Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 15.6.: Summer Slam mit Micha Ebeling & Flonske

Die Kontrollgruppe (von Frank Sorge)

"Hallo, Sorge."
"Guten Tag, hier Eberhard Teufel von MORSA. Wir machen eine Umfrage zur Telefonnutzung und würden gerne mit der Person in Ihrem Haushalt sprechen, die zuletzt einen runden Geburtstag hatte, nicht unter 18 ist, ledig, aber keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, das Leben auch unter prekären Bedingungen genießen kann, mindestens zwei Kinder hat, in einem Schreibberuf arbeitet, aber noch keinen sensationellen Bucherfolg hinlegen konnte, und..."
"Sagen sie kurz..."
"Ja?"
"Beobachten Sie mich?"
"Wo denken Sie hin? Das sind nur diese ausgefeilten Algorithmen heutzutage, wirklich erstaunlich - ach ja, und die Person ist, die am ehesten nicht an einer Telefonumfrage teilnehmen und sich fadenscheinig aus dem Telefonat davonstehlen will."
"Wissen Sie, ich arbeite zu Hause und kann jetzt wirklich..."
"Noch dazu die Person, die jedes Mal nach dem Auflegen genau die Zeit lang darüber nachgrübelt, die die Umfrage gedauert hätte, was bloß in dieser Umfrage gefragt worden wäre. Trifft das alles auf Sie zu?"
"Ja, gut, egal - fragen Sie los."
"Äh, wirklich?"
"Jaja, nur zu. Sonst nicht, aber heute okay, ist gut, kein Problem. Mir fällt eh nichts ein, da kann ich nebenbei noch einen Kaffee machen. Ach so, sind Sie einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird?"
"Ja, aber müssten Sie nicht vielleicht... noch die Kinder gleich aus der Kita holen?"
"Tatsache, stimmt, aber die fünf Minuten, da will ich heute mal nicht so sein. Also bitte!"
"Tut mir leid, Herr Sorge, es ist mir wirklich peinlich, aber für diesen Fall sind wir hier gewissermaßen nicht vorbereitet."
"Für den Fall, dass ich nicht auflege?"
"Ich darf darüber nicht sprechen, aber ja, im Grunde, sagen Sie es nicht weiter: Sie sind nur die Kontrollgruppe."
"Irgendeine Umfrage werden Sie doch aber wohl machen, fragen Sie jetzt endlich was."
"Zur Telefonnutzung, ja, äh... nutzen Sie ihr Telefon?"
"Ich halte es in der Hand, ja, einen 'Nutzen' kann ich derzeit dabei nicht erkennen."
"Sind Sie nicht damit einverstanden, dass wir Sie für weitere Umfragen anrufen?"
"Ja, verdammt."
"Oh, danke. Prima, dann ist das schon alles. Vielen Dank für Ihre Nicht-Teilnahme."
Nie wieder lasse ich mich verleiten.
~#~#~#~#~#~#~#~#

Donnerstag, 15.6. /20.30 Uhr
La Luz (Oudenarder Str. 16-20, Osram-Höfe)

Dicht, Dichter, Brauseboys! Zum 2. Mal wird bei den Brauseboys vier Wochen lang geslammt. Nach der erfolgreichen Premiere im September 2015 wagt eine der ältesten wöchentlichen Lesebühnen Berlins erneut den Kulturaustausch. Ab dem 8. Juni bitten die fünf Vorleser aus dem Wedding eine handverlesene Auswahl der besten Poetry Slammer Berlins als featured Artists auf ihre Bühne und batteln selbst um die Gunst des Publikums. Teilt auch auf Facebook: Brauseboys: 10 Punkte!



Die Brauseboys - Themenwochen 'Summer Slam'
Jeden Donnerstag nehmen Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning ihre frisch geputzten Tastaturen und lassen es klappern.  Die empfohlene Wochendosis Lesebühne, seit vierzehn Jahren jeden Donnerstag mit illustren Gästen.

Micha Ebeling (Dreifacher Team-Champion im National Slam)
Flonske ('landen kann nur der, der fliegt')

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligabend mit den Brauseboys

Was ich mache, wenn ich nicht den Newsletter schreibe 1.) Eine Strichliste anlegen, wie oft ich das Wort Blitzeis im Radio höre. Überlegen, wie ich mit den Varianten "Blitzendes Eis", "Blitzkrieg", "Blitzer" und "geblitzt wird" umgehen soll. 2.) Pfefferkörner kaufen und in die Pfeffermühle bis zum Rand einkullern lassen, dann eine Brötchenhälfte mit Kassler und Käse belegen und mit Pfefferschrot schwärzen. Mich am frischen Duft der zerrissenen Splitter berauschen. 3.) Aus dem Fenster sehen. Auf der verbliebenen Schneedecke im Hof ist ein Vogel herumgelaufen, offenbar von schwerer innerer Verwirrung betroffen hat er stundenlang in vielfältigen Kreisen sein verstörendes Schneegemälde gemalt. 4.) Zeitung lesen und über Kopenhagen informieren. Der sudanesische Sprecher und "Bremser" heißt Lumumba Stanislaus Di-Aping. Die Ladezeit der Facebook-Fanseite von Thorsten Schäfer-Gümbel ist enorm. Er sagt: "Dem Schneckentempo

Sarah Bosetti

Las bei uns ihre Texte vor, filmt aber auch sehenswert .

Brauseboys am 21.3. (20 Uhr) mit Krazy & Sascha Bendiks

Baustellensynergie (von Frank Sorge) Nach Norden war es in letzter Zeit sehr unpraktisch mit der U6, weil man am Kutschi in den Ersatzverkehr wechseln musste. Durch den Kabelbrand geht der jetzt aber bis tief in den Wedding ohne Unterbrechung durch und wird damit plötzlich wieder attraktiv. Außerdem sind Streckenteile, bei denen sonst mühsam in der Nacht saniert wird, wochenlang gar nicht mehr befahren, was für einen erheblichen Fortschritt der Baustelle Seestraße sorgen sollte. Wird so vielleicht plötzlich der Rückschritt zum Katalysator und wir erleben kurz nach Ostern ein gelbes Wunder? Oder braucht es noch mehr Ersatzverkehr, kleine gezielte Nadelstiche, um den Gesamtkörper Nahverkehr wieder auf Trab zu bringen? Und wenn sowieso die ganze Müllerstraße mit der U-Bahn unterkellert ist, könnte man die Sache nicht bei der Gelegenheit mal umdrehen? Also Autos nach unten und die Bahnen nach oben? Für die Luft und Ampelschaltungen für Fußgänger wäre das gut und O-Bahnlinie 6 klingt doch