge)
Was für ein Gedränge in der Apotheke. Es ist Mittagszeit, an einem langen Tresen stehen bestimmt zehn Apothekerinnen an diversen Kassen und sind in Verkaufsgespräche verwickelt. Zwei große Säulen stehen mitten im Raum und bieten drei Möglichkeiten, zu den Kassen zu kommen, links, rechts oder zwischen beiden hindurch. Ich stelle mich in die Mitte, von der aus man den ganzen Tresen übersehen kann, aber auch links und rechts der Säulen könnten sich Rentner vorbeischleichen. Eine steht mit mir in der Mitte und wundert sich ebenfalls über das Getümmel. Wo man sich denn hier nun anstellen solle, fragt sie, ich sage, hier wäre doch ein guter Platz. Ja, sagt sie, aber da rechts zum Beispiel der ältere Herr, der hätte sich eben vorbeigeschlichen. Wir sehen ihn uns an, den Schuft, hinter ihm ist aber noch eine Seitentür geöffnet, von der weiter kranke Menschen, teils mit Krücken, aus dem Ärztezentrum im Haus in die Apotheke drängen. Vielleicht wäre er von dort gekommen, sage ich, aus dem Ärztezentrum, aber sie sagt, vielleicht, aber da wäre sie auch gerade hergekommen, aus dem Ärztezentrum. Irgendwo wird ein Tresenplatz frei und schlage mich jugendlich in die Bresche, um ein passendes Sonderangebot zur Erkältungszeit zu erwerben, die mich nicht ganz verschont hat. Um dann ganz schnell wieder auf die Straße zu kommen, auf die sogar noch Sonne scheint. Was für eine Rush-Hour hier mittags in den Apotheken der Müllerstraße. Man könnte es fast krank nennen.
Donnerstag, 16.1. /20.30 Uhr
REGULÄR: LA LUZ (Oudenarder Str. 16-20)
Die Brauseboys - frische Texte
Zurück im Wedding nehmen Paul Bokowski, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern. Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, auch 2014 jeden Donnerstag mit illustren Gästen.
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