Direkt zum Hauptbereich

Brauseboys am 8.12.: Spekulationen


Fernsehgebäck (von Volker Surmann) 

Es war nur ein kurzer Klick, aber mit ungeahnten Auswirkungen. Wieso heißt Spekulatius eigentlich Spekulatius? Aber die Wikipedia schwieg sich aus. Da hab ich mich wohl verspekuliert, dort was zu finden. Spekulieren kommt von speculari (spähen/beobachten). Aber was was soll das heißen? Dass diese Kekse gar nicht zum Essen da sind, sondern nur zum Angucken? Und zwar aus der Ferne. Fernsehkekse. Mit anderen Worten Chips. Also was jetzt? Knabbern oder nicht knabbern? 
Nein, das Internet muss doch mehr wissen! Spekulatius haben ihre Heimat im tiefen Westen: Belgien, Niederlande und Westfalen. Anders als in Deutschland ist in Holland zwar nicht das ganze Jahr über Weihnachten, aber man isst das ganze Jahr über Spekulatius, erfahre ich. Und auch in Indonesien isst man Spekulatius, aber Indonesien war ja mal niederländisch. Es gibt wahrlich Schlimmeres, was die Niederländer den Indonesiern angetan haben, als ihnen Spekulatius zu hinterlassen. 
Das Wiktionary will sich nicht festlegen: Kommen Spekulatius von speculum (Spiegel/Abbild) und heißen so, weil sie als Keks spiegelbildlich das abbilden, was die Form ausfüllt (Bauernscheune, Pferd, Elefant)? Oder sich weil das eigene Spiegelbild nach reichlichem Genuss wandelt Richtung entsprechendem Abbild (Bauernscheune, Pferd, Elefant)? Oder kommen die Kekse zu ihrem Namen über verschlungene mittelniederländische Wege von speculatie (Betrachtung, später auch Überlegung, Wohlgefallen, Fantasie)? Demnach wären Spekulatius Fantasiegebäck für Feinschmecker oder gebackener Tischschmuck. Also doch zum Angucken. Spekulatius - nichts anderes als eine frühe Vorform des Plasma-TV? 
Der Heilige Nikolaus trug übrigens auch den Beinamen Speculator (Bischof), weil Bischöfe halt auch immer so gucken. Außerdem schaute der Heilige Nikolaus immer den armen Leuten von fern ins Fenster, um zu gucken, ob es ihnen gut geht. Also schon wieder Fernsehen. Heiliges Fernsehen. Und Spekulatius heißen demnach Spekulatius, weil sie einstmals am Nikolaustage gebacken wurden. Das stimmt natürlich gar nicht, denn Spekulatius werden heute im August gebacken. Von da können sie Nikolaus natürlich nur aus der Ferne sehen. 

~#~#~#~#~#~#~#~# 
Donnerstag, 8.12. /20.30 Uhr 
Mastul (Liebenwalder Str. 33, nahe Osram-Höfe) 

BRAUSEBOYS 

Neue Texte, Musik und Multimedia mit Paul Bokowski, Hinark Husen, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann, Heiko Werning und Gästen. Achtung: Alle regulären Termine im Dezember finden im Mastul statt. 

Gäste: 
Sarah Bosetti (Couchpoetin) 
Danny Dziuk (Leichte Verse, schwere Brocken) 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brauseboys am 2.12. im Slaughterhouse (20 Uhr, 2G) + Livestream: Mit Amalia Chikh

Illusionen von Frank Sorge Kennt Ihr noch das Gefühl, auch nach langem Widerstand und dem Ausschöpfen aller rhetorischen Mittel, jemand anderem Recht zu geben? Oder die Verwunderung darüber, nachdem man sein Pulver rundherum verschossen hat, dass man im abziehenden Nebel auf verlorenem Posten war? Oder die Ohnmacht, mit den Sohlen direkt  hineingetreten, einer wirklich peinlich idiotischen Sache auf den Leim gegangen zu sein? Kennt ihr das noch, die Haltung, wie man sich selbst zuhört, worüber man redet, und über sich ein Urteil fällt, ausnahmsweise unbeschönigt? Erinnert Ihr euch an Argumente ohne Rosinenpicken, Strohfeuerwendungen, ohne Täter-Opfer-Umkehr, unlautere Verharmlosungen oder Totschlag-Sperrfeuer, und ohne den Nationalstolz der Weißen? Dann ist ja gut, ich dachte schon, das gäb es kaum noch mehr. Es ist noch alles da, es ist in Mehrheiten vorhanden. Das ist beruhigend und keine Illusion. ~#~#~#~#~#~#~#~# Donnerstag, 2.12. /20 Uhr Kulturfabrik Moabit (Lehrter Str. 35) Bra

Brauseboys Live + Stream am 24.2. (20 Uhr, 2G) im Slaughterhouse: Mit Felix Jentsch

Russisches Roulett (von Frank Sorge) Ralle: Dit is' Ding, wa? Mit die Ukraine? Dieter: Wat ham die denn für ne Inzidenz? Ralle: Nich Corona, Dieter, Invasion. Dieter: Jibts ne neue Mutante? Ralle: Alte Mutante, Sowjet-Style. Dieter: Und jetzt ham die mehr Medaillen, oder wat? Ralle: Nich Olympia, Dieter, die Russen. Dieter: Ja, die hatten die meisten, oder? Ralle: Nee, dit war früher mal, die warn jarnich dabei, also doch, aber nich als Russland. Dieter: Ach, jenau, wegen Doping. Wie hieß do' gleich der chinesische Jesundheitsminister? Ralle: Janz olle Kamelle, Dieter. Minister ham die ooch, gloob ick, janich mehr, macht allet Putin. Dieter: Der kann Karate, wa? Ralle: Judo. Dieter: Und wat sacht der jetzt? Ralle: Versteh ick nich, aber wat er macht, sieht man ja. Panzer, Soldaten, Raketen, die janze Grenze lang een Uffmarsch. Een abjekartetet Spiel, sag ick dir. Dieter: Ick kenn nur Russisch Roulett. Ralle: Jenau, so ähnlich kommt mir dit vor, nur mit alle Patronen drin. Sag

Brauseboys am 24.12.: Früher war mehr Lesung

Monolith auf Monolith III (von Frank Sorge) Es begab sich aber zu der Zeit, in der Infektionszahlen nicht sehr geschätzt waren, dass alle Menschen aufgefordert wurden, an den Ort ihres größten Einkaufszettels zu wandern, um möglichst viele Weihnachtsgeschenke noch zu erledigen. Es war auch die Zeit, in der man ‘Weihnachtgeschi’ eingeben muss, um überhaupt einen Treffer zu ‘Weihnachtsgeschichte’ zu landen, denn es war die Zeit der Geschenke, nicht der Geschichten. Da machte sich auch Frank aus dem Wedding, auf in das alte Land, das da heißt Tempelhof, und ging zum Ikea, damit er gezählt werde bei Eingang und Ausgang, und damit seine Finanzen geschätzt werden könnten, im Vergleich zum Einkaufe. Und er hatte einen Beutel dabei, darin waren andere Beutel, und in einem Beutel sogar noch ein Beutel. Und als er dort war, kam nach einer Stunde Schlangestehen die Zeit, dass er einkaufte. Und er nahm ein erstes Paket Kerzen und legte es in einen Einkaufswagen, denn er hatte sonst keinen Raum in