Wunschdenken (von Frank Sorge) In der Sprache gewinnt gerne mal das Wunschdenken über die Realität. Es steht 0:1 und die zurückliegende Mannschaft erkämpft sich nach zähem Ringen den Ausgleich. "Das ist die Führung!", ruft der Fernsehkommentator. "Nein, ist sie nicht", kommentiert mein Nebenmann trocken, "höchstens war das die Führung. Der anderen." "Muss man doch nicht so eng sehen", sage ich, "so für sich gesehen führen sie endlich mit einem Tor." "Für sich spielen die aber nicht." "Ja, im Gesamtspielzusammenhang steht es natürlich 1:1", gebe ich zu, "aber man könnte fast sagen, beide sind in Führung gegangen." "Der hat sich einfach vertan, können wir weiter Fußball gucken?", ruft jemand dazwischen. "Beide in Führung gegangen, so ein Quatsch." "Alles nur Gewöhnung, aber so könnte man dann sogar sprachlich einen Unterschied machen zu einem reinen 0:0."
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