Pluralismus (von Frank Sorge)
In meiner Kindheit wurde viel Gewese um das Aufrechterhalten des Weihnachtsmann-Mythos gemacht. Dazu gehörte, dass die Besorgung der Geschenke unter größter Geheimhaltung erfolgte. Der Moment, nicht mehr an den Weihnachtsmann zu glauben, schien wichtig und war eine erste Initiation, die große von kleinen Kindern unterschied. Bei den Kindern heute scheint das etwas anders zu sein. Die Frage, an den Weihnachtsmann zu glauben, ist nur noch eine unter vielen. Wie viele gibt es insgesamt, um alles zu bewerkstelligen? Kann man ihm oder ihr auch eine WhatsApp-Nachricht schreiben? Selbst die Amazon-Pakete können bequem erklärt werden, denn der Weihnachtsmann wäre schön blöd, wenn er nicht auch einen Lieferservice nutzen würde. Ganz selbstverständlich scheint es sowieso, dass irgendwer bei seinen Aufgaben aushilft, ohne den Protagonisten selbst zu Gesicht zu bekommen. Was auch zufällig der Plot so ziemlich jedes Weihnachtsbuches, jedes Weihnachtsfilms, und jeder Weihnachtsfolge jeder beliebigen Kinderserie ist. Selbst mit den Vierjährigen ertappe ich mich beim gemeinsamen Sinnieren darüber, ob man nicht durch das Verkleiden selbst auch ein wenig zum Weihnachtsmann wird, wie ein Superheld. Ein Vorschulkind kommt in die Kitagarderobe gerannt und schreit "den Weihnachtsmann gibt es gar nicht". Alle zucken mit den Schultern. Es gibt viel wichtigere Fragen, und so viele mehr.
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Donnerstag, 5.12. /20.30 Uhr
Eschenbräu (Triftstr. 67, nahe U-Leopoldplatz und S-Wedding)
Die Brauseboys - Lesebühne im Wedding - jetzt im Eschenbräu!
Seit sechzehn Jahren jede Woche neue Texte, Betrachtungen, Musik und belebende Heiterkeit. Am 5.12. lesen & singen ALLE Boys. Thilo Bock, Nils Heinrich, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning - und aufgepasst: das letzte Mal im Dezember im Wedding, denn bis 11.1.2020 sind wir auch donnerstags mit dem Jahresrückblick im Kookaburra. Dann kehren wir am 16.1. wieder zurück in den Braukeller der Herzen. Am 5.12. begrüßen wir den Slam-Aussteiger und Tausendsassa:
Frank Klötgen (hirnpoma.de)
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