Mit anderen Standards (von Frank Sorge)
Unser neuer Toaster hat recht kräftige Federn, so dass die Toastscheiben nahezu euphorisch aus den Schlitzen hervorspringen, wenn sie fertig sind. Hoppsassa, der Toast ist da. Manchmal aber ist der Eifer zu groß und eine Scheibe entkommt den Schlitzen, macht sich frei von der Gravitation des Geräts und landet auf dem Fußboden. Leider gar nicht so selten, was mich nachdenklich stimmt. Man will ja nicht gleich von einer Fehlkonstruktion reden, aber wird so ein Toaster nicht auch mal getestet, oder kann man das für ein günstiges Gerät nicht voraussetzen? Oder ist es eine globale Unschärfe der Realität? Essen zum Beispiel die Chinesen, die den Toaster zusammengebaut haben, überhaupt Toast? Oder werden bei den Tests keine echten Toastbrote, sondern Testbrote mit ganz anderen Standards getoastet? Womöglich ist der Toaster auf übergroße amerikanische Scheiben optimiert, globalisiert ergab das bis vor kurzem ja noch Sinn.
Als mögliches Hindernis hat dieser Toaster noch zwei Stangen oben zum Ausklappen, auf die man Dinge über die Schlitze legen kann zum Erwärmen. Die ausgefahrenen Stangen verhindern zwar nicht gänzlich das Herausschleudern, aber einige Springscheiben bleiben doch mit einer Toastecke dran hängen. Bei diesen Toasts wiederum mussten wir dann beobachten, dass der zusätzliche Stoß an einer Stange aber gelegentlich einen Drall bewirkt, der das Herausfliegen nicht verhindert, sondern erst zum Kunststück macht. Da fliegt die Scheibe nicht nur, sie dreht sich dann auch noch um sich selbst, bevor sie auf dem Fußboden landet.
Da meine Familie komisch geguckt hat, als ich dem Frühstück auf dem Boden applaudiert habe, stelle ich mich jetzt nur noch neben den Toaster und trainiere meine Reflexe mit dem Auffangen der Scheiben. Da geht dann im Zweifel der Applaus an mich.
Donnerstag, 15.5. (20 Uhr)
Haus der Sinne (Ystader Str. 10)
Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns, das gilt jetzt schon seit Anfang des Jahres. Da ist was los auf dieser Erde, mannomann! Andere Planeten zu bewohnen würde eindeutig den Vorzug bieten, dass es hier wieder etwas ruhiger werden könnte. Sollen sie alle Ambitionen und Streitigkeiten, alle Egos und das Kriegsgerät doch mit sich nehmen, diese Erdauswanderer, und macht bitte eine große Runde und kommt gar nicht erst zurück mit dem Zeug. Wir Zurückgebliebenen machen uns dann einen schönen Lenz im Grünen, mit allem was wächst, summt, blüht, grast und flattert. Vor allem mit mehr Zeit für Lesebühnen, warum nur wöchentlich im Paradies stattfinden, warum nicht täglich? Wäre das nicht traumhaft, nach jedem Donnerstag ist einfach wieder Donnerstag? Vorläufig zwingen uns leider die Umstände, die Woche mit anderen Wochentagen zu teilen, dafür machen wir es uns besonders schön. Wie diese Woche mit den feinen Gästen Andreas Gläser und Luksan Wunder.
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