Balla balla
Vor lauter Bällen, die uns derzeit umschwirren, ist den meisten bestimmt schon zu schwindelig geworden, um kompliziertere Satzkonstruktionen in Blogeinträgen noch kopfschmerzfrei entwirren zu können. Oder Fehler, Nonsens, balla balla im allgemeinen noch von der Realität zu unterscheiden. Die anderen wiederum, die sich entziehen, meiden das Abendrot und die Nacht, wenn die Fußballzombies durch die Straßen ziehen. Und lassen den Computer aus oder ziehen den großen Netzwerkstecker, womit die verzwirbelten Sätze sie auch nicht erreichen.
Besonders schön, liebe Fußballfreunde, finde ich nicht nur das Gröhlen generell, gerne studierte ich in der Tram am Samstag zum Beispiel die vorverbale, archaische Variante "Öööööööhö" am betrunkenen Objekt, nein, ein Freudenstrahlen blüht auch in meinem Gesicht, immer wieder, wenn ich von aufgepumpten Jungbullen mitternächtlich am Straßenrand mit "Deutschland" angebrüllt werde. Aber ich bin nicht Deutschland, ihr Irren. Ihr seid Deutschland.
Das schwarz-rot-goldene Marketing ist endlich ausreichend plus umfassend blöd geworden, für meinen Geschmack, es hat die Stufe erreicht, auf der es für mich alles negiert, was es empfiehlt. Wie ein schwarzes Loch. Vielleicht bin ich allein, aber ich kaufe genau die Sachen nicht, auf denen mit einer Flagge geworben wird. Bei Duplo gehts noch, weil es schon immer so war, aber ansonsten finde ich das eklig. Auch könnte ich keine Frau küssen, die ihre Wangen beflaggt hat, sie müsste sie kurz verdecken. Ja, es ist eine Antihaltung, aber es ist meine Antihaltung.
Im Supermarkt sind Aufbauten enstanden wie sonst nur zu Weihnachten, die Fußballmeisterschaften sind der neue Osterhase. Statt bemalten Eiern gibt es wochenlang schwarz-rot-gold eingefärbte Grillwürste. Hoffentlich muss ich nie jemanden zusehen, der sie isst.
Donnerstag, 14.6. /20.30 Uhr
Ausweichort: MASTUL (Liebenwalder Str. 33, nahe Osram-Höfe)
Die Brauseboys
Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, jeden Donnerstag mit neuen Texten. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor.
Gäste:
Thilo Bock (Dichter als Goethe): www.thilo-bock.de
Ivo Lotion (Liebe statt Drogen): www.ivolotion.de
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