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Es werden Posts vom September, 2020 angezeigt.

Brauseboys am 1.10. in der Kulturfabrik Moabit: Grüße von drinnen

Widerwillen (von Frank Sorge) Als ich nach Hause zurückkehre, steht dort jemand an der Haustür, der hinein will. Nur, um unsere Mülltonnen zu überprüfen, ob Pfandflaschen hineingewandert sind, aber ich mag ihm heute nicht aufmachen. Wenn ich jetzt aber hineingehe ins Haus, geht er mir ja doch hinterher hinein, da müsste ich ihm schon sagen, dass er draußen bleiben soll. Aber das möchte ich gar nicht, also doch, heute ja, aber ich möchte den Entschluss nicht verteidigen. Er trägt auch keine Maske und blockiert die Tür. Also entschließe ich mich zu gar nichts und gehe weiter zum Bäcker, um Zeit zu schinden. Mit dem letzten Kleingeld kann ich einen Butterring erwerben, aber der Verkäufer will mein Kleingeld eigentlich nicht. “Soll ich großes Geld holen?”, biete ich an. Er nimmt es widerwillig, und ich nehme den Butterring widerwillig. Wir sind beide sehr widerwillig. Doch etwas beschämt beschließe ich, die Backware jetzt wenigstens dem Flaschensammler anzubieten, sollte er noch da sein.

Brauseboys am 24.9. in der Kulturfabrik Moabit: Open Air mit Lari + Livestream

Verständnis (von Frank Sorge) Ich reserviere ein Auto mit der App, es ist ein goldener BMW. Als ich bei seinem Parkplatz ankomme, sehe ich, das Auto ist zu Schrott gefahren und aber normal abgestellt worden. Ich frage einen Dönerverkäufer in Sichtweite, ob er was gesehen hat. Aber der meint nur, das müsse in der Nacht gewesen sein, der hätte morgens hier schon so gestanden. Ich storniere die Reservierung und melde der App, dass der Innenraum wirklich sehr dreckig ist. Das Schlimmste an der Reservierung von Mietwagen, die Minutentarife haben, ist, dass man spät am Abend mindestens so lange einen Parkplatz sucht, wie man das Auto für die eigentliche Fahrt gebraucht hat. Es soll wohl schon vorgekommen sein, dass jemand nach halbstündigem Herumkreisen in der parkplatzfreien Zone entnervt wieder aus dem Stadtteil herausgefahren ist, um etwas in Nähe einer Nachtbusstation zu suchen. Mancher reagiert dabei vielleicht über, und fährt den goldenen Mietwagen so lange in eine vermeintliche Parklü

Brauseboys am 17.9. in der Kulturfabrik Moabit: Mit Lukas Meister & Paul Bokowski

Die fremde Frau (von Frank Sorge) Wir mieten ein Auto mit der App, ich schnalle mich an, und da ist sie, die fremde Frau. Sie hat ein fieses Parfüm und hat sich ihr Dekolleté damit begossen, genau dort, wo mir der Gurt jetzt meine Brust umschnürt. Es hilft kein Lüften, keine Aircondition, sie steigt nicht aus dem Auto. Als ich aussteige, kommt sie mit, auf Schritt und Tritt folgt sie mir. Sie ist mit bei Ikea, folgt uns durch die Warenhalle, sie fährt mit zurück und isst mit uns zu Abend. Selbst als ich mein Hemd ausziehe zur Nacht, ist sie immer noch da, und als ich Zähne putze, schaut sie mir über die Schulter. Erst am nächsten Morgen ist sie plötzlich weg, ich kann alleine duschen. Ich mag ihr so schnell auch nicht wiederbegegnen. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 17.9.20 / 20 Uhr Kulturfabrik Moabit (Windlicht), Lehrter Str. 35 Die Brauseboys - Weddinger Lesebühne in Moabit - Open Air mit Lukas Meister & Paul Bokowski! Das Beste an der zentralen Lage der Kulturfabrik ist, egal in

Brauseboys am 10.9. in der Kulturfabrik Moabit: Open Air mit Johanna Zeul

Die Moabiter Luft (von Frank Sorge) Moabit! Hör ich den Namen schon, muss ich vergnüglich lachen. Dort kann man sich, mit wenig Lohn,  'nen schönen Abend machen. Man sitzt im Hof, der Himmel schweigt dann hört man so Geschichten, und wenn ein Gast was Schönes geigt, fängt dein Herz an zu dichten: Das ist Moabiter Luft, Luft, Luft Süßer, holder Straßenduft, Duft, Duft Schlechte Laune gleich verpufft, pufft, pufft In dem Duft, Duft, Duft, Dieser Luft, Luft, Luft ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 10.9.20 / 20 Uhr Kulturfabrik Moabit (Windlicht), Lehrter Str. 35   Die Brauseboys - Weddinger Lesebühne in Moabit - Open Air mit Johanna Zeul! Das Beste an der zentralen Lage der Kulturfabrik ist, egal in welche Richtung man hinaus stolpert, man bleibt in der Zivilisation. Aber auch hinein kommt man mühelos:  Immer dem Herzen nach, und schon ist man drin in diesem paradiesischem Stadtteil, wo das Beste immer nur einen Donnerstag entfernt ist. Wenn es wieder Grillgut vom Stand des Café Moab gibt

Brauseboys am 3.9. in der Kulturfabrik Moabit: Im Rausch des Sommers

Heute gibt es Döner (von Frank Sorge) Im Hausflur treffe ich einen Nachbarn, der mit der Familie nach Brandenburg zieht. In wenigen Tagen ist es so weit, Hausrat und Möbel stehen im Flur zum Transport, er macht Pause mit einem Döner und ich habe einen verpackten Döner in der Hand. Es ist eine würdige letzte Begegnung unter Weddingern, bevor einer von ihnen in eine ungewisse Zukunft aufbricht. Wir kommen vom selben Imbiss. “Den werde ich vermissen”, sagt er, in seiner Stimme liegt echte Wehmut. “Das würde ich auch”, sage ich, “es gibt einfach keinen besseren Döner als in Wedding, Neukölln, Moabit und Kreuzberg." Man muss wirklich wissen, was man tut, wenn man diese Stadtteilgrenzen verlässt, oder gar ganz die Stadt. Nicht umsonst heißt die Hälfte der Läden in der sonstigen Republik ‘Berlin Döner’, denn hier steht der Leuchtturm, um den sich alles dreht. Auf ihn gespießt sind die Fleischlappen, und er selbst dreht sich, Tag und Nacht. Er ist alles, was wir sind: er ist ehrlich, er