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Brauseboys am 12.1.: Im schönen Mastul


Huhn ist ihr Gemüse
Irgendwas läuft hier falsch. Ich bin es nicht, ich laufe nur am neuen Dönerladen vorbei und bemerke den neuen Namen: Gemüse Kebab. Beim Zurücklaufen sehe ich die Eröffnungsangebote und lasse mich anlocken. Vielleicht wirklich eine gute Alternative, überlege ich, Döner mal ohne Fleisch und schön mit Schafskäse, wie auf dem Foto. Und sind nicht vorhin in den Nachrichten beunruhigende Nachrichten über resistente Keime im Hühnerfleisch gelaufen? Auch wenn ich Chicken Döner seit jeher verschmähe und mir eine solche Nachricht nicht gleich Angst einjagt, kann man das ja mal als Anlass nehmen. Sehr gespannt bestelle ich einen Gemüse Kebab. "Soße?" "Scharf."
Das erste nun, was in meinen Gemüsedöner geworfen wird, ist Hühnerfleisch.
"Aha", sage ich, "der ist also doch mit Fleisch?"
"Na, ham Sie Döner bestellt, oder nicht?" Der Ton ist leicht genervt, vielleicht mussten sie schon öfter am Tag in einem Geschäft namens Gemüse Kebab bei der Bestellung von Gemüse Kebab eine ähnliche Anmerkung wie meine hören.
"Ich habe einen Gemüse Kebab bestellt", sage ich.
"Na, also."
"Aber da rechnet man einfach nicht damit, dass man Fleisch bekommt."
"Aber ist Döner, oder? Haben sie Döner bestellt."
Ich sehe hier nur einen Chicken Döner, den ich sonst nicht als Döner zähle. Immerhin ist wenig Fleisch darin und tatsächlich vielfältiges Gemüse und der versprochene Schafskäse.
"Ist jetzt nicht so schlimm", sage ich, Diskussionen sind hier offenbar unerwünscht. Ich setze mich an einen Tisch und schlage die Titelseite der B.Z. um: ein riesiges Keim-Hühnchen ist dort abgedruckt. Die nächsten Gäste betreten den Laden und bestellen "Gemüse Kebab - aber ohne Fleisch". Sie sind gut vorbereitet.
Alle paar Monate wird der Laden hier umbenannt und umgestrichen. Es sind nicht immer die gleichen Verkäufer, aber sie werden seltener ausgetauscht als die Ladenkonzepte. Chicken Döner als Gemüse Kebab zu verkaufen ist aber wirklich eine großartige Idee, das wird in fünfzig und auch in hundert Jahren noch bestehen. Ganz sicher.

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Donnerstag, 12.1. /20.30 Uhr
Mastul (Liebenwalder Str. 33, nahe Osram-Höfe)

Die Brauseboys
Jeden Donnerstag mit neuen Texten, jetzt bald im zehnten Jahr. Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gäste lesen was vor. Am 12.1. noch einmal im Ausweichquartier, dem Kiezparadies Mastul, ab der Woche drauf dann wieder regulär im La Luz.
Gäste:
Gregor Mothes: www.sumpfpost.info
Thilo Bock: www.thilo-bock.de 

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