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Brauseboys am 25.10. im La Luz: Erbst

Doppeltes Dilemma (von Frank Sorge)

Mein Sohn ist begeistert vom ferngesteuerten Auto des Kusins, wünscht sich eins zu Weihnachten. Die Zwillingsschwester schließt sich dem Wunsch an. "Willst du denn wirklich eins?" Zögern. "Du kannst dir auch was anderes wünschen." "Ja, aber dann müssen wir uns nicht streiten."
Sie sind drei Jahre, ich habe andere Konflikte erwartet. Also überhaupt Konflikte. Nicht Konfliktvermeidung.
Am nächsten Tag schreibt meine Tochter einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann. Sie schreibt ein paar Zeichen auf ein Papier, faltet es, schreibt ihren Namen drauf. Von diesen Fantasiezeichen stimmt immerhin schon der erste Buchstabe.
"Und was wünschst du dir?"
Natürlich das Auto, wie der Kusin es bekommen hat. Vom Spätverkäufer unten im Haus - kleines Geschenk an den treuen Kunden, der Geburtstag hat. Kann man sich nicht ausdenken.
Mich treibt aber längst etwas anderes um. Es ist ein Auto. Sie ein Mädchen. Wenn ich ihr ein Auto ausreden will, und der Junge bekommt eins, stehe ich doch ziemlich dumm da. Wie sieht das denn aus? Aber wenn sie es nur haben will, weil ihr Bruder es will, ist ausreden doch legitim, finde ich. Eine ziemliche Zwickmühle. Noch dazu finde ich selbst generell Autos überhaupt nicht interessant.
"Und was wünschst du dir zu Weihnachten?", fragen wir den Sohn einen Tag später beim Essen. "Einen Roller", sagt er. Genau so einen, wie ihn die Schwester schon hat. Es fügt sich doch alles von selbst, offenbar muss man sie einfach nur machen lassen.
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Donnerstag, 25.10. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)


Die Brauseboys - Lesebühne im Wedding

Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit fünfzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen. Diese Woche:

Le-Thanh Ho (Panoptikum)
Felix Römer (Mach doch!)

Vorschau - ab nächster Woche: 


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Fern (von Frank Sorge) Was tut am Fern so weh? Wenn ich meinen Wedding seh, dann ham wir doch alles  und keinen Mangel im Speziellen.   Solang uns die BVG nicht im Stich lässt, erreicht man noch den ganzen Rest des Planeten zu jeder Tageszeit.   Ja, so jubeln die Stadtteilpoeten. Es ist immer ne Kneipe offen und ein Späti im Morgengrauen.   Türkische Backwaren warm aus dem Ofen, Fische aus fremden Ozeanen, Importmärkte aller Couleur.   Hier ist so viel Ferne,  die gibt’s woanders gar nicht. Wo kann es dich hinziehn, als immer nach Berlin? ­ Brauseboys am Donnerstag, 9.5. (20 Uhr) mit Mimi Wohlleben   Haus der Sinne (Ystader Str. 10)   Ein wenig Sommergefühl tut unserer Stadt immer gut, aber die Phasen der Abkühlung sind auch wichtig. Da es absehbar weniger kühle Tage im Jahr werden, steigt sogar deren Bedeutung zur Erholung für Körper und Geist. Idealerweise sind derlei Tage mit einer inspirierenden Kulturveranstaltung gekrönt, die mit innerer Wärme ausgleicht, und was sollen wir sage