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Brauseboys am 22.6. (20 Uhr) im Haus der Sinne: Mit Michael-André Werner & Käthe

Loslassen (von Frank Sorge)
 
Mir wurde die Identität geklaut, einfach so, mit einem fiesen Trick. Nur im Internet, okay, aber was bleibt überhaupt übrig, wenn man das Netzleben abzieht? Da war man jahrelang damit beschäftigt, das Selbst ins Internet hochzuladen und hat vielleicht vergessen, für zu Hause eine Sicherheitskopie zu machen. Jemand anderes will jetzt also ich sein, na gut, ich verstehe das, ich war gerne ich. Schöne Sachen kann man freimütig teilen, also was solls, ich geb mich gerne mal ab. Wenn der Dieb erst einmal ich ist, wird er sowieso augenblicklich ein Einsehen in sein schändliches Treiben haben. Ich kenne mich, da gibt es keine Alternative. Es dürfte ihm allerdings so peinlich sein, dass er nicht seine alte Identität zurück möchte, was ich verstehen kann. Auch so ein Dieb bringt Opfer, das kann ich anerkennen. Klar habe ich mich kurz geärgert, dass jemand jetzt meine privaten Konversationen durchstöbert. Im Grunde habe ich sie aber dort nie wirklich als privat empfunden und als Schriftsteller denkt man automatisch: Schön, ein Leser mehr. Vielleicht ein investigativer Literaturwissenschaftler?
Na gut, ich will es nicht übertreiben mit dem Stockholm-Syndrom: Der Dieb ist ein kriminelles Arschloch und soll sich aus meiner Identität verpissen. Auf der anderen Seite denke ich, ein Neuanfang ist eine gute Chance. Schauen wir doch einfach mal, wer ich künftig bin und sein werde.


Brauseboys - mit Michael-André Werner & Käthe

Donnerstag, 22.6. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
 
Die Welt draußen kann furchtbar sein, aber ein paar Treppenstufen hinab zur Kellerbühne im Haus der Sinne machen schon den Unterschied. Plötzlich ist alles schön. Man wird nett begrüßt, es ist behaglich und schattig, jemand liest etwas Charmantes und Lustiges vor, jemand singt ein bezauberndes Lied. Ein kühles Getränk wird gereicht, man lehnt sich an, genießt, entspannt. Klingt paradiesisch, aber ist Realität, in dieser Woche mit satirischer Verstärkung durch Michael-André Werner und mit wohlklingenden Liedern von Käthe (Mukke und Poesie).
 
Diese Woche auf der Kellerbühne (leider nicht barrierefrei, aber sehr gemütlich).

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